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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 13.1905(1906)

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Eine römische Villa bei Betzingen, ausgegraben im September und Oktober 1905
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Goessler, Peter: Der Gämmertinger Reihengräberfund
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https://doi.org/10.11588/diglit.42296#0080
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und grauschwarze Masse vor. Es sind Reste von Amphoren und
Krügen, darunter die in hellgrau auffallend schlecht gebrannt. Be-
sonders charakteristisch sind 4 Ausgußhälse mit Henkel, 2 von Krügen
mit 2:cm, 2 von Amphoren mit 3 cm Durchmesser im Lichten, die
Henkel sind gerippt und mit einer Ausnahme alle einseitig. An
einer gelbroten Schüssel von elegantem Profil, etwa des Anfangs
des 2. Jahrhunderts, ist gerade das Randstück mit dem Ausguß, der
in der bekannten Form der in den Rand hinein verlängerten inneren
Rundleiste gebildet ist, erhalten. Ferner ist die an die scharfen
La Tene-Profile erinnernde „Terra nigra“ vertreten; dann schwarz-
gefirnißte Gefäße des 2. Jahrhunderts. Terra sigillata mit ausge-
preßter Reliefverzierung, zahlreich gefunden bei Anlage des nahe-
gelegenen „Gminderdorfes“, ist in der Villa sehr Untergeordnet.
Deutliche Typen, Dragendorff 29, friihvespasianisch, lassen sich nicht
erkennen. Ganz charakteristisch sind ein größerer Scherben eines
— unverzierten — Schälchens, Dr. 40 (Ludowici, a. a. 0. S. 92,
und Stücke zweier Schüsseln, Dr. 37: die eine in dem etwas
älteren „Metopenstil“, wobei die Felder nochmals durch Dia-
gonalen , in deren zusammenstoßendem Winkel sich Schnurstäbe
mit 3blättrigen Lilien erheben, geteilt sind, die andere in „Medaillon-
stil“, der jedoch die Nachlässigkeit der Behandlung in dem Ueber-
greifen dei’ die Medaillons trennenden Traubenstöcke über die Ränder
derselben deutlich verrät. Ueber die Verwertung des einzigen
sicheren Stempels „Lillus“, der übrigens auch in Friedberg und Heddern-
heim vorkommt, also im allgemeinen in einem sehr geschlossenen
Gebiet, das mehr für Westerndorfer Provenienz spricht als für
Rheinzaberner, ist schon oben S. 67 gesprochen. Das Graffito auf
dem Boden eines Gefäßes, SAC, ist der Rest einer Dedikations-
inschrift irgend eines Besitzers des Stücks; die bevorstehende Ver-
öffentlichung all dieser Kritzeleien im Corpus domesticum wird darüber
das nötige Material bringen, ebenso auch über die S. 67 f. er-
wähnte Gewichtsbestimmung, bei der übrigens der der Nettogewichts-
bestimmung Vorgesetzte Buchstabenrest an sich nicht notwendig als
„T“ zu lesen ist, noch weniger aber ein „pendet“ oder „capit“ be-
deutet, sondern eher auf irgendwelche Numerierung des Amphoren-
bestandes hinweist. Goessler.

Der Gammertinger Reihengrälierfund.
Von P. Goessler.
Die folgenden Bemerkungen schließen sich an an das Werk
von J. W. Gröbbels, Der Reihengräberfund von Gammertingen.
Auf höchsten Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten von Hohen-
zollern beschrieben. Mit 21 Tafeln und 27 Textillustrationen. München,
Verlag von Piloty & Loehle, 1905.
 
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