29
2323
beiden Fagaden; unter dem Porticus ſaß ein Fries, ebenfalls
mit dem Meiſel ausgearbeitet; die Metopen der Fagade endlich
enthielten jene ſchoͤnen Reliefs, welche mit dem Ueberreſte des
Frieſes nach England gewandert ſind.
In den Skulpturen, welche dieſes Denkmal ſchmüͤckten und
größtentheils gegenwärtig das brittiſche Muſeum zieren, muß
man die Figuren des Giebels und jene der Frieſe wohl von
einander unterſcheiden. Die erſteren, von erhabener Arbeit, ſind
ſowohl rückſichtlich der Behandlung des anatomiſchen Theils als
der Bekleidung, ſo wie in Stellung und Ausdruck das Voll-
kommenſte, was in dieſer Art je erzeugt worden iſt. Visconti
und andere Archäologen erkennen in der Zuſammenſtellung dieſer
Figuren eine Darſtellung des Streits zwiſchen Athene Minerva)
und Poſeidon (Neptun) oder, um die Allegorie zu erklären,
zwiſchen dem Olivenbaum und dem Meere. Nach früherer
Auslegung ſah man darin die neugeborne Minerva, wie ſie im
Rathe der Götter vorgeſtellt wird; noch pflichten mehrere Ge-
lehrten dieſer Auslegung bei, allem Scharfſinne zum Trotz mit
welchem der römiſche Archäologe ſeine Meinung unterſtützt.
Wenn die Figuren weniger verſtümmelt wären, würde die Ent-
ſcheidung wahrſcheinlich leichter ſeyn. Ihre Zahl belauft ſich
auf neunzehn. Am äußerſten nördlichen Ende zeigt ſich ein
Flußgott, nach Annahme der Gelehrten der Kephiſſus, welcher
im Norden von Athen fließt; neben dieſem ein König und eine
weibliche Geſtalt, die erſterer umarmen zu wollen ſcheint. Dieſe
Figuren halten einige für Kekrops und die Königin ſeine Ge-
mahlin, andere für Peleus und Thetis, noch andere haben darin
ſogar Adrian und Sabina ſehen wollen. Die folgenden Figuren
ſtellen vielleicht Irene, die Friedensgöttin vor, auf welche ſich
2323
beiden Fagaden; unter dem Porticus ſaß ein Fries, ebenfalls
mit dem Meiſel ausgearbeitet; die Metopen der Fagade endlich
enthielten jene ſchoͤnen Reliefs, welche mit dem Ueberreſte des
Frieſes nach England gewandert ſind.
In den Skulpturen, welche dieſes Denkmal ſchmüͤckten und
größtentheils gegenwärtig das brittiſche Muſeum zieren, muß
man die Figuren des Giebels und jene der Frieſe wohl von
einander unterſcheiden. Die erſteren, von erhabener Arbeit, ſind
ſowohl rückſichtlich der Behandlung des anatomiſchen Theils als
der Bekleidung, ſo wie in Stellung und Ausdruck das Voll-
kommenſte, was in dieſer Art je erzeugt worden iſt. Visconti
und andere Archäologen erkennen in der Zuſammenſtellung dieſer
Figuren eine Darſtellung des Streits zwiſchen Athene Minerva)
und Poſeidon (Neptun) oder, um die Allegorie zu erklären,
zwiſchen dem Olivenbaum und dem Meere. Nach früherer
Auslegung ſah man darin die neugeborne Minerva, wie ſie im
Rathe der Götter vorgeſtellt wird; noch pflichten mehrere Ge-
lehrten dieſer Auslegung bei, allem Scharfſinne zum Trotz mit
welchem der römiſche Archäologe ſeine Meinung unterſtützt.
Wenn die Figuren weniger verſtümmelt wären, würde die Ent-
ſcheidung wahrſcheinlich leichter ſeyn. Ihre Zahl belauft ſich
auf neunzehn. Am äußerſten nördlichen Ende zeigt ſich ein
Flußgott, nach Annahme der Gelehrten der Kephiſſus, welcher
im Norden von Athen fließt; neben dieſem ein König und eine
weibliche Geſtalt, die erſterer umarmen zu wollen ſcheint. Dieſe
Figuren halten einige für Kekrops und die Königin ſeine Ge-
mahlin, andere für Peleus und Thetis, noch andere haben darin
ſogar Adrian und Sabina ſehen wollen. Die folgenden Figuren
ſtellen vielleicht Irene, die Friedensgöttin vor, auf welche ſich