Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
68

die nach- einer gewissen Feinheit (ungefähr Linie stark) gar
nicht mehr ausgeglühr werden.
Beim nassen Ziehen befindet sich der Drahtkran; mit seinem
Haspel vor dem Ziebessen in einer Brühe von etwas saurer
Bierhefe und darüber ein wenig Baumöl, welche Brühe zur
Reinigung und gur Schmiere dient, und wesentlich dazu bei-
trägt. dem Drahte ein schönes, reines Aussehen und weniger
Neigung zum Rosten ;n geben. Außerhalb dieser Brühe läuft
der Draht vor dem Ziebeisen noch über einen mit Oel fettge-'
haltcncn Lederlavxen. Es ist begreiflich, daß beim trockenen
Ziehen das entstehende Gemenge von Talg, feinem Glühspan
und anderen Unreinigkeiten keine passende Schmiere für die fei-,
nen Zieheiscn sein könnte. Das nasse Ziehen ist daher für die
feineren Drähte eine wesentliche Eigenthümlichkeir.
Bei sehr feinen Drähten, die eine bedeutende Länge erhal-
ten und wo deßhalb die Oeffnung des Zieheisens sich nothwen-
dig merkbar erweitern müßte, bis die ganze Länge durchgezogen
wäre, wird nebst dem nassen Ziehen noch ein Kunstgriff zu
Hülfe genommen. Der feine Draht wird nämlich vor dem
Durchziehen in eine verdünnte Lösung von Kupfervitriol getaucht
und sogleich in klarem Wasser wieder abgespült, wodurch er
einen Ucbcrzug von Kupfer erhält. Hierdurch wird bezweckt, daß
beim Durchziehen nicht das Eisen, sondern das weichere Kupfer
an den Seitenwändcn der Oeffnung. des Zieheisens streift, letz-
teres daher nicht angegriffen und doch der Eisendraht gedehnt
wird. Das Durchziehen des verkupferten Drahtes wird in im-
mer feineren Ocffnungen mehrmals wiederholt, wobei sich das
Kupferhäutchen zuletzt abstreift und solchergestalt der Eisendraht
von selbst wieder rein wird; sollte cs sich jedoch nicht genügend
oder nicht frühe genug abschälen, so wird der Draht vorsichtig
einmal trocken durchgelassen, wobei das Kupferhäutchen gleich
abfällt. Das Kupfer dicni hierbei folglich nur gleichsam als
Schmiere zur Schonung des Zieheisens. Hieraus erklärt sich die
gleiche Dicke der feinen Drähte, bei denen bisweilen auch noch
ein röthlicher Schimmer von Kupfer wabrzunehmcu ist. — Je
feiner und je härter der Draht ist, desto norhwendigcr ist cs,
zu diesem Kunstgriff seine Zuflucht zu nehmen. — Wahrschein-
lich hat der verkupferte Eisendraht, wie «er absichtlich öfters er-
zeugt wird, auf dieses Auskunftsmittcl geführt.
Der feinste Eiscndraht, den der Verfasser in England sah,
hatte '/>»--> eines Zolles, der feinste Messingdraht 's,.,, Zoll
Durchmesser. (Gewbl. a. Württb.)

Dekanntmachungen der Vroßh. Pirection
der Uhrenmacherschlüe.
Bei der am 23. Juli d. I. durch Großh. Bezirks-
amt Baden vorgenommenen Ausspielung des Mu-
sikwerkes von Fr. X. Wehrlc, welches aus der 1851er
Ausstellung von Schwarzwälder Gcwerbserzeugnissen in
Baden zur Verloosung übcrgegangen war, fiel jener
Gewinn dem Loose Nr. 2l zu.

Durch H. Gewerblehrer Gebhard in Neustadt haben
wir einige von ihm gefertigte geschmackvolle Entwürfe
für größere Mnsikwcrk - Kästen erhalten. Wir laden
diejenigen, welche davon ans irgend eine Weise Nutzen
ziehen können, zur Einsicht und allenfallsigen Benutzung
der fraglichen Zeichnungen ein.
Historienmaler L u* i a n N eich, dem Schwarzwalde
rühmlichst bekannt durch die „Musterblätter", hat durch
Herausgabe seines: „Hieronymus, Lebensbilder
aus der Baar und dem Schwarzwaldc" sich ein
weiteres bleibendes Verdienst um seine Heimath erwor-
ben. In 24 äußerst ansprechend entworfenen und eben
so vorzüglich (durch I. N. Heinemann in Hüfingens
lithographirten Blättern sicht man wirkliche Schwarz-
wälder Lebensbilder, thcils Secnen aus dem Ende des
vorigen Jahrhunderts schildernd, theils getreulich noch
auf die Gegenwart passend, an seinem Auge vorübcrge-
hen. Daran reibt sich daS Buck in 24 Abschnitten. In
anziehender, durch Anmuth, Einfachheit und sittlichen
Ernst gleich fesselnder Sprache gibt der Verfasser ge-
schichtliche Momente, Sitten, Gebräuche re. des Schwarz-
waldes, indem er das Leben des Schwarzwälder Kin-
des: Hieronymus von der Wiege bis züm Manucsal-
ter als leitenden Faden darein verflicht.
Hieronymus ist ein Buch , welches jede Schwarz-
wälder Familie kennen, welches recht viele besitzen sollten.
Im Buchhandel kostet das Exemplar brochirt 8 st.
30 kr., eingebunden 9 st. 18 kr. Dieser Preis, obwohl
dem Werth des Buches vollkommen entsprechend, würde
die Anschaffung bei Manchem, der das Buch gern
besäße, nicht znlasscu. Deßwegen haben Seine König-
liche Hoheit der Regent allergnädigst die Mittel
bewilligt, um eine größere Anzahl Exemplare des Hie-
ronymus um weit billigeren Preis an Sebwarzwäldet
Lehranstalten oder an Schwarzwälder Familien abgeben
zu können. Wir sind von Großh. Ministerium des In-
nern mit dem Vollzug beauftragt.
Wir wünschen nun, daß Anmeldungen zum Bezug
des Hieronymus vor dem 1. September portofrei ent-
weder direct oder durch Vermittlung (etwa der Großh.
Pfarrämter) bei uns einkommen und daß jeweils ange-
geben wird, welchen Preis der Einzelne, dessen Name
Stand und Wohnort genau anzugeben ist, dafür auf-
wenden will. Hiernach werden wir die Verthcilung der
zur Verfügung stehenden Exemplare, der zu Grunde lie-
genden Absicht entsprechend, sodann bewirken.

Hcrausgcgeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
Annotationen