Einleitung
B. Czurda-Ruth
In den Jahren 1996 und 2003 konnten die Ergebnisse der mehr als 40jährigen Ausgrabungstätigkeit in Hang-
haus 1 in Ephesos von C. Lang-Auinger und ihren Mitarbeitern in zwei eindrucksvollen Publikationen vor-
gelegt werden. War der erste Band1 dem Baubefund gewidmet, beinhaltete der zweite Band2 die Funde und
Ausstattung mit Ausnahme der Keramik und des Glases. Dieses kann nun in Band VIII 7 der Forschungen
in Ephesos vorgelegt werden.
In späthellenistischer Zeit als feudales Peristylhaus gebaut3, erfolgte eine grundlegende Neugestaltung nach
dem ersten großen Erdbeben in tiberischer Zeit. Der Bauschutt wurde an Ort und Stelle eingeebnet, was eine
bis 2,80 m dicke, durch Dachziegel versiegelte Zerstörungsschicht mit homogenem Fundmaterial zur Folge
hatte, die das Fundament für die in traianischer Zeit mit anderer Orientierung errichtete Domus bildete4. Nach
einem neuerlichen verheerenden Erdbeben im 3. Viertel des 3. Jhs. n. Chr. wurde zwar mit einem Wiederauf-
bau begonnen, doch nicht zuletzt wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage nicht als repräsen-
tativer Großbau, sondern aufgeteilt in kleinere Wohneinheiten mit zusätzlichen kleinen Handwerksbetrie-
ben5.
Der Baugeschichte entsprechen auch die Glasfunde: sie zeigen naturgemäß einen zufälligen Querschnitt durch
sieben Jahrhunderte Glasgeschichte, von den späthellenistischen geformten Schalen bis zu spätantiken For-
men. Auffallend ist, daß es sich, vor allem in der Frühzeit, fast ausschließlich um typisch römisches Tafelge-
schirr handelt, während Gefäße zur Vorratshaltung oder für den privaten Gebrauch fast vollständig fehlen. So
fanden sich z. B. nur wenige frühe Balsamare, vorwiegend in den den Peristylhof der Domus umgebenden
Räumen. Dieser Befund unterstreicht die Annahme von C. Lang-Auinger6, daß das Hanghaus nicht als Wohn-
haus der Oberschicht, sondern als Banketthaus für ein vielleicht mit dem gegenüberliegenden Hadrianstempel
in Verbindung stehendes Collegium diente. Nach dem Erdbeben im dritten Viertel des 3. Jhs. n. Chr. trat eine
deutliche Verarmung in Qualität und Formenvielfalt ein, hochwertige Gläser sind daher nur mehr in der Um-
gebung der auch in ihrer sonstigen Ausstattung luxuriösen Räume rund um SR 1 anzutreffen.
Eine weitere Besonderheit liegt in der Verteilung der Glasfunde: gewisse Formen fanden sich gehäuft in ei-
nigen Räumen wie z. B. die frühen einfach gerundeten Ränder im Hof F 2, Flaschenfragmente in einer Bo-
denvertiefung in Taberna V/27 oder alle Lampen mit drei sog. Schwanzhenkeln im Oberstock der Taberna
XII. Im Gegensatz dazu ist in manchen Räumen, besonders in der Wohneinheit 3 (SR 5, 14, 16-19, 21) gar
kein Glas zu Tage gekommen.
Entsprechend der Lage der Stadt am Schnittpunkt zwischen Europa und Kleinasien bzw. dem Vorderen Ori-
ent überschneiden einander auch in den Glasfunden östliche und westliche Einflüsse. Bis in die Hälfte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts erfolgte die Versorgung mit Glasprodukten wohl ausschließlich aus dem
östlichen Mittelmeerraum, woraus sich die völlige Absenz typisch italischen Glases, wie z. B. jeglicher Art
von Mosaikglas, Gläsern mit buntgefleckter Oberfläche, farbiger zarter Rippenschälchen mit Fadenauflage
etc., erklärt. Import aus dem Westen in größerem Stil läßt sich ab flavischer Zeit nachweisen. Bemerkenswert
ist, daß auch für die Spätzeit manche der an anderen Fundorten zahlreich belegten Formen gänzlich fehlen
1 FiE VIII 3.
2 FiE VIII 4.
3 Zur Baugeschichte s. Lang-Auinger 1996 passim; Lang-Auinger 2003b, 16-21; Lang-Auinger 2003c, 328-333.
4 Diese Schicht beinhaltet einen fast(?) vollständigen Hausrat (Ladstätter 2003, 83), sein Glasanteil bildet Komplex 4, S. 224.
