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PALLAS UND HERMES.

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lheils sind verwandte archaische Vasenbilder entscheidend für die athleti-
sche Deutung der uns vorliegenden Göttergestalten. Eines derselben, wel-
ches beide Gottheiten in Mitten anderer Götterpaare vereinigt (Taf. XVI),
machte jene Deutung schon früher uns wahrscheinlich; entschiedene Preis-
gefäfse traten hinzu. Zwischen den Säulen und Kampfhähnen panathenäi-
scher Vasen (3) hat statt des sonst dazwischen vorgestellten Minervenbil-
des die Gestalt der Göttin in derselben Verbindung mit Hermes sich vor-
gefunden (4), die in gegenwärtigem Vasenbilde uns vorliegt. Dafs Pallas
als Beschützerin panathenäischer Spiele, Hermes als Götterherold und Kampf-
beschützer (5) bekannt sind, ist zur Erklärung solchen Götterbundes genü-
gend; woneben jedoch die ursprüngliche Verwandtschaft beider Gottheiten,
die den pelasgischen Hermes der Burggöttin Athens beigesellte (6) und öfter
sich kund gab(7), zur tieferen Begründung desselben Göttervereins nicht
vergessen werden darf.

Von Einzelheiten dieses Bildes verdient zuvörderst die Tracht der
Göttin beachtet zu werden. Festlich ohne kriegerisch zu sein, läfst sie
bei gesticktem Chiton und übergeworfenem Peplos nachlässig herabfallende
Aermel bemerken, wie sie in friedlicher Erscheinung mehr als im Augen-
blicke des Kampfes natürlich sind; entscheidender als durch diesen Um-
stand (8) wird die friedliche Bedeutung der Göttin durch den Mangel der
Aegis ausgedrückt, die in unsrem Bilde ihr fehlt und in ähnlichen Vasen-
bildern freieren Styls oft auf gleiche Weise vermifst wird (9). Ob die man-

(3) Monum. dell’ Instituto I, 21. 22.

(4) So auf zwei mir bekannten panathenäischen
Amphoren. Eine derselben («) hat Braun bekannt
gemacht (AnnaLi d. Inst. VII p. 184 tav. F, 1; R.
Wettlauf. Depoletti); eine andre (&), ebenfalls dem
römischen Kunsthandel gehörige (/{. Quadriga),
wird in der Reihe unsrer Vasenbilder folgen.

(5) ’Evuyüviot; oben S. 62 Anm. 35.

(6) Pnus. I, 27, 1: xelrcu öl iv rot vctw rys
Hohccdoi; cEQ/,iijq £t'fou, Ki'y.Qonot; uvcu
uvü&rj/.ia, vno xXuboiv /.iVQöh’t]!; ov avvonxov. Vgl.
Welcker Aeschyl. Trilogie S. 287 f.

(7) Gemeinsam sühnen Pallas und Hermes auf

Zeus’ Befehl die Danaiden vom Männermord (Apol-
lod. II, 1, 5) ; auch den Odysseus schützen sie beide

bei Sophokles (Phil. 133), wo nicht ohne Bezug

auf Gemeinschaft attischen Dienstes, Hermes „Ntxtj
t Ad-tjfu JloXiai" erwähnt sind. Die Beispiele
solcher Zusammenstellung sind nicht häufig; aber
auch Pallas und Apoll, die wir als Stammgottheiten
Athens (Apollo nuzQwot; Prodromus in. K. S. 38)
kennen, erscheinen selten beisammen. Götter-
vereine, in denen Pallas und Hermes mit He-
rakles, Dionysos und andern Göttern verbunden
r sind, finden sich häufiger (Rapporto volc. not. 192.
193. Ann. d. Inst. VIII. E. p. 179 1F.).

(8) Weite Oberärmel sind auch am lanzen-
schwingenden Arm der herkulanischen Minerven-
statue zu bemerken (Millingen Uned. Mon. II, 7.
Müller Denkm. 10, 37).

(9) Nicht blofs auf apulischen (Rapporto volc.
not. 329), sondern auch auf volcentischen Gefäfsen.

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