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ili. Die archaisirende. nur scheinbar altertümliche

Kunst.

Die alterthümlichen Götterbilder wurden durch den späte-
ren Fortschritt der Kunst nicht antiquirt. Sie blieben an
ihrer Stelle in den Tempeln und Tempelhöfen und waren
auch in der Zeit der blühendsten Kunst die eigentlichen
Objecte des Cultus. Dies zeigen am anschaulichsten die
Vasenbilder mit ihren nicht seltenen Darstellungen von Opfern,
die einem Götterbild gebracht werden, wobei eben das letztere
in ganz primitiv alterthümlichen Formen dargestellt zu werden
pflegt. Als man nun neben diesen alten und kunstloseren
Bildern die neuen, prächtigen Werke der vollendeten Kunst
aufstellte — und zwar scheute man sich nicht, sie unmittel-
bar neben einander zu stellen, wie in einem Heiligthum des
Dionysos ein Satyr des Praxiteles aus parischem Marmor
neben einem alten Schnitzbild des Dionysos stand —, da
musste auf jene, die im Besitz der Cultusehre waren und
zugleich um ihres einfacheren, alterthümlichen Aussehens
willen, der Schein grösserer Heiligkeit fallen, und so soll denn
auch Aeschylus, in dessen Lebenszeit gerade der Uebergang
aus der alten in die neue Kunst hineinfällt, gesagt haben,
dass die alten Bilder zwar einfacher, aber göttlicher seien,
als die kunstvoller gearbeiteten neuen. Wir werden dies
zwar von unserm Standpunkt aus nicht zugeben können, aber
es war jedenfalls eine verbreitete und erklärliche Anschauung,
 
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