5 Lang-Auinger 2003c, 333.
6 Lang-Auinger 2003b, 19; Lang-Auinger 2003c, 332.
7 Lang-Auinger 2003b, 20.
B. Czurda-Ruth
In den Jahren 1996 und 2003 konnten die Ergebnisse der mehr als 40jährigen Ausgrabungstätigkeit in Hang-
haus 1 in Ephesos von C. Lang-Auinger und ihren Mitarbeitern in zwei eindrucksvollen Publikationen vor-
gelegt werden. War der erste Band1 dem Baubefund gewidmet, beinhaltete der zweite Band2 die Funde und
Ausstattung mit Ausnahme der Keramik und des Glases. Dieses kann nun in Band VIII 7 der Forschungen
in Ephesos vorgelegt werden.
In späthellenistischer Zeit als feudales Peristylhaus gebaut3, erfolgte eine grundlegende Neugestaltung nach
dem ersten großen Erdbeben in tiberischer Zeit. Der Bauschutt wurde an Ort und Stelle eingeebnet, was eine
bis 2,80 m dicke, durch Dachziegel versiegelte Zerstörungsschicht mit homogenem Fundmaterial zur Folge
hatte, die das Fundament für die in traianischer Zeit mit anderer Orientierung errichtete Domus bildete4. Nach
einem neuerlichen verheerenden Erdbeben im 3. Viertel des 3. Jhs. n. Chr. wurde zwar mit einem Wiederauf-
bau begonnen, doch nicht zuletzt wegen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage nicht als repräsen-
tativer Großbau, sondern aufgeteilt in kleinere Wohneinheiten mit zusätzlichen kleinen Handwerksbetrie-
ben5.
Der Baugeschichte entsprechen auch die Glasfunde: sie zeigen naturgemäß einen zufälligen Querschnitt durch
sieben Jahrhunderte Glasgeschichte, von den späthellenistischen geformten Schalen bis zu spätantiken For-
men. Auffallend ist, daß es sich, vor allem in der Frühzeit, fast ausschließlich um typisch römisches Tafelge-
schirr handelt, während Gefäße zur Vorratshaltung oder für den privaten Gebrauch fast vollständig fehlen. So
fanden sich z. B. nur wenige frühe Balsamare, vorwiegend in den den Peristylhof der Domus umgebenden
Räumen. Dieser Befund unterstreicht die Annahme von C. Lang-Auinger6, daß das Hanghaus nicht als Wohn-
haus der Oberschicht, sondern als Banketthaus für ein vielleicht mit dem gegenüberliegenden Hadrianstempel
in Verbindung stehendes Collegium diente. Nach dem Erdbeben im dritten Viertel des 3. Jhs. n. Chr. trat eine
deutliche Verarmung in Qualität und Formenvielfalt ein, hochwertige Gläser sind daher nur mehr in der Um-
gebung der auch in ihrer sonstigen Ausstattung luxuriösen Räume rund um SR 1 anzutreffen.
Eine weitere Besonderheit liegt in der Verteilung der Glasfunde: gewisse Formen fanden sich gehäuft in ei-
nigen Räumen wie z. B. die frühen einfach gerundeten Ränder im Hof F 2, Flaschenfragmente in einer Bo-
denvertiefung in Taberna V/27 oder alle Lampen mit drei sog. Schwanzhenkeln im Oberstock der Taberna
XII. Im Gegensatz dazu ist in manchen Räumen, besonders in der Wohneinheit 3 (SR 5, 14, 16-19, 21) gar
kein Glas zu Tage gekommen.
Entsprechend der Lage der Stadt am Schnittpunkt zwischen Europa und Kleinasien bzw. dem Vorderen Ori-
ent überschneiden einander auch in den Glasfunden östliche und westliche Einflüsse. Bis in die Hälfte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts erfolgte die Versorgung mit Glasprodukten wohl ausschließlich aus dem
östlichen Mittelmeerraum, woraus sich die völlige Absenz typisch italischen Glases, wie z. B. jeglicher Art
von Mosaikglas, Gläsern mit buntgefleckter Oberfläche, farbiger zarter Rippenschälchen mit Fadenauflage
etc., erklärt. Import aus dem Westen in größerem Stil läßt sich ab flavischer Zeit nachweisen. Bemerkenswert
ist, daß auch für die Spätzeit manche der an anderen Fundorten zahlreich belegten Formen gänzlich fehlen
1 FiE VIII 3.
2 FiE VIII 4.
3 Zur Baugeschichte s. Lang-Auinger 1996 passim; Lang-Auinger 2003b, 16-21; Lang-Auinger 2003c, 328-333.
4 Diese Schicht beinhaltet einen fast(?) vollständigen Hausrat (Ladstätter 2003, 83), sein Glasanteil bildet Komplex 4, S. 224.
5 Lang-Auinger 2003c, 333.
6 Lang-Auinger 2003b, 19; Lang-Auinger 2003c, 332.
7 Lang-Auinger 2003b, 20.