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Frankfurter Latern — 2.1861

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Denn das ist dein! O laß es ewig nicht,
Wie dich auch lockt die falsche Ehrbegierde!
Zwar dieser Erdengötter Gunst besticht
Und Sterne sind am Kleide eine Zierde;
Doch drunter darf kein freier Schlag gedeihen,
Geschmückter Sklave, harrst dn der Befehle;
Laß fahren diese ausgesuchte Pein,
Im Hochgefühle einer freien Seele!
Denn das ist dein! O dulde drum und trag',
Wie auch der Haß nach dir den Giftpfeil sendet,
Wie dich die Lüge überhäuft mit Schmach
Und dich die Armuth drückt, die dich nicht schändet!
Verfolgung dulde, dem Verbrecher gleich,
Verbannung aus dem heimischen Gethäle;
O du bist elend — und doch Himmelreich,
Im Hochgefühle einer freien Seele!
Denn das ist dein! Und stirbst du auch verkannt,
Es wird die Nachwelt deinen Werth erkennen;
Gerechten Stolzes wird das Vaterland
Und wird die Menschheit deinen Namen nennen;
Doch trüge dich zur Nachwelt auch kein Ton,
Kein dankbar Buch und keine Sängerkehle,
Du trugst ja in dir selbst schon deinen Lohn,
Im Hochgefühle einer freien Seele!
Fr. Stoltze.

Des Correspondenten Grabschrift.
An diesen faulenden Gebeinen
Da steh und lach', anstatt zu weinen.
Hier liegt ein Excorrespondent,
Sein Anfang war zugleich sein End.
Er sollte, durch Artikelschmieren,
Das schöne Rheinland annexiren,
Doch während er so speculirt',
Ward selbst vom Tod er annexirt.
Und die Moral von der Geschichte?
Die große Zeit srißt kleine Wichte;
Spiel, Zwerg! nicht mit dem Donnerkeil,
Solch' Schützen trifft der eigne Pfeil!

Millerche: Herr Capedeen,
hawwese's aach schonnt
geheert? morse soll ja
gewiß inHanauderNolte
higericht weern.
Berjerkapitän: Waß de
seegst, Millerche! No
wer keppt en dann? doch
net der . . .
Millerche: Naa, Herr
Capedeen, sonnern aa-
ner Namens Schwarz
aus Hanover. Merr soll
em gewiß die Wahl ge-
lasse hawwe, ob er
dorch des Schwert vom


Schwarz odder dorch die Vorlesung von em Annern seine un-
sterbliche Gedichte wollt higericht sei.
Berjerkapitän: No, weiter, Millerche.
Millerche: Gege des letzte soll er odder als e zu grausam Miß-
hannelung protestirt hawwe.
Berjerkapitän: Do hat er aach Recht gehet, dann en Mensche
in Schlamm nun Dreck ersticke ze wolle, deß geheert net mehr
in unser gebildt Zeit.

l_g 6vMl6886 M6N6I fvU li>6 I^kllltVSSg.
Jetzt, Schnitzspahn, streck' die Beine aus!
Wittewittewitt, bumm! bumm!
Die Fall ist offen, fort die Maus,
Wittewittewitt, bumm! bumm!
's war ein kurioser Schluß vom Jahr,
Fallateri Juchheirasa!
Wo vorher schon eröffnet war!
Fallateri Juchhei!
O! daß es der Comtess' gelang!
Wittewittewitt, bumm! bumm!
Die von der Waag' in Wagen sprang,
Wittewittewitt, bumm! bumm!
Sie ist davon per Extrapost!
Fallateri Juchheirasa!
Hat uns was zum Neujahr gepros't
Fabateri Juchhei!
Die Gräfin, die so manchen Tag,
Wittewittewitt, bumm! bumm!
Da oben auf der Pritsche lag,
Wittewittewitt, bumm! bumm!
Die Gräfin, die ist durchgewitscht,
Fallateri Juchheirasa!
Und hat uns selber jetzt gepritscht!
Fallateri Juchhei!

Neues Wanderlied.
Nach den Mecklenburger Reichen
Bringen mich des Fuhrwerks Speichen,
Wo der Zustand väterlich;
Wo der Ritterschaftsgenosse
Annoch sitzt auf hohem Rosse,
Und der Bürger lebt für sich —
Dahin, Alter, laß mich 'zieh'n!
Nach Badenien, nach Badenien
Laß mich jagen nach demjenigen,
Welches flügg, wie Phönix, rauscht;
Wo Gesetze sprudeln Helle,
Wo die Schwarzwaldwasserfälle
Und der Zeitgeist hoch sich bauscht —
Dahin, Alter, laß mich zieh'n!
Nach Danisien, nach Danesien
Lenk' ich das vertrakte Chaischen,
Wo man's uns ein-dane-broggt;
Wo man weiß, daß man mit Liedern,
Reden, feinen oder biedern.
Keinen Hund vom Ofen lockt —
Dahin, Aller, laß mich zieh'n!
Nach Ungarien, nach Ungarien
Laß mich als ein Schüler fahrigen,
Blaugeschnürter Attila's;
Wo man schwelgt in Millionen
Nationaldemonstrationen,
Und sich freut des Sturms im Glas —
Dahin, Alter, laß mich zieh'n!
Nach Bavarien, nach Bavarien
Eil' ich zu den kunstgelahrigeu.
Wo das Denkmal strotzend klingt;
Wo dem Wodan, dem Allvator,
Repräsentativsalvator
Opferlich entgegenspringt —
Dahin, Alter, laß mich zieh'n!
Nach Empirien, nach Empirien
Möcht' ich spurlos mich verlierigen,
Wo der Dritte pflegt den Sohn;
Wo die Fremden sich ergötzen,
Wo man sicher vor Gesetzen,
Und die große Annexion! -—
Dahin, Alter, laß mich zieh'n! (Forts, folgt.)
 
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