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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

DOI Artikel:
Nagy, Mária Éva: Die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in der Ausbildung von Formgestaltern
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0130

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Maria Eva Nagy

Die Rolle der G-esellschaftswissenschaften in der Ausbildung
von Formgestaltern

In den Vorläufern der heutigen Hochschulen für Formgestaltung
gestalteten sich die Bildungsinhalte entsprechend dem jeweili-
gen Bildungsziel.

Im Lehrplan der ehemaligen Gewerbe- und Zeichenschulen domi-
nierte die Ausbildung der gewerblichen und zeichnerischen
Fähigkeiten und Fertigkeiten, einen bestimmten Platz nahmen
aber auch die praktischen wirtschaftlichen Kenntnisse ein, wie
Buchhaltung oder das Schreiben eines Geschäftsbriefes.

In den Kunstgewerbeschulen um die Jahrhundertwende trat die
ästhetische Bildung in den Vordergrund, wie Malerei, Plastik,
Kunstgeschiohte und Ästhetik, die Ausbildung der gewerblichen
Pähigkeiten spielte aber weiterhin eine wesentliche Rolle;
vom Lehrplan verschwunden waren allerdings die praktischen
wirtschaftlichen Kenntnisse.

Das Grundprinzip der Ausbildung von Pörmgestaltern innerhalb
der Kunstgewerbe- oder Werkkunstschulen stellte die Auffassung
dar, daß die Pormgestaltung in erster Linie eine künstlerisch-
ästhetische Tätigkeit ist, dementsprechend das Bildungsmaterial
für Pormgestalter sich nicht wesentlich vom Bildungsmaterial
für Kunstgewerbler oder Werkkünstler unterscheidet. In der
Mehrzahl der Fälle wurden ehemalige, ausschließlich handwerk-
lich orientierte Metall-, Keramik- und Innenraumklassen schlicht
in Industrial-Design-Klassen umbenannt. Mit der Zeit wurde
aber den technischen Fächern,wie Materialkunde und Pertigungs-
verfahren, auf Kosten der Werkstättenpraxis eine wachsende Be-
deutung eingeräumt.

Eine wesentliche Umwandlung des Bildungsmaterials erfolgte nur
insofern, als man erkannte, daß die Pormgestaltung eine selb-
ständige neue Porm der menschlichen schöpferischen Tätigkeit
ist, die sich in ihrer gesellschaftlichen Funktion, in ihrer
Anschauung und auch in ihren Methoden von der Werkkunst unter-

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