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ZWEITES BUCH.
Sat. 195), den Beinamen Polites (P. 8, 26, 2) Pittroos (P. 1, 43, 5) und Po-
pulonius (§ 438, 2 f), auch Aesymnetes (P. 7, 20, 1; Wahlherschaft, WSat.252)
und Kyamites (Looswahl: WSat. 253) entsprechend, wird er auch in Gemeinde-
festen, namentlich den Apaturien (WSat. 200), gefeiert.
§ 448. 1 Wie aber das Gewächs des AVeinstocks als dieses
Gottes vornehmstes Symbol nicht nur die Naturfülle seines Segens,
sondern auch ein Uebermass geistiger Erhebung ihm zu bezeugen
geeignet ist, hat die hellenische Entwickelung seines Wesens
allerdings auch Alles gethan in einer bedeutenden und durchaus
eigenthümlichen geistigen. Höhe ihn aufzufassen. 2 Hellsehend
und weissagerisch aus der Erde geheimer und aus des be-
geisternden Weines offenkundiger Kraft, bei wacher sowohl als
auch schlafender Weile, ein Traumgott zugleich und ein Heil-
gott, 3 gewährt Dionysos einen noch ungleich reicheren Quell gott-
begabter Begeisterung, weil er den festlichen Jubelruf seiner Beken-
ner zum Dithyrambos, Verkleidung und Wechselwort ihrer Festzüge
zur Aufführung tiefsinniger, vom ländlichen Bock oder Aufzug
benannter, Dramen erhob. 4 Wie in solchem Geleit der Weis-
sagung und Dichtung die bacchische Begeisterung als eine ausser-
ordentliche That in der geistigen und Gemüthswelt des Menschen
erscheint, tritt auch der Frauen Beruf dafür mitzuwirken nach
der besondren Befähigung des schwächeren Geschlechts in einer
physischen und geistigen Fülle hervor, durch welche der Or-
giasmus ihres Dienstes früh geheiligt war; 5 des Gottes nur
seinerseits mögliche Versöhnung der von ihm ausgehenden An-
strengungen tritt nächstdem lindernd und heilend ein, 6 und
lehrt die der Stiftung des Weinbaus verknüpfte Verbreitung dio-
nysischer Sitte und Lehre in unermesslicher Einwirkung auf
die Kulturgeschichte der Menschheit uns würdigen.
1. 2. ‘Weissagung’ gewährt Dionysos als μΰντις (Eur. Hec. 1267. Cornut. 30
p. 178; vgl. Herd. 7, 111. P. 9, 30, 5); Dryalos (Hesych. Kl. Orph. 24 f.) und
κίχηνώς (§ 444, id. Pfka. TC. Tf. 35, 1); zunächst im Kausch und Schlaf
(Braun § 520).
3. ‘Dithyrambos und Drama': Wk. Satyrsp. 193. 22711. Braun § 510.
4. Dionysisches ‘Frauenleben’: Braun Gr. Μ. § 507. 514.
5. 6. Eine ‘Versöhnung’ aller Gegensätze lässt sich, auch abgesehen von
mystischem Nebenbezug, als Hauptzug des in Segen und Freude iiberschweng-
ZWEITES BUCH.
Sat. 195), den Beinamen Polites (P. 8, 26, 2) Pittroos (P. 1, 43, 5) und Po-
pulonius (§ 438, 2 f), auch Aesymnetes (P. 7, 20, 1; Wahlherschaft, WSat.252)
und Kyamites (Looswahl: WSat. 253) entsprechend, wird er auch in Gemeinde-
festen, namentlich den Apaturien (WSat. 200), gefeiert.
§ 448. 1 Wie aber das Gewächs des AVeinstocks als dieses
Gottes vornehmstes Symbol nicht nur die Naturfülle seines Segens,
sondern auch ein Uebermass geistiger Erhebung ihm zu bezeugen
geeignet ist, hat die hellenische Entwickelung seines Wesens
allerdings auch Alles gethan in einer bedeutenden und durchaus
eigenthümlichen geistigen. Höhe ihn aufzufassen. 2 Hellsehend
und weissagerisch aus der Erde geheimer und aus des be-
geisternden Weines offenkundiger Kraft, bei wacher sowohl als
auch schlafender Weile, ein Traumgott zugleich und ein Heil-
gott, 3 gewährt Dionysos einen noch ungleich reicheren Quell gott-
begabter Begeisterung, weil er den festlichen Jubelruf seiner Beken-
ner zum Dithyrambos, Verkleidung und Wechselwort ihrer Festzüge
zur Aufführung tiefsinniger, vom ländlichen Bock oder Aufzug
benannter, Dramen erhob. 4 Wie in solchem Geleit der Weis-
sagung und Dichtung die bacchische Begeisterung als eine ausser-
ordentliche That in der geistigen und Gemüthswelt des Menschen
erscheint, tritt auch der Frauen Beruf dafür mitzuwirken nach
der besondren Befähigung des schwächeren Geschlechts in einer
physischen und geistigen Fülle hervor, durch welche der Or-
giasmus ihres Dienstes früh geheiligt war; 5 des Gottes nur
seinerseits mögliche Versöhnung der von ihm ausgehenden An-
strengungen tritt nächstdem lindernd und heilend ein, 6 und
lehrt die der Stiftung des Weinbaus verknüpfte Verbreitung dio-
nysischer Sitte und Lehre in unermesslicher Einwirkung auf
die Kulturgeschichte der Menschheit uns würdigen.
1. 2. ‘Weissagung’ gewährt Dionysos als μΰντις (Eur. Hec. 1267. Cornut. 30
p. 178; vgl. Herd. 7, 111. P. 9, 30, 5); Dryalos (Hesych. Kl. Orph. 24 f.) und
κίχηνώς (§ 444, id. Pfka. TC. Tf. 35, 1); zunächst im Kausch und Schlaf
(Braun § 520).
3. ‘Dithyrambos und Drama': Wk. Satyrsp. 193. 22711. Braun § 510.
4. Dionysisches ‘Frauenleben’: Braun Gr. Μ. § 507. 514.
5. 6. Eine ‘Versöhnung’ aller Gegensätze lässt sich, auch abgesehen von
mystischem Nebenbezug, als Hauptzug des in Segen und Freude iiberschweng-