Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 30.1917

DOI Artikel:
Heicke, C.: Jagdschloß Wolfsgarten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ansiditen aus den Gärten von Jagdschloß Wolfsgarten.

Aufnahmen von Susanne Homann, Darmstadt.

Jagdschloß Wolfsgarten.

Ausgedehnte Waldungen bedecken die rhein- Die Entstehung Wolfsgartens geht auf das
mainische Ebene zwischen den Städten Mainz, Jahr 1720 zurück. Die Gebäude umschließen
Darmstadt und Frankfurt. Sie entbehren der einen quadratischen Hof, an der Westseite das
wild-malerischen Schönheit, wie man sie in den eigentliche Schloß, an der Süd- und Nordseite
Gebirgsgegenden unseres Landes findet, dagegen Kavalierhäuser, an der Ostseite den Marstall,
atmen sie eine tiefe zur Beschaulichkeit einla- an den sich weiter noch andere Wirtschafls-
dende Ruhe und sind so recht geeignet, Er- gebäude anschließen. Ohne irgendwelchen Auf-
holung von der aufreibenden Rastlosigkeit des wand, aber in den guten Formen der Ent-
neuzeitlichen Lebens zu gewähren. Am südlichen stehungszeit, die Mauern aus schlichtem roten
Rande dieses Waldgebietes liegt das Jagdschloß Mainsandstein, die Dächer aus schwarzgrauem
Wolfsgarten, der Sommeraufenthalt der Familie Schiefer, die Wände mit Rosen und anderem
des Großherzogs von Hessen. Rankwerk übersponnen, macht das Ganze einen

Die örtlichkeit ist glücklich gewählt; das außerordentlich traulichen Eindruck. Die Mitte
Schloß mit seinen Gärten liegt noch innerhalb des Hofes nimmt ein alter Lauf brunnen ein, um-
des Waldes, der sich nur an der Südseite zu standen von dem Schnitt entwachsenen Kugel-
einem schmalen Saum lockert und in einem mit akazien, während das Viereck der Rasenflächen
einigen Bäumen verstellten Durchblick den Zu- von geschorenen Ahornbäumen eingefaßt wird,
sammenhang mit der freien Ebene und ihren Die Gebäude, die lange Jahre als Oberför-
Ortschaflen mehr ahnen als wahrnehmen läßt, sterei dienten, sollten 1840 niedergelegt werden.
Die nächste Bahnlinie, welche Frankfurt und Die Verhandlungen darüber zerschlugen sich
Darmstadt auf dem kürzesten Wege verbindet, aber, und der damalige Erbgroßherzog, nach-
liegt gerade soweit ab, daß der Betrieb die Ruhe maliger Großherzog Ludwig III., übernahm das
nicht stört, aber doch den Bewohnern des Schlo- Anwesen, das seitdem den Sommeraufenthalt
ßes das Gefühl des Zusammenhanges mit der der großherzoglichen Familie gebildet hat. Der
großen Welt erhalten bleibt. jetzige Besitzer, Großherzog Ernst Ludwig, hält

31
 
Annotationen