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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1763

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https://doi.org/10.11588/diglit.48268#0098
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IL Neunter Haupttitul Von dem Königreich Pohlen und andern re.
feile der Lebensmitteln herrschet«, wo man zuvor nichts als Bedrückung, Theue.
rung und Monopolia sähe. Endlich wurde die gute Ordnung in dieser Republik
«jeder hergestellet und das Corpus Aristocraticum scheinet beruhiget und wieder
vereinigt zu seyn. Die Anarchie, welche die Frucht der Spaltungen des Senats
gewesen, hatte feit einigerZeit gedauert, ohne jedoch einige Unruhe oder Thätlich-
kejt zu veranlassen. Der Ueberftnß und die Ruhe herrschte in der Stadt; die Ver-
bitterung beeder Partheyen ließ es bloß bey Negotiationen oder Drohungen, die
jedoch gleichviel vergebens waren, bewenden, und man konnte sich über nichts
vergleichen. Die neue Parthey erboth sich, ehe sie zu gewaltsameren Mitteln
schreiten wolte, gegen die alte, den Pabst oder irgend einen andern Christ!. Für-
sten zum Vermittler ihrer Zwistigkeiten anzunehmen und sich seinem Ausspruche
in Ansehung des Plans, nach welchem in Zukunft die Regierung der Republik
verwaltet werden solle, gänzlich zu unterwerfen. Die alte Parthey antwortete
mit einem wenig anständigen Stolze, daß man die Entscheidung dieser Sache dem
Großsultan überlassen müsse; ein Senator fügte sogar hinzu, daß er lieber sehen
würde, wenn die Mchometaner in der Hauplkirche ihr Gebet verrichteten, als
daß die Grgenparthey ihre Sache vor dem Päbstl. Tribunal gewinnen solte.
Nach dieser Erklärung brachte es die alte Parthey durch heimliche Intriguen
dahm, daß die Türckischen Officiers, welche der Pacha von Bosnien an einem
der Thore dieser Stadt zu halten berechtiget ist, Bewegungen machten. Sogar
beredete man einige Türkische Kaufleute, daß sie sich an den Consul von Frank-
reich, als einen Minister einer mit der Pforte, in Freundschaft und Allianz ste-
henden Nation, wendeten, um ihn um Gerechtigkeit wegen der Schaden zu bitten,
die ihre Handlung durch die Einstellung der Tribunalien und durch die Suspendi-
rung des Mauthhauffes litte. Dieser aber gab zur Antwort , daß er, ohne durch
Befehle von seinem Hofe, oder durch eine Recommendation des an der Pforte ste-
henden Französischen Ministers dazu autorifiret zu seyn, sich in diese Sache nicht
mischen könnte. Da also die neue Parthie sähe, daß alle Mittel zur Versöh-
nung fruchtloß waren, entschloß sie sich, die in Händen habende Gewalt zu ge-
brauchen, und gab davon der alten Parthey Nachricht, mit dem Anhang, daß
fie ihr nur z Tage Zeit gäbe, sich zu entschliessen. Dieser Schritt hatte seine
Vollkommene Würkung. Sechs Senatores, welche die gelassensten waren, und
den Ruin des Vaterlandes nicht beschleunigen wollten, traten zur Grgenparthey
Über, welchem Vorgänge verschiedene andere folgten. Da nun hiedurch die neue
Parthey mehr als z Viertheile des Corporis Aristocratiei ausmachte, und also
im Stande war, zur Rrformirung der Republik zu schreiten, so wurde am
Febr. ein grosser Rath gehakten, und in demselben das Haupt dieser Parthey,
Herr Antonm Sorgo, zum Rector erwählet. Die andere Beamte find auch wie.
der ersetzet, die Gerichte wieder eröfnet, und die Gesetze haben ihre Hörige Kraft
Wieder erhalten. Die folgende Täge sind mit Untersuchung des Plans, den man
zur Reformation vorgeschlagen, und dessen Vollstreckung, allem Ansehen nach
Mt weit entfernet ist, zugebracht worden.

Zehen-
 
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