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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

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Węcławski, Jan: Einige psychologische Aspekte der Wohnumweltgestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0124

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Eine Humanisierung der ganzen Umwelt des Menschen wird zum
Imperativ aller gegenwärtigen Handlungen in diesem Bereich.

Eür die hreite und ubliche’ gesellschaftliche Empfindung ist
das Pro'blem der Umweltgestaltung und einer besseren Lebensgüte
insbesondere mit der Wohnsphäre verbunden.

Die Wohnsphäre, die Wohnumwelt - sowie die Wohnstrukturgestal-
tung befinden sich immer im Zentrum des allgemeinen Interesses.
In bezug auf die Wohnung und ihre Ausstattung haben die Benut-
zer besondere Ansprüche und haben besondere Erwartungen. Die
von den Eunktionalisten formulierte Idee eines Wohnhauses als
einer Wohnmaschine hat keine gesellschaftliche Akzeptation
gefunden. Dieser Begriff entspri.cht nicht den tieferen Bedürf-
nissen des Menschen, seinen Aspirationen.

Die maximale Sachlichkeit und technische Perfektion im Arbeits-
bereich akzeptierend, sucht der Mensch andere, emotionelle,
sogar irrationale Werte in der Sphäre seiner Wohnung, seines
für ihn selbst vertrauten Raumes. Motivierung für ein Wertungs-
system ergibt sich aus den tiefen psychologischen Zügen der
menschlichen Natur. Die Wohnweise ist verbunden mit der Selbst-
bestimmung, mit der Gestaltung des Selbstbefindens, mit der
Möglichkeit, eigene Persönlichkeit zu bekunden. Die Wohnungs-
art ermöglicht sogar eigene psychische Komplexe, durch Projek-
tion - in anderen Bereichen unerfüllbare Wünsche und Träume -
zu kompensieren.

Die Wohnumwelt ist vor allem das Gebiet, auf dem sich der
Mensch psychisch entlastet, frei von äußeren Bedrohungen und
Unruhen aller Art fühlen kann. Es ist eine Umwelt, die er sich
zu eigen gemacht und innerlich akzeptiert hat. Die Organisa-
tion und die Gestalt dieser Umwelt muß jedem einzelnen seine
individuellen Eigentümlichkeiten, seine Persönlichkeit zu ent-
wickeln ,erlauben. Gleichzeitig muß auch die Entwicklung und
Stärkung der Bande im Familienkreis, das Gemeinschaftsgefühl
im Erleben und Empfinden begünstigt werden.

Diese für den Menschen unbedingt notwendigen Raumeigenschaften
der Wohnung sind mit seinen psychisehen Bedürfnissen verbunden.

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