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Gew erbe blatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Spcditionsgebühr der GroHH.
Postanstaltcn 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule, auswärts bei allen
Postbehördcn und Buchhandlungen cntgegengenommen.)

81. Jahrgang. 1. Furtwangen, den 2. Januar 1833.
- — .......-.. ——..

Die Pflege der häuslichen Gewerbe.
Unter den Mitteln, welche von der Gr. Regierung
ergriffen wurden, um die Nothftände zu mindern, welche
neben andern Ursachen namentlich das häufige Mißrathcn
der Kartoffeln — dieses Mannas der Armen — in den
Gebirgsgegenden des Landes hervorgerufcn hatte, war
die Pflege der häuslichen Gewerbsthätigkcit
eines der wichtigsten und segensreichsten. Eine große Zahl
der Bewohner des Schwarzwaldes — weniger des Oden-
waldes — ist durch den spärlichen Ertrag des Bodens
von der Natur darauf hingewiescn, durch Gewerbthätig-
keit das zu ergänzen, was der Grundbesitz zum Lebens-
unterhalte nicht vollständig liefert. Solche von Landleu-
ten in ihren stillen abgeschlossenen Bergen betriebene,
vom Vater auf den Sohn vererbte, Industrie trägt im
Allgemeinen einen stabilen Charakter, umsichtige Berech-
nung, Fortschritt mit den Zeitbcdürfnissen fehlt um so
mehr, je weniger sich das Capital und die kaufmännische
Spekulation betheiligen und es wird daher von Zeit zu
Zeit erforderlich, Seitens der Regierung darauf einzu-
wirken.
Der Schwarzwald zeichnet sich schon lange durch den
großen Umfang seiner häuslichen Gcwerbthätigkeit aus.
Des wichtigsten Thcilcö derselben, der Uhrcnmacherei,
gedenken wir hier nur vorübergehend, sie hat in
der Uhrcnmacherschule zu Furtwangen einen Stützpunkt
erhalten. Dagegen haben wir der Strohflechterei, der
Holzwaarenfabrikation und Schnitzlerei, sowie der Bür-
stcnmacherci zu erwähnen. Das Organ der Regierung
für die Pflege dieser Industriezweige ist übrigens eben-
falls die Direction der Uhrcnmacherschule. —
Die Stroh slechterei eignet sich darum vorzüg-
lich für häusliche Industrie, weil der Werth des Ma-
terials im Verhältnis; zum Arbeitslohn von sehr gerin-

gem Belang ist. Die große Vielseitigkeit derselben und
die bedeutende Nachfrage nach Strohgeflechten in den
letzten Jahren forderte dazu auf, diesen schönen Gc
werbszweig dort, wo er ohne Anhaltpunkt durch größere
Fabriken sich selbst überlassen darnicderlag, zu heben
und dort, wo Aussicht auf Erfolg und Absatz ist, ein-
zuführen und zu pflegen, bis er sich selbst überlassen
werden kann. Im Amte Triberg von Alters her zu
Hause, in Lenzkirch durch eine weitbekannte Fabrik ge-
tragen und im Kanton Aargau in hoher Blüthe stehend,
ist der naturgemäße Boden für die Strohflechterei in
jenem Striche des Schwarzwaldes zu erkennen, welcher
von Norden nach Süden ans der Gegend von Hornberg
über die Abhänge des Feldbcrgö bis Waldöhut sich er-
streckt.
Mit Ausnahme des Bezirkes, welcher von der Fa-
brik in Lenzkirch in Arbeit gesetzt wird, fehlte es in
diesem Industriezweig einmal an schönem inländischem
Material, sodann an der genügenden Zahl geübter
Hände für feinere Arbeit. Es wurden deßwegen in den
Jahren 1851 und 1852 jeweils Prämien für Bereitung
schön gebleichten inländischen Flechtstrohes (im Betrag
von 270 fl.) ausgeschrieben. Die bisherigen erfreulichen
Erfolge sind Veranlassung, daß auch für 185'! ähn-
liche Prämien ausgesetzt worden sind. Um die feinere
Arbeit allgemeiner zu machen, wurde für den nördli-
chen Bezirk (Amt Triberg und Umgegend) unter einer
sehr geschickten Lehrerin, Frau Cölestine Eisele, eine
Strohflechtschule in Furtwangen errichtet. Seit ihrem
zweijährigen Bestehen hat diese Schule schon eine sehr
große Zahl geübter Arbeiterinnen in feinem Geflecht
ausgebildet, welche thcilö als Lehrerinnen, theilS im
häuslichen Kreise das Gelernte ausüben und weiter
verbreiten. Uncntgcldlicher Unterricht, Unterstützung ein-
 
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