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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 6.1898

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Sixt, Gustav: Regenbogenschüsselchen und andere keltische Münzen aus Württemberg (und Hohenzollern)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27824#0043
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37 —

Regenbogenschüsselclien nnd andere keltische Münzen ans
Württemberg (nnd Hohenzollern).

Von G. Sixt.

Mit 2 Tafeln Abbildungen,

Regenbogenschüsselchen, auch Himmelsschüsselchen,
nennt das Volk runde, napf- oder schüsselförmig vertiefte Gold-
klümpchen, welche dem Regenbogen entfallen sein sollen, an den
Stellen, wo derselbe auf der Erde aufgestanden. Den natürlichen
Grund hat dieser Glaube wohl darin, dass die ersten Goldstücke
dieser Art nach starkem Regen bei den dadurch verursachten Boden-
abschwemmungen ans Tageslicht kamen. Die Regenbogenschüssel-
chen galten beim Volke als glückbringend, heilsam bei Krankheiten,
wie Fieber, Gichtern, Krämpfen, namentlich wenn sie in das zu ge-
niessende Getränk gelegt wurden. Sie standen darum in hohem
Werte und erbten sich in ländlichen Familien durch Jahrhunderte
fort. Noch im Jahre 1859 sagt Dr. v. Barth aus Calw in dem Be-
gleitschreiben zu einem an die Akademie in München eingesandten
Regenbogenschüsselchen, diese „Amulette“ hätten unter dem Volke
so hohe Achtung, dass er sich lange vergeblich bemüht habe, ein
Exemplar zu erwerben.

Dass die Regenbogenschüsselchen Münzen sind, diese Erkennt-
nis ging in wissenschaftlichen Kreisen erst zu Ende des 17. Jahr-
hunderts auf, und es ist bezeichnend, dass die Schriften darüber aus
dieser Zeit wie aus dem Anfang des folgenden Jahrhunderts es als
ihre Hauptaufgabe ansehen, umständlich zu beweisen, dass diese
Goldstücke nicht vom Himmel gefallen, sondern wirkliche Münzen
seien. Es sind aber die Regenbogenschüsselchen zumeist nicht aus
reinem Gold geprägt, sondern aus Elektrum, Blassgold, einer
Legierung von Gold mit Silber, bei welcher das erstere nur stark
161/2karät,ig erscheint. Die Münzen, welche in Süd- und Mittel-
deutschland, Oesterreich, in der Schweiz und in Oberitalien gefunden
werden, gehören, wie Streber 1 zuerst nachgewiesen, keltischen
(gallischen) Stämmen an, — germanischen schon darum nicht,
weil die Germanen, wie wir aus des Tacitus’ Germania (cap. V) er-
sehen, eine eigene Münze nicht hatten. „Gold und Silber,“ sagt der
römische Schriftsteller, „haben die Götter, soll ich sagen, aus Gnade
oder Zorn, ihnen versagt.“ Unter den keltischen Stämmen aber sind
es vorzugsweise die Bojer, welchen die Regenbogenschüsselchen
zugeschrieben werden. Von anderen Stämmen, welche ähnliche
Münzen prägten, wird unten die Rede sein. Die Regenbogenschüssel-
chen entbehren der Schrift, aber sie sind mehr oder weniger mit
bildlichen Darstellungen versehen.

1 F. Streber, Die Regenbogenschüsseln, in den Abhandlungen der K. Bayr.
Akademie der Wissenschaften. IX. 1 u. 3 Abh. München 1860, 1862.
 
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