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VI FUNDE

In den stratifizierten Kontexten im Areal des Prytaneions fanden sich an diagnostischen Fundstücken ledig-
lich Objekte aus Keramik, Münzen und Fragmente von Architekturgliedern. Das Fehlen von Kleinfunden,
Objekten aus Glas und anderem stellt somit kein Desiderat dar, sondern spiegelt lediglich das Fundspek-
trum der Grabungen 2007-2009 wider.
VI.1 Keramik (Sabine Ladstätter)
VI. 1.1 Einleitung
Die hier präsentierte Auswertung basiert auf 19 106 diagnostischen Keramikfragmenten, die sich auf 30
stratigrafi sehe Einheiten verteilen (Abb. 7)416. Sie wurden statistisch erfasst und grob klassifiziert, d. h. in
Gattungen bzw. - wo möglich - Waren eingeteilt. Das Hauptaugenmerk bei der Bearbeitung lag auf einer
zeitlichen Einordnung der einzelnen Fundkomplexe, wogegen keramologische Fragestellungen weitgehend
unberücksichtigt blieben. Diese Vorgangsweise erklärt sich auch aus dem sehr heterogenen Fundbestand,
der zudem meist aus Planierschichten geborgen wurde. Auf Basis der Befundanalyse konnten zahlreiche
Straten zusammengefasst und drei große Bauphasen sowie eine Vor- und Nachnutzung definiert werden, da-
rüber hinaus reflektieren einzelne Schichten individuelle Baumaßnahmen417. Von einer Aufnahme und Aus-
wertung des Altbestandes wurde dagegen abgesehen, da aufgrund der damals vorherrschenden Grabungs-
methodik keine geschlossenen oder gar homogenen Fundkomplexe zu erwarten waren418. Daraus erklärt
sich aber auch der in Abb. 8 verdeutlichte Umstand, dass gerade aus den Zerstörungs- und Verfallszeiten
des Gebäudes kaum bzw. überhaupt kein auswertbares Fundmaterial vorliegt und die jüngeren Bauphasen
nur sehr allgemein chronologisch eingeordnet werden können. Die kontextuelle Analyse des keramischen
Fundbestandes der Grabungen 2007/2008 ergab, dass ein Großteil des Materials aus der Bauzeit des Ge-
bäudes stammt bzw. bauzeitlichen Schichten zuzuordnen ist. Für Bauphase 1 liegt mit 13 303 Fragmenten
ein äußerst umfangreicher Komplex vor, dagegen sind die Bauphasen 2 und 3 mit 136 bzw. 208 Stück
deutlich unterrepräsentiert (Abb. 8). Ein deutlicher Anstieg ist dagegen erst wieder in der fortgeschrittenen
Spätantike (686 Stück) zu beobachten, ein quantitativ auswertbares Spektrum (1 455 Stück) liegt auch für
die deutlich vor dem Bau des Gebäudes anzusetzenden, hellenistischen Terrassierungsmaßnahmen vor. Die
chronologische Zusammensetzung des keramischen Materials spiegelt sich auch eindrucksvoll im Gesamt-
Sigillataspektrum wider (Abb. 9). Auch hier dominieren mit der Eastern Sigillata A (ESA) und der Eastern
Sigillata B (ESB) Waren des 1. Jahrhunderts v. bzw. n. Chr. Im ESB-Material fehlen beispielsweise jene ab
flavischer Zeit charakteristischen Formen und Varianten, die den keramischen Markt in Ephesos über zwei
Jahrhunderte dominierten419. Verschwindend klein ist auch der Anteil an spätantiken Sigillatagruppen, der
sich auf die African Red Slip-Ware (ARS), die Late Roman C-Ware (LRC) sowie die Mäandertalsigillata
verteilt.

416 Für die Aufnahme des keramischen Materials und die Mithilfe bei der statistischen Erfassung danke ich N. Μ. High, D. Katz-
jäger und vor allem L. Rembart. Bei der Einordnung der westlichen Sigillata war H. Sedlmayer behilflich. Μ. Lawall ist eine
Durchsicht des Amphorenmaterials zu verdanken.
417 Μ. Steskal, Kapitel V.
418 Zur Grabungsgeschichte des Prytaneions s. Μ. Steskal, Kapitel II.
419 Ladstätter 2008, 98; Ladstätter 2010, 179-183.
 
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