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V Architekturausstattung
1 EINLEITUNG ZUM PERISTYLHOF 38b UND 38b.l
Neben den zahlreichen Räumen, die insbesondere durch Wandmalerei oder Marmorinkrustation dekoriert
worden sind, gibt es in der WE 7 mit dem Peristylhof 38b nur ein Raumensemble, das mit massiver Säu-
lenarchitektur ausgestattet ist (Taf. 3). Die Wände des Umgangs selbst sind aus Ziegeln und Bruchstein/
Haustein gebaut, lediglich die Säulen und Pfeiler des Peristyls sowie Basen, Kapitelle und Stylobate beider
Geschoße sind aus marmornen Werksteinen errichtet. Die Architrave müssen aus Holz gefertigt gewesen
sein, wie das Fehlen von steinernen Balken beweist; damit stimmt die Bauweise mit jener in den übrigen
Wohneinheiten des H 2 überein1.
Die Bauteile von zumindest zwei Geschoßen des Peristylhofes sind erhalten. Im unteren Geschoß
standen unkannelierte Marmorsäulen ohne Basis auf einem Marmorstylobat und wurden von einfachen
dorischen Kapitellen bekrönt. Über dem zu rekonstruierenden hölzernen Architrav waren die Stylobatplat-
ten des Obergeschoßes verlegt. Diese waren an der zum Hof weisenden Seite glatt und bemalt und kragten
über den Architrav über, auch die >Hängeplatte<, also der vor die Architrave vorkragende Teil des Unterla-
gers, war farbig gefasst.
Das Obergeschoß wurde mit einfachen >dorischen< Basen, unkannelierten Säulen und ionischen Kapi-
tellen gebildet. Die Überlager müssen auch hier wieder aus Holz gewesen sein. Die Abfolge der übereinan-
der gestellten Ordnungen ist damit durchaus kanonisch2.
Bei der Freilegung des Hofes wurden in den Jahren 1980 und 1981 zahlreiche Bauteile in Sturzlage
aufgefunden3. Skizzen und Photos dieser Grabungen ermöglichen teilweise eine klare Zuordnung einzelner
Bauteile an bestimmte Positionen. Die Säulentrommeln des Unter- und Obergeschoßes sind gleich bearbei-
tet, weisen fast durchwegs je ein zentrales Dübelloch im Ober- und Unterlager und sehr unterschiedliche
Höhen auf. Die Pfeiler am Zugang zu Raum 38 lassen sich aus den erhaltenen Teilen rekonstruieren. Den-
noch ist es aufgrund der vielen ähnlichen Bauteile kaum möglich, eine gesicherte Höhe der Ordnungen
zu gewinnen. Einen Hinweis geben hier die Balkenlöcher für die hölzernen Deckenbalken der benachbart
anschließenden Räume wie Raum 32e, die das Bodenniveau des Obergeschoßes ausweisen und somit auch
für den oberen Umgang des Peristyls relevant sind.
Mit großer Wahrscheinlichkeit gehört das Peristyl 38b zu den ältesten Bauphasen der WE 7. Die sparsam
dekorierten Bauteile beider Geschoße geben für sich kaum einen Hinweis auf eine genaue Zeitstellung. Die
Säulenschäfte weisen mit ihrer einfachen Ausführung allgemein auf die Kaiserzeit, ebenso die dorischen Kapi-
telle und die Basen. Lediglich die ionischen Kapitelle sind per se zu datieren und weisen in das 2. Jh. n. Chr.
2 PERISTYLHOF 38b IM ERDGESCHOSS
Das Peristyl ist dreiseitig und öffnet sich nach Süden zur Exedra Raum 38 (Taf. 3). Der im Westen, Norden
und Osten verlegte Stylobat des Untergeschoßes lässt in seiner letzten uns erhaltenen Form unterschiedliche
technische Lösungen und zumindest zwei Bauphasen erkennen.
Im Westen wurde der Stylobat aus unterschiedlich großen Marmorplatten gebildet (Taf. 2; 3; 423). Die
beiden Platten, auf denen je eine Säule zu stehen kam, waren nur wenig größer als die Unterlager der Säu-

1 Thür, WE 4, Materialien und Bautechnik, 23. 30 f.; Thür, WE 4, Architekturausstattung, 159 f.; RATHMAYR, WE 1 und 2, Mate-
rialien und Bautechnik, 10. 100 f.; Plattner, WE 1 und 2, Architekturdekoration, 149. 512.
2 Liljenstolpe, Orders, 137. 146 f.
3 Zur Chronologie der Freilegung s. Rathmayr, Kap. 1.2.2.
 
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