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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0017
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Leider, fo kann man behaupten, genügt es fchon, die genannten vier Quellen
oder Gebiete anzuführen, um zu zeigen, dafs diefe ideale, allein richtige Art, die
Gefchichte eines Bauftils zu fchreiben, in ihrem vollen Umfange mit einer einzigen
Ausnahme eine Unmöglichkeit ift, und zwar blofs aus dem Grunde, weil fämmtliche
gezeichnete Documente, aus denen das zweite und dritte der bezeichneten Gebiete
beftehen können, für alle der Renaiffance vorausgegangenen Culturepochen fo gut
wie nicht mehr vorhanden find und niemals in geeigneter Form und ausreichender
Menge entdeckt werden können.
Im vorliegenden Bande können felbftredend nicht einmal alle wichtigften Bau-
werke der Renaiffance in Frankreich, felbft nur dem Namen nach, erwähnt werden.
Eben fo wenig war daran zu denken, vollftändige Monographien über einige be-
fchriebene Baudenkmäler oder über die angeführten Meifter zu geben. Auch konnte
keine gleichmäfsige Behandlung des vorhandenen Materials erftrebt werden, nicht
nur weil der Rahmen der vorliegenden Arbeit, fondern auch der gegenwärtige
Stand der gefchichtlichen Forfchung über die Kunftdenkmäler Frankreichs eine
folche noch gar nicht geftatten. Mehrfach konnte bei den vorgeführten Bauwerken
weder der Name des betreffenden Meifters, noch die Erbauungszeit derfelben an-
gegeben werden. In einigen anderen, wenn auch feltenen Fällen wurde verfucht,
eine nach Art der Monographien verfaffte, vollftändigere Darftellung gewüffer Bau-
werke oder hervorragender Meifter mitzutheilen. Letzteres gefchah entweder aus
dem Grunde, um hierdurch für die Feftftellung wichtiger, allgemeiner Thatfachen
eine möglichft fichere Grundlage zu fchaffen, oder weil dabei mancherlei in ein
befferes Licht geftellt werden konnte, was für den Charakter des Stils, der Meifter
und ihrer Art, zu fchaffen, als Beifpiel und Beleg dienen konnte.
Sollte es mir gelungen fein, wenigftens die Hauptftrömungen und die wefent-
lichften Typen derfelben in ihrer Entwickelung darzulegen, die Ziele, welche diefe
Strömungen verfolgten, klar zu fchildern, das lebendige Streben und den Charakter
der verfchiedenen Phafen der franzöfifchen Architektur in der Zeit von 1500 bis
1750 in das richtige Licht zu ftellen, endlich Anderen, welche eingehende Studien
auf diefem Gebiete vorzunehmen wünfchen, eine klare und fichere Grundlage zu
bieten und manche hierzu geeignete Hilfsquellen angedeutet zu haben -— fo würde
ich alle Urfache haben, mit diefen Ergebniffen, als den einzigen, die zu erftreben
die Verhältniffe mir geftatteten, zufrieden zu fein.
Den Mafsftab für mein Urtheil über den Werth des hier zu behandelnden
Stils, feiner Bauwerke und feiner Meifter habe ich im Wefentlichen in meiner
innerften Bewunderung und Liebe für die franzöfifche Gothik und die italienifche
Renaiffance, fo wie in der Verkörperung der Ideale, welche diefen beiden Bauftilen
innewohnen, gefunden. Und da letztere gerade diejenigen zwei Bauweifen find, aus
deren Vereinigung im Wefentlichen die Baukunft der franzöfifchen Renaiffance und
auch noch der gegenwärtigen Architektur Frankreichs entfproffen find, fo werde ich
wohl kaum dem Verdachte ausgefetzt fein, dafs ich nicht in der Lage fei, dem
eigenften Wefen der franzöfifchen Architektur gerecht zu werden.
Es fei mir nunmehr geftattet, einige Punkte zu erwähnen, die bei der Ab-
faffung des vorliegenden Bandes mir naturgemäfs einige Schwierigkeiten verurfachen
mufften.
1) In erfter Reihe war es die Feftfetzung desjenigen Zeitpunktes in der
Architektur Frankreichs, welchen man als Abfchlufs der dortigen Renaiffance-

3-
Schwierig-
keiten.
 
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