Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gewerbeblatt

Furtwangen, den 27. Februar 1833

für den
Schwarzwald

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustcllnngsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule, auswärts bei allen
Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)
ßß. Jahrgang. H

Schwarzwälder Normaluhren.
(Fortsetzung von S. 95 des vor. Jahres.)
Eine solche Einrichtung, womit alle Sorten von
Kettenrädern für liegende Ketten schnell und genau ge-
bohrt werden können, sollte jeder Kcttenradmacher besitzen.
Ucberhaupt muß man dahin trachten, für jede im-
mer wicderkchrcnde Arbeit gleicher Art, bei der es auf
Genauigkeit ankommt, eine Vorrichtung sich zu treffen,
welche, indem sie die Genauigkeit der Arbeit sichert, zu-
gleich das Geschäft fordert.
Wie man dcßhalb schon in den meisten Werkstätten
folgende empfehlcnswerthe Vorrichtungen findet:
Modelleisen zur Anfertigung der Anker, um
eine gleiche Länge, Hohe und richtige Lage der Lappen
zu erhalten;
Drahtfchecre zum Abschncidcn der stärkeren
Drahtsorten;
Fall enscheeren, mit welchen die Fallen von dem
Falleneisen in der gehörigen Länge abgeschnitten und
zugleich die Fallenklaffcn cingeschuittcn werden, —
so sollten auch folgende Einrichtungen allgemein
werden:
Model leisen, um die Fallen in die richtige
Länge zu biegen (werden die Fallen gegossen, so ist
dieses natürlich nicht nöthig);
Modellplatten znm Bohren der Löcher für den
Stuudcnhaken und den Auslösungöstift;
Mittelsucher, um die Wellen an den Enden ge-
nau im Mittel zu punktircn;
Flügelschee reu, mit welchen die Flügel so aus
dem Messingblech geschnitten werden, daß sie der Uhren-
macher nur an die Welle streifen darf u. s. w.
Je mehr Arbcitstheilung eingeführt wird — und cs

ist durchaus nothwcndig, daß man auf dem Schwarz-
walde darin weiter geht, wenn der Verdienst des Ar-
beiters und zugleich der Kredit des Fabrikats sich heben
soll — um so leichter wird man zu vortheilhaften Ein-
richtungen für jede einzelne Arbeit kommen, denn es ist
dann nicht nöthig, daß, wie jetzt, in jeder Wcrkstätte eine
große Zahl von Maschinen und Vorrichtungen vorhan-
den ist, die Tage lang, ja Wochen lang nicht benutzt
werden. Jeder Arbeiter wird nur die Einrichtungen be-
sitzen, die er für seinen Arbeitötheil ständig braucht und
diese Einrichtungen können dann, weil es deren wenige
find, um so vollkommener sein.
Wir wollen bei diesem Anlaß nochmals auf die Haupt-
stücke der Schwarzwälder Uhrcnmacherwerkstätte, den
Zahnstuhl und den Spindelbohrcr, kurz zurückkommcn.
Wer sich ein neues Zahngeschirr anschafft, der sollte
eS nicht mehr nach der alten Coustruction, sondern
nach Art der Schweizer Zahnmaschine anfertigen lassen.
Eine solche Zahnmaschine kostet nicht mehr, als ein
Schwarzwälder Zahnstuhl, liefert dagegen viel vollkom-
menere Räder. Dabei lassen sich dann auch Fräßen an-
wenden, welche die Zähne zugleich wälzen (rundiren),
was auf dem alten Zahnstubl nicht angehl.
Wer aber wenigstens sein Schwarzwälder Zahngeschirr
verbessern will, der bringe eine Rollenübersctzung an, da-
mit sich die Fräßen rascher umdrehen. Die Fräßen dürfen
dann gröber geschnitten sein, sind folglich leichter anzu-
fertigen , und die Zähne werden doch noch glätter. Statt
die Räder auf hölzerne Aufsätze aufzuschlagen, nehme
man messingene Aufsätze, welche mit den Spitzen von
drei Schrauben die Räder festhalten. Dabei muß dann
im Theilstock ein fogen. Pumper angebracht werden,
welcher dazu dient, das Rad genau im Mittel aufzu-
stecken und fcstzuhalten.
 
Annotationen