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VI Rekonstruktion des Daches
Wie bereits bei den anderen Wohneinheiten des H 21 sind vom Dach der WE 7 keine Funde und Befunde
mehr vorhanden2, die eine gesicherte Rekonstruktion des Daches ermöglichen. Daher können über die
ursprüngliche Gestalt der Dachlandschaft nur Hypothesen gemacht werden, wobei folgende Anhaltspunkte
dafür herangezogen werden können: zum Ersten die Rekonstruktion der WE während der einzelnen Bau-
phasen - insbesondere sind naturgemäß die Räume des Obergeschoßes heranzuziehen; und zum Zweiten
die Möglichkeiten der Dachentwässerung mittels Fallrohre in einen Hof oder außerhalb der Wohneinheit.
Für die WE 7 ist die Existenz eines Obergeschoßes ab Bauphase I gesichert3. Das zentrale Element ist
dabei das OG-Peristyl 38b. 1 mit einer Höhe von ca. 3.60 m4. Von diesem Peristyl waren auf der N-, O- und
W-Seite Räume zugänglich, die aus konstruktiven Gründen über jenen des EG rekonstruiert werden5. Der
südliche Bereich des OG mit dem Verteilerbereich 37 und einer Reihe von Wirtschaftsräumen (33, 34/34a,
34b, 35) befand sich hingegen nicht direkt am OG-Peristyl, sondern auf einer oberen, natürlichen Gelän-
deterrasse. Ab Bauphase II war im südöstlichen Bereich des OG ein zweiter kleinerer Hof (Raum 32d) mit
Umgängen im Norden, Süden und Westen vorhanden6, von dem aus die Räume 36c. 1, 36d.l und 36e.l, die
über den westlichen EG-Räumen der WE 6 lagen, erschlossen und belichtet wurden. Die in diesem Bereich
durchgeführten Änderungen in Bauphase IV - zum einen wurden die Türöffnungen der zuvor genannten
Räume nach Westen abgemauert und sie orientierten sich nun nach Osten zu dem neu errichteten OG-Peri-
styl der WE 67, zum anderen wurden aus den N- und S-Umgängen des Hofes 32d eigenständige Räume -
beeinflussten nicht notwendigerweise die Form des Daches. Daher basiert die hier vorgeschlagene Dachre-
konstruktion (Textabb. 1; Taf. 475 Abb. 1) auf der Rekonstruktion des OG der Bauphase II (Taf. 335); die
Gestalt des Daches änderte sich wahrscheinlich ab dieser Phase bis zur Aufgabe der WE 7 nicht.
Wie also auch bereits bei den anderen WE des H 2 bildeten die Höfe die zentralen Elemente der Dach-
landschaft, da über diese ein Teil der Dachentwässerung erfolgte und sie zudem aus Gründen der Belichtung
und Belüftung der WE oben offen waren8. Bei der WE 7 werden über den N-, O- und W-Umgängen des
OG Peristyls 38b. 1 zum Innenhof hin geneigte Dächer vorgeschlagen, die auch dorthin entwässert wurden9.
Wie schon bei den anderen WE ist die Dachneigung zwischen 15 und 20 Grad festzulegen10. Die Dächer
über dem O- bzw. W-Umgang setzen sich nach Süden fort und überdecken somit den Gangbereich 38a. 1
im Osten und Raum 40.1 im Westen. Von diesen Dächern ausgehend, können über den angrenzenden Räu-
men nach außen geneigte Dächer angenommen werden, die jeweils mit den Dächern über den Umgängen
Satteldächer bilden. Dabei konnte das nach Norden geneigte Dach über den Räumen 38e.l, 38h. 1 und
38i. 1 auf die tieferliegenden sog. Tabernen entwässert werden11, dasjenige über Raum 41a/b und den im

1 Adenstedt, WE 4, Dach; Adenstedt, WE 1, Dach; Adenstedt, WE 2, Dach; Adenstedt, WE 6, Dach, Kap. VI.5.
2 Es wurden allerdings Funde von Dachziegeln im Bereich der WE 7 dokumentiert, s. Ployer, Kap. XI.5 und XI.6 bzw. Schei-
belreiter-Gail, Kap. XVII. Sie liefern allerdings fiär die Gestalt des Daches keine Anhaltspunkte.
3 s. Rathmayr, Kap. IV.6.
4 s. Plattner, Kap. V.2 und V.4.
5 Rathmayr, Kap. IV.6.
6 Rathmayr, Kap. IV.6. Hilke Thür datiert die Errichtung dieses Hofes und der angrenzenden OG-Räume bereits in Bauphase I.
s. Thür, WE 6, Rekonstruktion der Bauphasen, Kap. IV.2.C.
7 Rathmayr, Kap. IV.6; Thür, WE 6, Rekonstruktion der Bauphasen, Kap. IV.5.C.
8 Rathmayr, Kap. IV.7.
9 s. Rathmayr, Kap. IV.8. Das in den Hof 38b eindringende Regenwasser wurde in den Hauskanal geleitet, die Eintrittsöffnung
wird in der NW-Ecke des Hofes vermutet.
10 Vgl. Filgis - Radt, Stadtgrabung, 37 bzw. 59; Wulf, Stadtgrabung, 20. Bei einer stärkeren Neigung wäre ein Abgleiten der
vermutlich lose auf einer Bretterschalung liegenden Dachziegel zu befürchten.
11 Für den Bereich der 45er-Räume kann ein nach Norden gerichtetes Pultdach bzw. ein Satteldach mit O-W verlaufendem First
angenommen werden.
 
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