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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 13.1905(1906)

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Schliz, Alfred: Die gallischen Bauernhöfe der Früh-La Tène-Zeit im Neckargau und ihr Hausinventar
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https://doi.org/10.11588/diglit.42296#0036
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Die gallischen Bauernhöfe der Früh-La Tene-Zeit im
Neckargau und ihr Hausinventar.
Von A. Schl iz.
Mit Tafel I und 7 Textabbildungen.
I. Gallische Kultur in Südwestdeutschland im 5. Jahrhundert v. Chr.
[Jeher die Kultur der gallischen Keltenstämme in der späteren
La Tene-Zeit, ihre sozialen Einrichtungen, ihre Lebensgewohnheiten,
ihre Bauweise und ihre gewerbliche Geschicklichkeit sind wir durch
Cäsar und Tacitus und die Funde der gallischen Oppida, Bibracte,
Alesia, Murcens und der ihnen analogen böhmischen befestigten
Plätze, welche teilweise eine ganz hervorragende Beschreibung ge-
funden haben1, sehr eingehend unterrichtet, über die Kulturformen
unserer Früh-La Tene-Zeit2, der Zeit der Besitznahme unseres Landes
durch die gallischen Keltenstämme, ist jedoch noch recht wenig
bekannt, wenn wir von den Gräberfunden absehen. Hier bietet die
Hinterlassenschaft der zahlreichen bäuerlichen Gehöfte, welche das
fruchtbare Ackerland der Heilbronner Gegend unter sich teilten, ein
reiches Feld der Untersuchung, deren Ergebnisse auch wirklich ge-
eignet sind, eine hier bestehende Lücke unserer vorgeschichtlichen
Kenntnisse auszufüllen.
Die Gallier, welche damals bei uns einbrachen, befanden sich
sichtlich schon auf dem Höhepunkt der Kultur, welche wir unter
dem Namen La Tene- Kultur zusammenfassen und welche ihren
Ursprungsort im Herzen des französischen Keltenlandes hatte. Schon
100 Jahre vor unserer Epoche hatte die Durchdringung der altern-

1 J. G. Bulliot : Les fouilles du Mont Beuvray. M. ViUviLLf:: Enceintes,
Habitations et poteries usuelles de l’epoque gauloise. Bull. soc. d’anthrop. 1894.
M. Märtel: Note sur l’oppidum de Murcens. Bull. arch. 1895, A. de Barthelemy:
Alesia, son vtritable emplacement. Revue des quest. hist. 1867. Verchere de
Reffye : Les armes d’Alise. R. arch. 1864. J. DiSchelette : Le Hradischt de
Stradonic en Boheme et les fouilles de Bibracte. Diesen Publikationen über
Spät-La Tene-Siedlungen steht nur eine über eine Früh-La Tene-Wohnstätte
gegenüber: Du Chatellier: Une habitation gauloise a Tronoen. Bull. arch. 1896.
2 Da hier keine kunsthistorische, sondern eine ethnologisch-kulturhistorische
Studie beabsichtigt ist, so müssen wir von der Anwendung der iür die Entwick-
lung der La Tene-Kunstformen grundlegenden Einteilung unserer La Tene-Zeit
in 4 Stufen durch P. Reinecke (Festschrift zur Feier des 50jähr. Bestehens des
röm.-german. Zentral-Museums in Mainz) hier absehen. Stufe 1 (500—400 v. Chr.)
kommt hier, als noch der ausgehenden Hallstattbesiedlung angehöiend, nicht in
Betracht. Die Epoche unserer Besiedlung umfaßt Stufe II, welche um 400 v. Chr.
bei uns einsetzt, die Zeit der Besitznahme unseres Landes durch gallo-keltische
Stämme und einen Teil von Stufe III, Tischlers Mittel-La Tene, etwa um
320 v. Chr. beginnend, mit nicht sicher festzusetzendem Ausgang bei uns. Daß
Reineckes Einteilung einem Bedürfnis entspricht, geht daraus hervor, daß ich
dieselbe für die La Tene-Flachgräber wählte, ehe die Mainzer Festschrift in
meinen Händen war.
 
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