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Adenstedt, Ingrid; Thür, Hilke [Editor]; Rathmayr, Elisabeth [Editor]; Kanitz, Ernst [Editor]
Hanghaus 2 in Ephesos, die Wohneinheit 6: Baubefund, Ausstattung, Funde (Band 8,9: Textband 2): Textband 2 — Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.46291#0418
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Auswertung

Ein weiterer Mosaikboden aus hellenistischer Zeit wurde bei einer Sondierung unter dem Marmorplattenboden in der nördlichen Hälfte des
Innenhofs von 31a in situ angetroffen. Die Grabung wurde 0.50 m südlich der Einfassung des Tiefbrunnens im Hof angelegt (Taf. 128.3).
Eine Putzkante im Westen zeigt einen Bauzusammenhang des Paviments an dieser Seite an (Taf. 128.3; 132.24-27). Bei der Verlänge-
rung der Sondage nach Osten zeigte sich, dass der Boden dort ausgerissen ist, und im Schutt fanden sich neben Wandmalereifragmenten18
auch Tesserae des Mosaikbodens. Bei der Erweiterung der Sondage nach Süden konnten Reparaturen im Mosaikboden und ein Ausriss
des Bodens im mittleren Bereich des Innenhofs von 31a festgestellt werden, wobei der Boden nicht sehr viel weiter nach Süden gereicht
haben kann, da 0.30 m südlich des Ausrisses der anstehende Fels bereits ein höheres Bodenniveau anzeigt; der Boden muss hier an eine
bauliche Struktur angesetzt gewesen sein19. Aus den genannten Gründen steht daher sein westliches und südliches Ende fest20. Insgesamt
betrug die freiliegende Fläche des Mosaiks ca. 2.5 x 2.5 m. Die Bodenoberkante lag ca. 0.66 m tiefer als jene des Stylobats des Peris-
tylhofs 31a aus Bauphase I und kann bei 18.40 m absoluter Höhe rekonstruiert werden. Der östliche Teil des Bodens wurde durch einen
N-S-Kanal gestört21. Am Paviment hafteten Kalk- und Mörtelbrocken, die anzeigen, dass man den Boden bei der Errichtung der WE 6
(= Bauphase I)22 als Arbeitsniveau verwendet hatte. Wie der Mosaikboden in 31c, besteht der Boden in 31a überwiegend aus weißen
Tesserae mit eingestreuten, vereinzelten weißen, gelben, roten und blauen Steinchen. Laut Ausgräberin U. Outschar war auffallend,
„dass der Boden vollkommen glatt (wie geschliffener Terrazzo)“ aussah und „Mörtelbett und Mosaiksteine eine einheitliche, glatte Ober-
fläche bildeten“. Wahrscheinlich hatte man den Boden dadurch wasserfest gemacht. Dieses Merkmal und die Tatsache, dass der Boden
um ca. 0.50 m tiefer lag als der unweit nördlich davon ebenfalls bereits in hellenistischer Zeit vorhandene Mosaikboden in 31c lassen
in dem Paviment von 31a den Bodenbelag eines offenen Hofs vermuten23. Der rekonstruierte hellenistische Peristylhof hatte aber eine
deutlich geringere Größe als der kaiserzeitliche. Eventuell waren in den Umgängen wie bei vergleichbaren Häusern in Delos, die einen
Mosaikboden im Innenhof hatten, nur Erdfußböden vorhanden24. Für die Annahme einer Kombination aus Mosaikboden und einfachem
Erdfußboden im rekonstruierten hellenistischen Peristylhaus unter der WE 6 könnte sprechen, dass bei der Grabung im N-Umgang kein
älterer Bodenbelag festgestellt wurde.
Aus den Sondagen im N-Umgang von 31a stammen Reste von Wandmalereidekorationen 1. und 2. Stils, die der Stilentwicklung dieser
Malereien im östlichen Mittelmeerraum zufolge zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und der frühaugusteischen Zeit datiert werden25. Die abge-
schlagenen Malereistücke wurden anplaniert, weshalb ein definitiver Raumkontext fehlt. Die Wandmalereien 1. Stils sind auf mindestens
zwei bis drei Räume zu verteilen (Taf. 407-412). Sie zeigen prächtige Dekorationen im östlichen ersten Stil mit einer charakteristi-
schen Profilierung der bemalten Wandfläche. Die reiche Profilierung in allen Zonen sowie die möglicherweise mehrfache polychrome
Deckschicht mit Marmorierung und Ornamentbändern, indiziert die Herkunft der Wanddekoration aus einem Repräsentationsbereich.
Die Wandmalereien zweiten Stils gehörten zur Ausstattung von mindestens drei Räumen: Ein Raum mit Malsystem II-1, ein Raum mit
Malsystem II-2 sowie ein Raum mit Spritzsockel und grüner Zone (Dekorgruppe II-2). Während durch die Verwendung der durch Import
und Herstellung teuren Farbpigmente für Ägyptischblau, Zinnober und Grün eine hohe Wertigkeit der mit diesen Malereien ausgestat-
teten Räume nahe gelegt wird, kommt dieses Malsystem in Räumen unterschiedlicher Funktion vor, weshalb ohne die Kenntnis eines
Raumkontextes keine spezifischeren Aussagen zu treffen sind. Aufgrund des signifikanten Ornamentdekors ist für diese Dekorationen ein
chronologischer Ansatz am Ende des zweiten Stils in frühaugusteischer Zeit anzusetzen. Die Bedeutung des Malsystems II-1, eines Fel-
der-Lisenensystems, ist darin zu sehen, dass es in der WE 6 in Ephesos zum ersten Mal nachgewiesen ist, und im kaiserzeitlichen H 2 zum
vorherrschenden Wandsystem wurde, wo es in Abstimmung zur Wertigkeit der Räume in unterschiedlichen Ausformungen vorliegt26.
Weitere Wandmalereifragmente wurden bei der Grabung im Innenhof des Peristyls 31a in der Brandschuttschicht über dem hellenisti-
schen Mosaikboden gefunden27. Da aus derselben Schicht auch Tesserae des Mosaikbodens stammen und an den Funden Brandspuren
beobachtet wurden, dürften die Wandmalereien ein und derselben Zerstörung zum Opfer gefallen sein. Ferner wurden bei der Grabung
für das Stützenfundament F6/6 (Taf. 384) Fragmente von Wandmalerei und einer Stuckprofilleiste in Schichten gefunden, die den kera-
mischen Fundkomplexen zufolge ins 1. Jh. v. Chr. datiert werden können28. Unter diesen waren laut Ausgräberin Fragmente blauer und
schwarzer Wandmalerei sowie von weißer mit schwarzen Streifen.

