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VII. Ausstattung

Kalkmörtelestrich gebettet557 (Taf. 64; 65, 1). Die 1-1,85 m breite, weiße Außenzone ist durch jeweils zwei
Reihen weißer Tesserae von den Hallenwänden abgesetzt und mit je zwei Reihen schwarzer Quadrate (L
5-6 cm) verziert. Das Musterfeld ist von einer Bordüre aus zwei schwarzen und einer dazwischenliegenden
weißen Leiste gerahmt (B der schwarzen Leisten 7,10 bzw. 5,50 cm). Auf dem weißen Grund des Mu-
sterfeldes befinden sich fünf Reihen gegengleich ausgerichteter Peltenwirbel von 52-54 cm Durchmesser,
die einander nicht berühren. Im Zentrum der Wirbel sind Salomonsknoten eingesetzt. Das ursprünglich
17,60 x 3,25 m große Musterfeld reicht im Süden knapp an die Säulenfront der Halle heran558. Inwieweit
die Peltenwirbel das gesamte Musterfeld einnahmen, kann aufgrund des fragmentarischen Zustandes nicht
mehr geklärt werden559.
VII.2 Wanddekoration (Martin Steskal)
VII.2.1 Wanddekoration aus Marmor
An dekorativer Wandausstattung hat sich primär der graugeäderte Marmorsockel des >Hestiasaales< und
der Vorhalle erhalten560. Seine Oberfläche wurde mit dem Zahneisen bearbeitet und anschließend geglät-
tet. Während der Sockel in der Vorhalle starke antike Reparaturspuren aufweist, sind die Werksteine im
>Hestiasaal< vor allem an der West-, Nord- und Ostmauer sehr gut erhalten. Der Sockel des >Hestiasaales<
ist durch eine untere, 0,61 m hohe Quaderschicht, eine mittlere Lage 0,725 m hoher Orthostaten sowie eine
0,285 m hohe, bekrönende Quaderschicht aufgebaut (Taf. 66, 1). Die Orthostaten springen gegenüber der
oberen Quaderschicht um etwa 18 mm zurück. Unmittelbar über der oberen Quaderschicht des Sockels des
>Hestiasaales< findet sich ein 5-6 cm tiefer Rücksprung, auf dem ein 11 cm hohes Gesims versetzt war.
Vom Gesims in Form einer Profilleiste aus glatt poliertem Marmor sind heute noch Reste in der Nordost-
ecke des >Hestiasaales< in situ erhalten561 (Taf. 72, 1).
Über dem Sockel der Nordwand des >Hestiasaales< befindet sich als dekorative Wandgliederung ein
bauzeitlicher, halbkreisförmiger Keilsteinbogen aus grauweißem, mittelkörnigem Marmor mit einer lichten
Weite von 8,54 m, dessen Scheitelstück heute in einer Länge von 4,90 m fehlt (Taf. 73. 74). Die Stärke des
Bogens beträgt 0,44-0,50 m; seine Tiefe misst 1,14-1,20 m. Die einzelnen Keilsteine sind an den Sichtflä-
chen teilweise mit kleinen Dübellöchern und vereinzelt mit Versatzmarken versehen (Westseite: 8. Keil-
stein: Δ; Ostseite: 3. Keilstein: O; 4. Keilstein: Λ; 5. Keilstein: Δ; jeweils vom Sockel gezählt). Das Profil
der Sichtflächen des Bogens ist sekundär abgearbeitet. In der Mitte der Innenseite befindet sich eine 0,15 m
breite Soffitte.
Von der weiteren über dem Sockel des >Hestiasaales< befindlichen marmornen Wanddekoration hat sich
lediglich an der Ostwand ein kleines Bruchstück einer Marmorverkleidung aus rötlich geädertem, fein-
körnigem Marmor mit einer Stärke von 0,9 cm erhalten (Taf. 72, 1). Eine Rekonstruktion der Wandde-
korationssysteme ist aufgrund der spärlichen Reste sowie der geringen Befestigungsspuren in Form von
Klammern, Klammerlöchern und Mörtelhinterfüllungen nicht zu realisieren. Doch zeigt sich anhand der
Klammerbefunde, dass nicht nur in der ersten Bauphase das Mauerwerk aus opus vittatum, sondern auch
nach der Reparatur in Bauphase lb (oder 2) das Mauerwerk aus opus testaceum Marmorwandverkleidung
aufwiesen. Selbst die stark modifizierte Südwand des Raumes besitzt in all ihren Phasen Klammerlöcher
zur Befestigung einer Marmorvertäfelung über dem Sockel.
Der Marmorsockel der Vorhalle besteht aus einer 0,29 m hohen Fundamentschicht, einer 0,75 m hohen
Orthostatenlage und einer 0,44 m hohen Quaderschicht mit Gesims (Taf. 53; 54, 1). Das 14 cm hohe Gesims
557 Cf. Μ. Steskal, Kapitel III.3. Freundliche Hinweise: W. Jobst und V. Scheibeireiter.
558 Cf. auch Miltner 1959, 290-314; Eichler 1962, 38-41; Alzinger 1970, 1646-1648; Alzinger 1974, 51-55; Alzinger 1972-1975,
235-249; Jobst 1977, 49 Abb. 86; Knibbe 1981, 75-78; W. Jobst, Antike Tessellatpavimente in Ephesos, in: Friesinger - Krin-
zinger 1999, 573 f.
559 Ähnliche Peltenwirbel wie im Prytaneion finden sich in Ephesos im sog. Freudenhaus auf dem Gelagemosaik oder im Ge-
wölberaum C des Hanghauses 2; cf. W. Jobst, Das »öffentliche Freudenhaus« in Ephesos, ÖJh 51, 1976/77, 76-82; Jobst 1977,
48-50.
560 Cf. Μ. Steskal, Kapitel III.3 und 4.
561 Darüber hinaus fanden sich Reste dieses Gesimses im Grabungsschutt der 1950er Jahre: KatNr. A 26.
 
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