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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

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Beerbaum, Martin: Zu einigen Aspekten bürgerlicher Designpädagogik hinsichtlich ihres Welt-, Gesellschafts- und Menschenbildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0172

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ist eben zu beachten, daß man "sein Geld wert" sein muß. Die-
ser Wert wird bekanntermaßen vom Profit reguliert. Was blei-
ben da für "idealistische Aufgaben"?

G-utes Design folgte vom ästhetischen Anliegen eines Peter
Behrens, der Vertreter des Bauhauses oder eines Richard
Neutra sozialen Idealen und Zwecksetzungen.

Pragen wir danach, wie die geschmacksbildende und damit men-
schenbildende Punktion guter Pormgestaltung gesehen wird.

Hierzu eine Aussage: "Der wahrnehmungsqualitative Gehalt der
'guten Porm' erschließt sich jedoch nur dem, der das Privileg
zu ihrem Verständnis und Genuß besitzt."

Ist etwa mit diesem Prileg das bürgerliche Bildungsprivileg
gemeint? Die Antwort darauf bleibt nicht aus. "Ein Verständ-
nis 'für die gute Porm, für die gute Gestaltung' kann aber
beim 'Eormalverbraucher' nicht als selbstverständlich voraus-
gesetzt werden, oder anders gesagt, die 'gute Porm' kann sich
nicht aus sich selbst erklären - vielmehr muß ihr produkt-
sprachliches Argumentarium erst erlernt werden. Um das Privi-
leg zum Verständnis der guten Porm zu besitzen, sind seitens
des Verbrauchers also Lernprozesse notwendig, die ihn dazu be-
fähigen, Produkte der 'guten Porm' als 'besondere Waren' gegen-
über den 'normalen Waren' zu entschlüsselnf(PR-Magazin 2/83,

S. 17)

Danach wird die Prage nach intensiver marktwirtschaftlicher
Kommunikationsarbeit aufgeworfen. Uns sei die Anmerkung ge-
stattet, ob der Arbeitslose oder der um seinen Arbeitsplatz
Bangende sich für 'besondere Waren' mit 'besonderem Preis' in-
teressiert oder ängstlich auf jeden Preisauftrieb bei 'nohma-
len Waren' achtet, weil er sich ständig in seiner Existenz
bedroht fühlt.

Werden etwa die Grund- bzw. Hauptschüler der BRD so ausgebil-
det, daß sie das "Privileg zum Verständnis der Porm" erwerben?
Durchaus nicht. Die Rahmenrichtlinien (Curricula) lassen, so-
weit überhaupt Kunstunterricht erteilt wird, das nicht zu,
auch wenn progressive Pädagogen der BRD, die wiederum von der
Entlassung bedroht sind, sich bemühen, innerhalb der "Visuel-

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