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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 6.1898

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Schumacher, Karl: Zur prähistorischen Archäologie Südwestdeutschlands
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https://doi.org/10.11588/diglit.27824#0022
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Zur prähistorischen Archäologie Südwestdentschlands.

Von Karl Schumacher in Karlsruhe.

Bei wenigen Zweigen der Wissenschaft dürften öftere Zusammen-
fassungen des Erreichten und Hinweise auf das noch zu Erstrebende
in gleichem Masse angebracht sein, wie bei der prähistorischen Archäo-
logie. Der Grand liegt nicht nur in der heillosen Zersplitterung des
prähistorischen Fundmaterials und der einschlägigen Litteratur in-
folge Mangels eines wissenschaftlichen Centralorgans, sondern vor
allem auch an der — an und für sich ja ungemein dankenswerten
— Mitarbeiterschaft so vieler Lokalforscher, denen es unmöglich ist,
die Fortschritte der Wissenschaft jederzeit zu verfolgen und sich
einen Ueberblick über das Ganze zu verschaffen. Zu einer Orien-
tierung in diesem Sinne möchten die folgenden Ausführungen bei-
tragen.

Die letzte üebersicht über den Stand der Forschung in dem
ins Auge gefassten Gebiete rührt von Tischler und Undset her.
Undset’s Aufsatz „Zur Kenntnis der vorrömischen Metallzeit in den
Kheinlanden“ und Tischlers Besprechung der Wagner’scIien Schrift
„Die Hügelgräber und Urnen-Friedhöfe in Baden“ und des Faddel-
BLEicHER’schen Werkes „Materiaux pour une etude prehistorique de
l’Alsace“, beide Arbeiten im Y. Jahrgang der Westd. Ztschr. 1886,
stellen unbestritten die beste zusammenfassende Behandlung des
südwestdeutschen prähistorischen Materials vom Standpunkt der Ge-
samtwissenschaft dar. Für ein engeres Gebiet habe ich selbst einen
kurzen Ueberblick gegeben in dem Aufsatz „Stand und Aufgaben der
prähistorischen Forschung am Oberrhein und besonders in Baden“
(Neue Heidelb. Jahrb. II. 1892).

Nur einige Hauptfragen der urgeschichtlichen Forschung sollen
im folgenden herausgegriffen werden.

1) Eine der wichtigsten ist unstreitig die chronologische, da
sie die Grundlage aller andern Betrachtungsweisen bildet. Dass die
Chronologie für den weitaus grössten Teil der sogen, prähistorischen
Periode bis jetzt nur eine relative sein kann und erst an der Schwelle
der von der Litteratur beleuchteten Geschichte zu einer absoluten
wird, ist allgemein bekannt, ebenso wie die Thatsache, dass durch
die Fixierung der italischen und griechischen prähistorischen Chrono-
logie auch für unsere Urgeschichte die Grenze zwischen relativer
und absoluter Chronologie immer höher hinaufrückt. Welche Fort-
schritte hat nun seit den genannten Arbeiten die prähistorische
Chronologie unseres Gebietes aufzuweisen?

Die Kenntnis der neolithischen Periode, mit welcher wir unsere
Besprechung beginnen wollen, beruhte zu Anfang der 80er Jahre
im wesentlichen noch auf den Ergebnissen der Pfahlbautenforschung
des Bodensees. Heute dagegen sind auch eine grosse Anzahl
von Landfunden bekannt, die jene Anschauungen beträchtlich er-
weitert haben: Ueberreste von Landansiedelungen in Höhlen und
 
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