DOI article:
Röthlisberger, H. H.: Von schweizerischen Gärten
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.21302#0085
Landhaus Kilchberg. Otto Froebels Erben, Zürich.
Abb. 3. Krocketplatz vor dem Landhause. Im Vordergrund links Heracleum Mantegazzianum.
der Genuß desselben? Nach der Beschreibung ganzes übriges Leben zu beschäfftigen. Man sagt,
meiner Lebensart daselbst, mögen es meine Zeit- ein Teutscher habe ein Buch über ein Schnittchen
genossen rathen. Das köstliche far niente, war Citrone geschrieben, ich hätte eines über jedes
der erste und schönste Genuß, dessen ganze Süs- Wiesenblümchen, über jedes Moos, über jedes
sigkeit ich langsam einschlürfen wollte; und Hainichen, das an Felsenwänden sprießt, schrei-
alles, was ich während meines Auffenthalts ben mögen. Kein Grasspitzchen, kein Stäubchen
hier machte, waren in der That das nothwendige des Pflanzenreichs sollte unbeschrieben bleiben,
und wonnevolle Geschärft eines Menschen, der Zufolge dieses herrlichen Vorsatzes besuchte ich
sich dem Müssiggange geweihet hat. . . . Es war alle Morgen nach dem Frühstücke, das wir in
alles, wie es war, so sehr gut, daß das geringste Gesellschaft genossen, das Vergrößerungsglas in
daran in Ordnung bringen wollen, es verrücken der Hand, und mein Systema Naturae unterm
ließ. Mein größtes Vergnügen war, daß haupt- Arm, ein Viertel der Insel nach dem andern . . .
sächlich meine Bücher eingepackt blieben und ich Nichts war sonderbarer, als die hinreißenden
kein Schreibzeug hatte. Fanden sich zum Unglück Entzückungen, mit der ich den Bau und die Or-
Briefe zu beantworten, so lieh ich brummend des ganisation des Pflanzenreiches beobachtete, und
Einnehmers Schreibzeug, und ich gab es ge- die Befruchtung der Geschlechter, deren System
schwind wieder in der eitlen Hoffnung zurück, mir damals völlig neu war. Die Verschiedenheit
daß ich es nicht nöthig haben würde, es wieder der Geschlechter, von denen ich sonst nicht den
abzufordern." mindesten Begrif hatte, entzückte mich. Ich über-
„Statt all dieses alten traurigen Bücher- zeugte mich davon so lange an den gemeinen
krames füllte ich mein Zimmer mit Heu und Gattungen, bis ich seltenere finden würde. Die
Blumen, denn ich war dazumal im ersten bo- gabelförmige Spaltung in den beiden langen
tanischen Eifer; ich unternahm, die Flora petr- Staubfäden des Braunellenkrautes, die Schnell-
insularis zu sammeln, und die Pflanzen ohne kraft in den Fäden der Nessel und des Glas-
eine einzige auszulassen, mit einer Genauigkeit krauts, das Fortschnellen der Frucht bei der Bal-
zu beschreiben, die hinreichend war, mich mein samine und bei der Capsel des Buchsbaums und
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Abb. 3. Krocketplatz vor dem Landhause. Im Vordergrund links Heracleum Mantegazzianum.
der Genuß desselben? Nach der Beschreibung ganzes übriges Leben zu beschäfftigen. Man sagt,
meiner Lebensart daselbst, mögen es meine Zeit- ein Teutscher habe ein Buch über ein Schnittchen
genossen rathen. Das köstliche far niente, war Citrone geschrieben, ich hätte eines über jedes
der erste und schönste Genuß, dessen ganze Süs- Wiesenblümchen, über jedes Moos, über jedes
sigkeit ich langsam einschlürfen wollte; und Hainichen, das an Felsenwänden sprießt, schrei-
alles, was ich während meines Auffenthalts ben mögen. Kein Grasspitzchen, kein Stäubchen
hier machte, waren in der That das nothwendige des Pflanzenreichs sollte unbeschrieben bleiben,
und wonnevolle Geschärft eines Menschen, der Zufolge dieses herrlichen Vorsatzes besuchte ich
sich dem Müssiggange geweihet hat. . . . Es war alle Morgen nach dem Frühstücke, das wir in
alles, wie es war, so sehr gut, daß das geringste Gesellschaft genossen, das Vergrößerungsglas in
daran in Ordnung bringen wollen, es verrücken der Hand, und mein Systema Naturae unterm
ließ. Mein größtes Vergnügen war, daß haupt- Arm, ein Viertel der Insel nach dem andern . . .
sächlich meine Bücher eingepackt blieben und ich Nichts war sonderbarer, als die hinreißenden
kein Schreibzeug hatte. Fanden sich zum Unglück Entzückungen, mit der ich den Bau und die Or-
Briefe zu beantworten, so lieh ich brummend des ganisation des Pflanzenreiches beobachtete, und
Einnehmers Schreibzeug, und ich gab es ge- die Befruchtung der Geschlechter, deren System
schwind wieder in der eitlen Hoffnung zurück, mir damals völlig neu war. Die Verschiedenheit
daß ich es nicht nöthig haben würde, es wieder der Geschlechter, von denen ich sonst nicht den
abzufordern." mindesten Begrif hatte, entzückte mich. Ich über-
„Statt all dieses alten traurigen Bücher- zeugte mich davon so lange an den gemeinen
krames füllte ich mein Zimmer mit Heu und Gattungen, bis ich seltenere finden würde. Die
Blumen, denn ich war dazumal im ersten bo- gabelförmige Spaltung in den beiden langen
tanischen Eifer; ich unternahm, die Flora petr- Staubfäden des Braunellenkrautes, die Schnell-
insularis zu sammeln, und die Pflanzen ohne kraft in den Fäden der Nessel und des Glas-
eine einzige auszulassen, mit einer Genauigkeit krauts, das Fortschnellen der Frucht bei der Bal-
zu beschreiben, die hinreichend war, mich mein samine und bei der Capsel des Buchsbaums und
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