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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

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Nagy, Mária Éva: Die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in der Ausbildung von Formgestaltern
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0131

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scheidet. Dementsprechend benötigt also die Formgestaltung ein
spezielles Bildungssystem. Die Ausarbeitung und die Einführung
des neuen Bildungssystems konnte so eindeutig, offen und konse-
quent erfolgen wie hier in Halle,oder stillschweigend, schritt-
weise und widerspruchsvoll wie bei uns in Budapest, wo erst in
diesem Jahr ein eindeutiges formgestalterisches Bildungspro-
gramm in Eraft getreten ist.

In diesem neuen Bildungsprogramm wurden die künstlerischen
Fächer zurückgedrängt, das Zeichnen, die Plastik, die darstel-
lende Geometrie usw. sind Teile des Grundstudiunrs. Es erschie-
nen als neue Pächer die Grunddisziplinen der Pormgestaltung:
Designtheorie, Designmethodik und Designgeschichte bzw. die
Hilfswissenschaften des Entwerfens, die Systemtheorie, Organi-
sationswissenschaft, Ergonomie, Kybernetik usw. Im Bildungs-
programm erhalten die technischen Pächer einen quantitativ
angemessenen Platz. Ich habe aber den Eindruck, daß die tech-
nische Ausbildung mit der Entwurfstätigkeit parallel läuft,
das heißt: oft noch keinen organischen Bestandteil des Entwer-
fens darstellt.

Wie ist die Lage hinsichtlich der Holle der Gesellschaftswissen-
schaften? Neben die traditionelle Kultur- und Kunstgeschichte
sowie Ästhetik traten als neue Pächer die Kulturtheorie, die
Soziologie und die Psychologie bzw. lernen die Studenten die
Grundlagen der Philosophie, der Polit-Ökonomie und des wissen-
schaftlichen Sozialismus im Rahmen ihrer ,Marxismus-Leninismus-
Ausbildung kennen.

Meiner Meinung nach ist die Ausbildung wirtschaftlicher Kennt-
nisse unzureichend. Ein angehender Pormgestalter weiß so viel
über die Wirtschaft wie ein Sprachwissenschaftler oder ein
Biologe. Kann er mit diesen wirtschaftlichen Kenntnissen mit
Ökonomen sachlich kommunizieren und effektiv zusammenarbeiten?

Pür das größte Problem der gesellschaftswissenschaftlichen Aus-
bildung halte ich die Tatsache, daß nur allgemeine
Ästhetik und allgemeine Soziologie vermittelt werden.
Eine fachästhetische und fachsoziologische Ausbildung der Porm-
gestalter ist nicht vorhanden. Ich möchte meinen Standpunkt
etwas ausführlicher begründen.

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