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Aeg-inetische Kunst. 47

ten, wie man es so oft auf andern Monumenten sieht, Pallas
trete auch hier als Führerin ihres Volkes gegen den Feind auf,
aber wenn sich die Göttin einer Partei enger angeschlossen
hätte, so wäre das strenge Gleichgewicht der beiden Hälften
gestört, das in den Giebelgruppen des Alterthums innegehalten
wurde. Ausser dieser formellen Rücksicht mochte es der
Künstler vielleicht auch für diesen Ort, für den Tempel, an-
gemessener finden, die Göttin als unsichtbare Schlachtenlen-
kerin zwischen die Parteien zu stellen als dass sie sich nach
homerischer Weise in das Getümmel der Menschen mischt.
Die Beine und Füsse der Göttin übrigens stehen mehr im
Profil, was gewiss nur dadurch veranlasst ist, dass der vor
ihr liegende Krieger sonst nicht genügenden Raum hatte.
Von unten bemerkt man es kaum, hätte der Künstler dabei
die Absicht gehabt die Göttin als Vorkämpferin der Griechen
zu bezeichnen, so würde er sich wohl etwas deutlicher und
entschiedener ausgedrückt haben.

Manche Theile der Figur waren bemalt. Der Helm, des-
sen Bügel durch eine Schlange getragen wird, war blau, der
Helmbusch roth (was für alle Helme vorauszusetzen), jene
Farbe sollte gewiss Metallfarbe bezeichnen, während die rothe
Farbe des Busches, wie auch eine Stelle Homers anzudeuten
scheint, als besonders prächtig und imponirend angesehen
wurde. Ausserdem ist die Oberfläche und der Schirm des
Helms mit kleinen eingebohrten Löchern übersäet, die zur
Befestigung broncener Zierrathen, vermuthlich Nägel, dienten.
Im Nacken unter dem Helm finden sich noch mehrere Löcher,
die zur Anfügung freigearbeiteter metallner Locken bestimmt
waren. Die Ohren der Göttin sind durchbohrt, um Ohrringe
aufzunehmen. Die Aegis war schuppenartig bemalt, wie man
es in späterer Zeit plastisch dargestellt hat, und glich somit
einem Schuppenpanzer, an ihren Spitzen ist sie durchbohrt
zur Aufnahme einer Verzierung, die nach der Praxis der
spätem Kunst in Schlangenköpfen, nach der Beschreibung
Homer's aber in Troddeln bestehen würde. Der Schild, den
die Göttin an einem Tragbande trug, war wie alle übrigen
Schilde an der innern Seite bis auf einen fingerbreiten Strei-
fen am Rande, roth bemalt, womit das Futter bezeichnet
werden sollte, aussen aber blau und, wie man es so gewöhn-
lich auf den bemalten Vasen findet, mit einem charakteristi-
schen Symbol versehen. Ein Bruchstück eines Schildes hat
sich erhalten mit Spuren einer weiblich gekleideten Figur in
 
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