Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
jyg Tempelsculptureu.

Männer, die ihnen theils entgegentreten, theils sich mit ein-
ander unterhalten, gehören nicht mehr zur Prozession, und
dasselbe muss in noch höherem Grade von dieser Mittelgruppe
angenommen werden. Noch weniger befriedigend sind die
Erklärungen der andern Gruppe, ja es wird in der Regel die
so deutliche Form der gepolsterten Stühle verkannt.

Wir vermögen, wie gesagt, nicht den Sinn dieser Gruppen
anzugeben, die nach der centralen Stelle, die sie im Friese
gerade über der Thür des Tempels einnehmen, etwas Bedeu-
tungsvolles zu enthalten scheinen. Freilich ist auch bei die-
ser Annahme auffallend, dass sich Niemand um diese Gruppen
kümmert, und es ist ferner schwer einzusehn, was für ein be-
deutungsvoller Vorgang in der Ueberreichung von Stühlen,
die doch nur zum Sitzen dienen können, gemeint sein möge.

Aber nicht allein diese Gruppen, sondern die Bedeutung
des ganzen Zuges ist noch durchaus nicht ermittelt. Wenn
wir kurz Alles zusammenfassen, so sind die Elemente dessel-
ben folgende: Reiter, Wagen, Musikanten, Schüsseln- und
Krugträger, Opferthiere, Mädchen mit Schaalen, Kannen,
Fackeln und Räucherfass. Nun ist die gewöhnliche Meinung
diese-, dass der Zug die Prozession der grossen Panathenäen
vorstelle, deren Zweck eben war, der Athene einen neuge-
wirkten Peplos, der segelartig an einem Rollschiffe befestigt
war, zu überbringen. Allein wir bemerkten schon, dass die-
ser Peplos für die Athene Polias und nicht für die Göttin
des Parthenon bestimmt war und dass auch die als Ueber-
reichung des Peplos gedeutete Gruppe nicht darauf bezogen
werden könne, so dass damit der für dies Fest charakteri-
stische Zug aus der Darstellung schwinden würde, und da
wir nun auch andere für die Panathenäen charakteristische
Züge vermissen, die Kanephoren und die Schirm- und Sessel-
trägerinnen, so scheint diese Vermuthung unbegründet zu sein.
Auch in Betreff des Reiterzuges wissen wir zwar, dass er ein
Bestandteil der Prozessionen überhaupt, nicht aber, dass er
den Panathenäen ausschliesslich eigentümlich war.

Wenn also der Peplos und seine Ueberreichung nicht
der Zweck dieser Prozession ist, wer wird denn in Prozes-
sion hingeführt zu den Göttern, die in der Mitte des Frieses
thronen? Es ist klar, dass die vordere Hälfte des Zuges,
die Mädchen mit ihren Geräthen, die Opferthiere und die
Musikanten, nicht die Pointe des Ganzen sondern nur Ele-
mente enthält, die in ähnlicher Weise bei allen Opferzügen
 
Annotationen