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wir überhaupt von feiner Arbeit gesagt haben, es ist
bisher noch weit zurück gewesen.
Das eigentliche Bürste nm ach en beschäftigt, wie
schon im Eingang bemerkt, die meisten Arbeiter. Obwohl
bis jetzt auf dem Schwarzwalde keinerlei ganz feine, son-
dern überhaupt nur in Holz gefaßte einfache, Waare
verfertigt wird, so ist die Zahl der Artikel doch groß,
namentlich weil die einzelnen Gebrauchsgcgcnständc (als
Kchrwischc, Kehrbesen, Schlichtbürsten, Boden-, Faß-,
Pferde-, Wasch-, Schuh-, Glanz-, Anstreich-, Chai-
sen-, Knopf-, Glas-, Kleider-, Haarbürsten, ordi-
näre Pinsel u. a. inst meist vielerlei einzelne Sorten
haben. So werden etwa 90 Sorten Haarbürsten gemacht,
Pfcrdbürstcn von 4 kr. bis 2 fl. 20 kr. das Stück re.
Zum Material für Bürstenwaarcn dienen Haare
(Borsten) von Schweinen, Pferden, Ziegen re. auch
Reisstroh und dergl.
Nach mancherlei Vorbercitungsarbeiten werden die
Haare in die Fassungen eingesetzt; man unterscheidet da-
bei gekittete (gesetzte) Arbeit (auch Rauharbeit genannt)
und cingezogcne Arbeit. Die erstere Verfahrungsart
liefert die ordinären, billigen, aber auch wenig haltba-
ren Bürstcnwaaren; dabei werden in die Locher in den
Bürstcnhölzern, mit Faden znsammcngebundene und in
schwarzes Pech getauchte, Bündel von Borsten eingesetzt.
Bei der eingezogcncn Arbeit w.erdcn die Haarbüschel in
der Mitte ihrer Länge mit Draht umschlungen und in
die Locher der Fassung hineingezogcn.
Man kann annehmen, daß der Werth der jährlich
in und um Todtnau verfertigten Bürstenwaarcn sich ans
etwa 300,000 fl. beläuft.
Der größte Thcil dieser Bürstenwaarcn wird auf
dem Wege des Hausirhandels verkauft. Verständigerweise
hausircn jedoch nur wenige Arbeiter mit ihrem eigenen
Fabrikat, dagegen bildet der Verkauf von Bürsten cinen
Geschäftstheil verschiedener Schwarzwälder Handelsgesell-
schaften und außerdem ist eine Menge von einzelnen
Hausierern (wohl 400) da, welche selbst keine Bürsten-
macher sind, sondern ihre Waare auf dem Walde zu-
sammcnkaufen. Einige Bürstenfabrikantcn treiben auch
Handel auf eigene Rechnung.
Das Handelsgebict ist nicht besonders groß; die
Schweiz, Württemberg und Baden sowie die Gegend
weiter abwärts bis Mainz bilden den Hauptmarkt; Be-
weis genug, daß auch der Handelsbetrieb bei der Bür-
stenmachcrei noch manchen Fortschritt machen darf.

Wie fast in allen ähnlichen Jndnstriecn des Schwarz-
waldes, so sind anch bei den Erzeugnissen der Bürsten-
macherei die Preise in letzter Zeit immer mehr gesunken,
so daß der Verdienst nur spärlich genannt werden kann.
Es hat dieses natürliche Ursachen. Die Zahl der Bür-
stenbinder und Hausircr hat immer zugenommen, Einer
hat den Andern herabgcbotcn, der Markt hat sich nicht
erweitert, das Gewerbe hat sich nicht den Anforderun-
gen der Zeit entsprechend ausgebildet, wirklich kaufmän-
nischer Geschäftsbetrieb ist nur spärlich zu finden, Ex-
porthandel fehlt dcßhalb, wie konnte es daher anders
kommen?
Loben wir daher die Rührigkeit, die Genügsamkeit
und den unermüdlichen Fleiß des Schwarzwälders, die
sich auch in diesem Gewerbe zeigen, das gleichsam von
selbst, als wilde Pflanze des Waldes, sich entwickelt und
Ausdehnung gewonnen hat, so daß cs jetzt die Nähre-
rin einer großen Zahl von Menschen geworden ist, so
müssen wir aber auch tadelnd darauf Hinweisen, wohin
ein Handelögewerbe, wie diese häusliche Industrie ist,
gelangt, wenn der technische Betrieb nicht stets auf der
höchsten Stufe der Zeit gehalten wird und wenn nicht
tüchtige Handelsleute stets darauf bedacht sind, das Ge-
biet des Absatzes zu erweitern und die Ansprüche der
Abnehmer allerwärts zu befriedigen.
Hoffen wir, daß cs darin bald dauernd besser werde,
wie es bereits löblichen Anfang genommen hat, seitdem
die Regierung rathend und unterstützend einwirkt und
seitdem sich Männer gefunden haben, welche Hand an-
legen, die alten Schäden zu tilgen und in Handel und
Gewerbe dem Zeitbcdürfnisse zu genügen.

Die Industrieausstellung zu New-Uork
Unter Bezugnahme auf unsere früheren Angaben in
diesem Betreff können wir die weitere Mittheilung ma-
chen, daß für die vcreinsländischen Aussteller folgende
Begünstigungen Seitens der Zollbehörden des
Zollvereines cintrcten:
1. Für diejenigen Gegenstände, welche von dem
Hauptzollamte des Versendungsortes auf Grund speziel-
ler Revision und Verzeichnung und soweit thunlich un-
ter Anlegung eines Bleies oder Siegels zum Ausgange
abgcfertigt werden, wird beim Wiedereingang über das-
selbe Hauptamt die Zvllfreiheit zugestanden, sofern
bei der Eingangsabfertigung gegen die Jndentität der
Gegenstände sich kein begründeter Zweifel herausstellt.
 
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