Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 6.1898

DOI Artikel:
Zangemeister, Karl: Römische Göttersteine aus Baden-Baden
DOI Artikel:
Hedinger, August: Alte Erzschmelzstätte auf dem Natterbuch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27824#0070
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
61

wenigstens findet er sich in Holder’s ungemein reichhaltigem und
dankenswertem „Altceltischem Sprachschatz“ nicht verzeichnet. —
Das Amt magistra einer Göttin findet sich nicht selten in Inschriften.

Alte Erzschmelzstätte auf dem Natterhuch.

Von A. Hedinger.

Der Natterbuch bei Feldstetten OA. Münsingen, 821 m ü. d. M.,
ein 100 m hoher, terrassenförmig aufsteigender, noch Reste von
Yerschanzungen aufweisender Hügel, hat auf seiner Spitze innerhalb
eines Kranzes von alten Buchen einen vertieft liegenden Quellsee
(nicht Doline), an dessen westlichem Rand eine Menge Feuersteine
der allerverschiedensten Form, weniger Knollen als geschlagene oder
zerbrochene Stücke, und Eisenschlacken1 sich fanden. Im weiten
Umkreise auf ziemliche Entfernung vom See ist die Erde noch ganz
schwarz, d. h. mit Resten von Buchenholzkohlen imprägniert. Auch
Basalttuffe und einzelne Stücke Basaltes lagen vereinzelt umher2.

Etwa 30 m unter der Spitze des Hügels sind ebenfalls bedeutende
Holzkohlenreste und dreierlei Formen von Resten irdener Geräte,
von denen zwei mit der Drehscheibe gemacht sind. Der Fuss einer
Urne und mehrere Randscherben sind sehr fein und zerbrechlich,
nach PaülüS alemannischen Ursprungs. Ausserdem finden sich an
verschiedenen Stellen des Berges Reste von Wällen, auch Doppel-
wälle mit quadratischem Hof, wie auch Mauern mittelalterlichen
Ursprungs, sowie Reste einer Kapelle mit der Stelle, wo man den
Turm vermuten kann. In der Nähe ist eine ziemlich starke Quelle
in einem Gewölbe gefasst.

Die Feuersteine sind sämtlich metamorphosierte, d. h. Kalk-
silikate , verkieselte Kalke aus dem oberen weissen, Jura unserer
schwäbischen Alb, und tragen Spuren der Benützung, wie zum Feuer-
schlagen, denn viele sind ebenso kantig und eingekerbt, wie der
Feuerstein zum Feuerschlagen mit Zunder für die Tabakspfeife.

Ein eigentlicher Artefakt existiert nicht, so wenig als ein
nordischer, ganz aus Kieselsäure bestehender Feuerstein; auch im
See selbst fand sich nichts dergleichen. An derselben Stelle, d. h.
am westlichen Rande des Sees, fand ich auch die „Erzschlacken“,
die zweierlei Form haben: 1) kugelig-höckerig, dem im Innern eine
Höhlung entspricht (wohl durch Luftblasen entstanden), 2) eine

1 Es sollte wohl besser heissen: Schmelzprodukte, denn bei dem grossen
Gehalt an Eisen ist doch wohl anzunehmen, dass dies nicht unbrauchbare Abfall-
produkte oder Rückstände sind. Es sind wohl „Frischschlacken“, als schmied-
bares Eisen verwendet.

2 Der alte Eruptionsherd, den Branco auf seiner Karte unten in den Ort
Eeldstetten verlegt, ist nicht mehr vorhanden.
 
Annotationen