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TAFEL XVIII. XIX.

gelnde Spitze des langen Speers gleicher Ursache oder nur einer im ober-
sten Raum des Gefäfses verzeihlichen Flüchtigkeit des Zeichners ange-
höre, lassen wir dahingestellt. Das Schild der Göttin mit einem Löwen,
dem Symbol ihrer Herrschaft °), verziert zu finden, kann im mannigfa-
chen Wechsel ihrer Schildsymbole x) nicht befremden; die zierliche Bil-
dung des Thieres, dem gegen sonstigen Brauch auch ein besondrer Unter-
satz gegeben ist, wird man mehr beachten. An der Figur des Hermes ist
es gewöhnlich, einen zurückgeschlagenen Reisehut, eine leicht verhüllende
Chlamys, einen Heroldstab zu erblicken; minder gewöhnlich ist die hier
befolgte Haltung des queer und rücklings gelegten Stabes (10 * 12) und der
Mangel an jeder Beflügelung (13), noch seltener die Hinzufügung eines
kurzen Chiton zur Chlamys (14), endlich auch Kürze und Befestigung die-
ser letzteren —, samt und sonders Umstände, welche den in nachlässigem
Behagen dem Festspiel der Sterblichen beiwohnenden Gott von ernsteren Mo-
menten seiner Erscheinung zu unterscheiden geeignet waren. Endlich ist
nicht zu übersehen, dafs auch die Form unsres Gefäfses die athletische Be-
deutung des Ganzen unterstützen hilft; durch Firnifs und Verzierung den
liolanischen Amphoren am nächsten verwandt, ist sie durch stärkere Schwel-
lung des Bauches den üblichen panathenäischen Preisgefäfsen hier, wie in
manchen ähnlichen Fällen, angenähert.

Tafel XIX, 1. hermes und maja; Ilydria mit schwarzen Figuren auf
weifsem Grund, vormals im Besitz des Herrn Feoli zu Rom(15). Wir

(10) Der vollendete griechische Kunstgebrauch

giebt im Löwen nur das königliche Thier, dem

Adler des Zeus vergleichbar, zu erkennen. So ist

der Thron des Göttervaters in alterthiimlichen Wer-

ken, die den Adler nie an seiner Seite, selten auf

seinem Scepter zeigen , hie und da mit Löwen-
köpfen oder löwenälmlichen Sphinxen (Taf. I S. 10)
verziert. Agamemnon, der zeusähnliche Herrscher,
dessen Schild ein Löwenkopf schmückte (Paus. V,
19, 1) , scheint in der Sprache der Kunst durch
Löwenverzierungen bezeichnet worden zu sein (De
Witte Cab. etrusque pag. 87). In gleicher Bedeu-
tung, als Herrschersymbol, trägt es denn auch
Pallas, ohne dafs der Tadel unbändigen Sinnes
(Campanari Coli. Feoli pag. 129) oder vollends eine
Naturs}mbolik darin zu suchen wäre. Ob das LÖ-
wenantlitz des Dionysos (Prodromus myth. Kunst-

erkl. S. 104 f.), ob der von Artemis gebändigte
Löwe (unten Taf. XXVI), ob in Erwägung von
Agamemnons symbolischer Bedeutung (Uschold Vor-
halle II S. 143 ff.) selbst die Löwen am Thor von
Mykene mit Creuzer (Symbolik II, 793 ff.) eine
frühere Geltung dieses Thieres als asiatisches Son-
nensymbol (Creuzer ebend. S. 781 ff. Vgl. S. 503)
erweisen können, ist eine andre Frage.

(11) Annali delf Instituto II p. 215 ss.

(12) Umgewandt, wie hier, findet der Knoten
des Merkurstabes sich auf noch mehreren unsrer
Zeichnungen. Vgl. Taf XXIX.

(13) In den älteren Vasenbildern freieren Styls
nicht gar selten.

(14) Beispiele ähnlicher Bekleidung sind oben
gegeben zu Taf. XVI. Amn. 23.

(15) Rapporto volcente not. 254. Dem Verneb-
 
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