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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben ([1. Haupt-Abtheilung], 9. Band): Griechenland — Frankfurt am Main: Im Comptoir für Literatur und Kunst, 1835

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68337#0174
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Delphi.

Es iſt eine der beruͤhmteſten Staͤdte des alten Griechenlan-
des, und der Sitz des erſten und vornehmſten Orakels der Grie-
chen, das dem Apollo heilig war. Die Stadt lag in Phocis an
der ſuͤdlichen Spitze des Berges Parnaſſus, der ſich hier in zwei
Berg-Enden, davon das noͤrdliche Hyampeia, das nordweſtliche
Tilhorea hieß, ſchloß, in einer amphitheatraliſchen Form. Die
Stadt war ohne Mauern, weil ſie von drei Seiten durch Gebirge
und jaͤhe Abgruͤnde gedeckt ward. Apollo und nebſt ihm Diana
und Latona wurden als Schutzgoͤtter der Stadt angeſehen. Ihre
Tempel ſtanden am Eingange der Stadt. Aber der Haupttem-
pel des Apollo Pythius, der das Orakel enthielt, lag im oberen
Theile der Stadt und vor demſelben die Quelle Castalia, aus
welcher die weiſſagende Priſterin ſowohl, als die Fragenden tran-
ken. Das Orakel ward, wie eine alte Sage erzaͤhlt, durch einen
Ziegenhirten entdeckt, der hier in der Naͤhe weidete, und gewahr
ward, daß ſeine Ziegen ſeltſame Spruͤnge machten, ſo oft ſie ſich
einer gewiſſen Hoͤhle naheten, aus welcher ein berauſchender Dunſt
aufſtieg. Der Hirte naͤherte ſich ihr ebenfalls und empfand die
Gabe der Weiſſagung. Die Sache ward bald bekannt, und allen
 
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