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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Contr.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0214
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j) CI. P. Leroy, begann 1581 mit dem Bau des Schloffes zu Eu, welches Heinrich von Guife (der
Balafre) auf den Ruinen eines älteren Schloffes errichten liefs; nur der rechte Flügel und die Hälfte des
rückwärtigen Flügels wurden damals fertig; Leroy ftarb am 10. November 1582.
I) Louis de Foix, geboren um 1550 (?) zu Paris, foll von Philipp II. berufen worden fein, um am
Escurial bei Madrid zu bauen; 1579 war er nach Paris zurückgekehrt, führte den neuen Hafen zu Bayonne
aus und begann 1585 mit der Errichtung der Tour de Corduan (Fig. 314).
l) Alexandre Carnot, lieferte 1585 das Modell »en ronde-bojje« für die 1604 vollendete Bekrönung
des Glockenthurmes der Kirche zu Villefranche-de-Rouergue.
m) Palußre nennt in feiner »Architecture de la renaißance« aus der fraglichen Zeit neben den
fonft bekannten Meiftern nur zwei: Guillaume Grete und Thomas Olivier', beide erbauten von 1580—98
die Seitenfchiffe der Kirche zu Argentan.
f) Zeitalter Heinrich IV. und fein Einflufs auf das XVII. Jahrhundert.
Mit Heinrich IV. find wir an den Zeitabfchnitt der franzöfifchen Architektur 209-
gelangt, den, wie wir in Art. 5 (S. 8) fahen, die meiften franzöfifchen Schriftfteller als ^erTuXmmln^
nicht mehr zum Renaiffance-Stil gehörig betrachten. Wir zeigten jedoch, dafs diefe hängenden
Anfchauungsweife wiffenfchaftlich unrichtig fei, und dafs alle Erfcheinungen auf dem des^fchicht-
Gebiete der Hauptftrömung der franzöfifchen Architektur bis auf den heutigen Tag hchen Ueber-
blofs verfchiedene Phafen verfchiedener Entwickelungsperioden des Renaiffance-Stils bhckes-
find. Mit Heinrich IV. find wir am Ende der erften und am Beginn der zweiten
Entwickelungsperiode angelangt.
Die zweite Entwickelungsperiode der Renaiffance bietet immerhin greifbare,
wichtige Unterfchiede gegenüber dem Charakter der erften. Ihr Gefammtbild ift
einheitlicher. Die Unterfchiede zwifchen dem Charakter ihrer drei Hauptphafen,
d. h. der Stile Ludwig XIII, Ludwig XIV. und Ludwig XV., find zum Theile
nicht fo in das Auge fallend, als zwifchen denjenigen Franz I., Heinrich II. und
Heinrich III der erften Entwickelungsperiode. Dies geftattet, den Ueberblick der
gefchichtlichen Ereigniffe, welche auf die Architektur eingewirkt haben — ftatt,
wie bisher, für jede einzelne Phafe getrennt — im Zufammenhang am Eingang
der zweiten Periode zu geben. Der Ueberblick wird hierdurch kürzer und über-
zeugender.
Die Zeit Heinrich IV. ift jener Theil der Gefchichte der franzöfifchen Architektur, 2,°-
deren richtige Beurtheilung am fchwierigften zu fein fcheint. »Die Gefchichte der ^K^ntn^6
franzöfifchen Kunft am Ende des XVI. Jahrhundertes und am Beginn des XVII.«, fchreibt diefer Zeit-
Lemonnier429)«, ift eine noch dunkele. Nicht blofs, weil die Gefchichtfchreiber fich
kaum damit befafft haben, fondern wegen der Unbeftimmtheit der Epoche und weil
es fchwer ift, die Werke zu erfaffen und ihren Charakter zu beftimmen.« Der Hin-
weis eines fo bewanderten Sachkundigen, wie Lemonnier, auf die Unkenntnifs des
Zeitalters Heinrich IV. ift befonders werthvoll, weil er die irrthümlichen Urtheile
über die Stellung jener Zeit und der folgenden Phafen zum Renaiffance-Stil erklären
hilft. Denn gerade fie ift die wichtigfte für das Verftändnifs der folgenden 150 Jahre,
fo wie für die Erkenntnifs des Verhältniffes diefer zweiten Entwickelungsperiode der
Renaiffance-Architektur zur erften. Für letztere Frage fcheint geradezu der Schlüffel
bei ihr zu liegen.

i29) In: Lemonnier, H. L'art fransais au temps de Richelieu et de Mazarin. Paris 1893. S. 41. —Diefes Zeugnifs
Lemonnier's, Profeffor der Gefchichte an der ilcole des Beaux-Arts, ift befonders werthvoll. Sein Werk kann wegen feiner
Gediegenheit und dem Beftreben, alle Elemente unparteiifch zu würdigen, für das Studium derZeit von 1600 — 60 nicht genug
empfohlen werden.
 
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