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Friederich, Johann Konrad
Die Wundermappe oder sämmtliche Kunst- und Natur-Wunder des ganzen Erdballs: Treu nach der Natur abgebildet und topographisch-historisch beschrieben ([1. Haupt-Abtheilung], 9. Band): Griechenland — Frankfurt am Main: Im Comptoir für Literatur und Kunst, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.68337#0132
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98

— mna d

Kadmus, ein Sohn des phöniziſchen Königs Agenor, wurde
von ſeinem Vater ſammt ſeinen Brüdern ausgeſandt, um ſeine
von Zeus geraubte Schweſter Europa aufzuſuchen. Er kam
nun erſt nach Thracien, und von da ging er nach Delphi, um
das dortige Orakel zu befragen. Dieſes befahl ihm, der Lei⸗—
tung eines Rindes zu folgen, dem er begegnen würde, und da,
wo ſich daſſelbe ermüdet niederlegen würde, eine Stadt zu grün-
den. Bald erblickte ed den verheißenen gehörnten Führer, der zu
den Heerden des Pelagons gehörte, und ihn nach Böotien führte.
Als ſich das Nind nun gelagert hatte, beſchloß er, daſſelbe der
Athene zu opfern. Zu dieſem Zweck ſendete er einige ſeiner
Begleiter an einen nahe gelegenen Brunnen, um Waſſer zu holen.
Dieſen aber bewachte ein ſcheußlicher, dem Ares angehörender
Drache, der faſt alle, die gekommen waren, erwürgte. Jetzt
machte ſich Kadmus ſelbſt auf und erlegte glücklich das Unge-
heuer, deſſen Zähne er auf der Athene Befehl auf das Feld
ſäete. Aus dieſer ſeltſamen Saat gingen geharniſchte Männer
hervor, welche Sparten, d. h. die Geſäeten, genannt wurden.
Dieſe aber bekämpften ſich ſelbſt ſo wüthend unter einander, daß
nur fünf von ihnen übrig blieben. Aber der erzürnte Ares ließ
den Kadmus den Mord ſeines Drachen mit acht Jahre langer
Sklaverei büßen. Mit den fünf übrig gebliebenen Gewapneten
erbaute er nun das beruͤhmte Theben nebſt der Burg, die nach
ihm Kadmea genannt wurde und lange Zeit ſtand. Jetzt herrſchte
er über den neuen Staat, und Zeus vermählte ihn mit der
Harmonia, der Tochter des Ares und der Aphrodite, und
auch bei dieſer Hochzeit fanden ſich, wie bei der des Peleus,
alle Götter ein und beſchenkten das neuvermählte Paar reichlich.
Unter dieſen Geſchenken befand ſich aber auch ein Halsband von
dem Feuergott Hephäſtos, das über das ganze Geſchlecht des Kad-
mus großes Untheil bringen ſollte, und von dem wegen der
 
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