18 Beschreibung bei Outschar, Grabungs- und Fundbericht, S. 13, 22.7.1988 (Gra-
bungsbericht); die Wandmalereifragmente der Grabung 1988 sind nicht näher
stratifiziert; siehe Tober, Kap. XX.4 und 5.
19 Outschar, Grabungs- und Fundbericht, S. 14, 8.8.1988 (Grabungsbericht): „Eine
Erweiterung der Impluviumssondage nach S zeigt, daß der Mosaikboden etwa in
der Mitte des Impluviums (ausgerissen) endet. 0.3 m südlich davon ist der anste-
hende Fels bereits höher als das Bodenniveau“.
20 Da das Mauerfundament der kaiserzeitlichen W-Mauer des Peristyls 31a bereits
im späteren 1. Jh. v. Chr. errichtet wurde, könnte die westliche Begrenzung des
späthellenistischen Hofes bereits hier verlaufen sein; zur Datierung der Mauer
siehe Waldner, Kap. XV, Fundkomplex H/5.
21 Outschar, Grabungs- und Fundbericht, S. 14, 5.8.1988 (Grabungsbericht): „Für
den Einbau des S-N verlaufenden Kanals war eine große Baugrube erforderlich -
ihr fiel der östliche Teil des Mosaikbodens zum Opfer“; der Kanal hat eine Verbin-
dung zu dem entlang den Innenkanten des Stylobats von 31a festgestellten Kanals
der Bauphase I; s. Thür, Kap. XIII. 1.4.
22 Outschar, Grabungs- und Fundbericht, S. 14, 8.8.1988 (Grabungsbericht).
23 Mosaikböden in den Innenhöfen hellenistischer Peristyle kommen beispielsweise
in den Häusern von Delos vor; s. Trümper, Delos, 47; Kreeb, Untersuchungen,
52-54 Tab. VI.

24 Trümper, Delos, 47: „In eklatantem Kontrast gerade zu den reich verzierten Im-
pluvia stehen die Portiken, die nur in 3 Fällen befestigten Fußboden, sonst ein-
fachen Erdfußboden aufweisen. Ob man generell lieber in die Ausstattung des
Impluviums investierte, die dem in den Portiken Wandelnden dauernd vor Augen
stand und auch nicht durch permanente Nutzung d. h. Begehung, strapaziert wur-
de, oder ob man in den Portiken reiche Fußböden nicht wasserfesten, vergängli-
chen Materials installierte ... muss offenbleiben“.
25 Tober, Kap. XX.
26 Zu den kaiserzeitlichen Wandmalereien im H 2 s. Zimmermann - Ladstätter,
Wandmalerei, 42-138.
27 s. Waldner, Kap. XV, Fundkomplexe 81/9, BI/10.
28 Outschar, Grabungs- und Fundbericht, S. 13-15, H2/88/K38, H2/88/K39 und
H2/88/K43 (Fundbericht), wobei das Stuckfragment aus letzterer stammt. Zum
Zeitpunkt der Wandmalereibearbeitung waren diese Stücke nicht auffindbar bzw.
nicht zuzuordnen. Möglicherweise handelt es sich um Fragmente für die nur das
Fundjahr 1988 ohne Kistenzugehörigkeit feststellbar war, zu denen allerdings
die Beschreibung des Oberflächendekors nicht unbedingt passt; vgl. Tober, Kap.
XX.4; zur Datierung der Keramik ins 1. Jh. v. Chr. s. Waldner, Kap. XV.

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