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geld für ihn verlangt. Ich selbst bin Nachts schon geflüchtet und habe
bei dem ärmsten Christen, bei den: man mich am wenigsten suchte, in
der Küche, aus dem Boden mich verborgen. Bis jetzt bin ich noch immer
mit heiler Hant davon gekommen. Wir haben leider zu wenig
Schutz. Unsere „Kirchen" sind meist armselige Hütten, die keinen Wider-
stand leisten können, und wir haben keine Mittel, festere Wohnungen zu
errichten. Wo der Priester hinkommt, muß die ganze Christengemeinde
bei Nacht wachen; fast nicht eine ruhige Nacht verbringt man so, ost
wird man durch Schüsse und Schreien aufgeschreckt; mit der Zeit nervös
geworden, schreckt man durch jedes Geräusch auf. Das mir von unserem
Bischof anvertraute Gebiet hat ungefähr 15 Stunden im Durchmesser.
Es liegt acht Stunden westlich von der großen Handelsstadt Tsining.
Schon seit 13 Jahren hatte hier das Christentum Eingang gefunden
in der Gemeinde Tschangtjatschuang. Seither aber konnte keine Bresche
mehr gelegt werden. Der Bischof wurde in der Bezirksstadt fast tot-
geschlagen, und der Ruf davon verbreitete sich in der ganzen Gegend,
andere Neuchristen wurden mißhandelt und ihre Sachen vom Manda-
rinen nicht besorgt, kurz — man wagte nicht, katholisch zu werden. Seit
einigen Jahren nun hat sich das Verhältnis gebessert, die Mandarine
haben mehrmals unsere Angelegenheiten gerecht besorgt, der Name der
Kirche hat augenblicklich einen sehr guten Klang. Augenblicklich mag
unser Dekanat etwa 80 Gemeinden haben mit etwa 800 bis 1000 Ge-
tauften und 3- bis 4000 Katechumenen. Priester zählt dasselbe drei.
Ich selbst habe etwa 30 Gemeinden mit 1000 bis 2000 Christen. Das
Volk ist wild, der Charakter ist sester als beim gewöhnlichen Zopfträger.,
Deshalb findet das Christentum auch gerade hier den besten und frucht-
barsten Boden. Die Christen sind sest und gehen durch's Feuer, wenn
es sein muß. Ich konnte letzten Winter die Anmeldungen zum Christen-
tum nicht zur Hälfte annehmen. Mir fehlten die Mittel. Für mein
ganzes Gebiet bekomme ich jährlich nur gegen 1200 Mk. Davon muß ich
nut Diener und Pferd leben, muß ich für die Gemeinden die Kate-
chisten unterhalten, muß Häuser und Kirchen bauen und muß
noch die aufgefundenen Waisenkinder ernähren. Jede neue Station
muß einen Katechisten (Lehrer) haben, der die Christen Gebete lehrt,
predigt und besonders den Leuten das Christentum praktisch zeigt, die
Leute selbst können ja nicht lesen und schreiben und müssen also alle Ge-
bete, wie Morgen-, Abend-, Meß-Gebete, Rosenkranz, Kreuzweg u. s. w.
auswendig lernen, müssen den ganzen Katechismus wissen, eine Riesen-
arbeit sür diese chinesischen Bauern, die nie in: Leben etwas von Büchern
geld für ihn verlangt. Ich selbst bin Nachts schon geflüchtet und habe
bei dem ärmsten Christen, bei den: man mich am wenigsten suchte, in
der Küche, aus dem Boden mich verborgen. Bis jetzt bin ich noch immer
mit heiler Hant davon gekommen. Wir haben leider zu wenig
Schutz. Unsere „Kirchen" sind meist armselige Hütten, die keinen Wider-
stand leisten können, und wir haben keine Mittel, festere Wohnungen zu
errichten. Wo der Priester hinkommt, muß die ganze Christengemeinde
bei Nacht wachen; fast nicht eine ruhige Nacht verbringt man so, ost
wird man durch Schüsse und Schreien aufgeschreckt; mit der Zeit nervös
geworden, schreckt man durch jedes Geräusch auf. Das mir von unserem
Bischof anvertraute Gebiet hat ungefähr 15 Stunden im Durchmesser.
Es liegt acht Stunden westlich von der großen Handelsstadt Tsining.
Schon seit 13 Jahren hatte hier das Christentum Eingang gefunden
in der Gemeinde Tschangtjatschuang. Seither aber konnte keine Bresche
mehr gelegt werden. Der Bischof wurde in der Bezirksstadt fast tot-
geschlagen, und der Ruf davon verbreitete sich in der ganzen Gegend,
andere Neuchristen wurden mißhandelt und ihre Sachen vom Manda-
rinen nicht besorgt, kurz — man wagte nicht, katholisch zu werden. Seit
einigen Jahren nun hat sich das Verhältnis gebessert, die Mandarine
haben mehrmals unsere Angelegenheiten gerecht besorgt, der Name der
Kirche hat augenblicklich einen sehr guten Klang. Augenblicklich mag
unser Dekanat etwa 80 Gemeinden haben mit etwa 800 bis 1000 Ge-
tauften und 3- bis 4000 Katechumenen. Priester zählt dasselbe drei.
Ich selbst habe etwa 30 Gemeinden mit 1000 bis 2000 Christen. Das
Volk ist wild, der Charakter ist sester als beim gewöhnlichen Zopfträger.,
Deshalb findet das Christentum auch gerade hier den besten und frucht-
barsten Boden. Die Christen sind sest und gehen durch's Feuer, wenn
es sein muß. Ich konnte letzten Winter die Anmeldungen zum Christen-
tum nicht zur Hälfte annehmen. Mir fehlten die Mittel. Für mein
ganzes Gebiet bekomme ich jährlich nur gegen 1200 Mk. Davon muß ich
nut Diener und Pferd leben, muß ich für die Gemeinden die Kate-
chisten unterhalten, muß Häuser und Kirchen bauen und muß
noch die aufgefundenen Waisenkinder ernähren. Jede neue Station
muß einen Katechisten (Lehrer) haben, der die Christen Gebete lehrt,
predigt und besonders den Leuten das Christentum praktisch zeigt, die
Leute selbst können ja nicht lesen und schreiben und müssen also alle Ge-
bete, wie Morgen-, Abend-, Meß-Gebete, Rosenkranz, Kreuzweg u. s. w.
auswendig lernen, müssen den ganzen Katechismus wissen, eine Riesen-
arbeit sür diese chinesischen Bauern, die nie in: Leben etwas von Büchern