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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 5.1981

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Nagy, Èva Mària: Bedürfnisse und Ansprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.30597#0184

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besserer Produkte, in Einklang gebracht.

Nach der Entstehung der Großindustrie war dieser Weg nicht mehr
gangbar. Danach wurde die Gestaltung der ’endgültigen' Form des
Produkts zu einer selbständigen Tätigkeit: zur Tätigkeit der
Pormge stalter.

Der Formgestalter wirkt also - meiner Meinung nach - bei der
Umwandlung des Bediirfnisses in einen konkreten Anspruch bewußt
mit. Er hat die Aufgabe, die Überbaufunktion des Produktes zu
sichem.

Infolge der objektiven Determiniertheit der Ansprüche sind sie
erkennbar. Beim Entwurf der Überbaufunktion kann und soll sich
der Formgestalter auf die Ergebnisse der verschiedenen Wissen-
schaften, so der Ergomomie, der Lebensweise-, Kultur- xmd Ge-
schmacksoziologie sowie der Sozialps5rchologie stützen. Er kann
aber die Erkenntnis der Anforderungen, die sich auf die Art und
Weise des Gebrauchs des Produktes beziehen, von keiner einzigen
Wissenschaft erwarten. Der Formgestalter muß sie selbst heraus-
finden. Ein überzeugender Entwurf kann nur als Ergebnis einer
selbständigen, formgestalteriijchen Untersuchung entstehen.

Nur in Kenntnis der die Überbaufunktion determinierenden Fak-
toren kann der Formgestalter verantwortlich entscheiden

- welchen vorhandenen Anspruch er befriedigen will, weil dieser
Anspruch real ist und die Verwirkiichung der gesellschaftlichen
Ziele fördert;

Nur so kann der Formgestalter mit Sacl-ikenntnis entscheiden,

- welchen Anspruch er in den Hintergrund drängt, weil dieser
Anspruch, im Vergleich zu unseren heutigen Verhältnissen, be-
reits überwunden ist;

So kann er weiterhin entscheiden,

- welche Ansprüche er nicht akzeptiert, weil sie Erscheinungs-
formen manipulierter oder Pseudobedürfnisse sind;

Ebenso müßte er wissen,

- welche heute noch irrealen Ansprüche morgen vielleicht schon
zu realen Ansprüchen werden können, wenn wir die Voraussetzungen
zu ihrer Befriedigung hergestellt haben.

Darüber hlnaus mit Verantwortung entscheiden,

- welche neuen Ansprüche er schaffen kann.

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