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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0120
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franzöfifchen Zufammenwirkens hervorgegangen find, und es wäre von Intereffe, feine künftlerifche Ent-
wickelung zu verfolgen, namentlich zu wiffen, ob er den Grad von Beherrfchung italienifcher Formen, die
man fieht, nur von den Italienern an der Loire erlernt oder ob er felbft längere Zeit in Italien geweilt
hat. Der nicht gewöhnliche und eigenartige Charakter der Decoration an den Archivolten, Friefen und
Bogendreiecken des Kloflerhofes St.-Martin macht es nicht leicht, auf den Photographien zu unter-
fcheiden , ob gerade die am meiften charakteriftifchen und intereffanten Ornamente eine italienifche oder
eine franzöfifche Arbeit find. Sicherlich dürften die antiken, ziemlich primitiven Medaillon-Profile zwifchen
Archivolte und Fries franzöfifch fein. (Siehe auch Art. 98, S. 98.)
2) Jacques Leroux (geftorben 1516) legte 1507 dem Capitel der Kathedrale zu Rouen einen auf
Papier ausgearbeiteten Entwurf für die Fagade zwifchen den Thürmen vor; er zog fich aber wegen feines
hohen Alters bald zurück. Auf feinen Vorfchlag hin wurde fein Neffe Roulland Leroux zu feinem Nach-
folger ernannt. Am 24. April 1510 unterbreitete letzterer einen neuen Entwurf, und es wurden von ihm
detaillirte Zeichnungen verlangt.
3) In Rouen wird 1514 Roger Nollet als »Architector« bezeichnet.
4) In Lothringen findet man Jacquot de Voucouleurs oder Jacquot Wauthier. 1508 ift er Maitre
mafon des oeuvres du marquifät de Pont-a-Mouffon und Maitre des oeuvres des Herzogthums Lothringen.
1510 wird Jacquot vom Herzog Anton geadelt und 1511 zum Concierge des herzoglichen Palaftes zu
Nancy ernannt wegen der »peines, qu'il a eues et a tous les jours f’entendre a l' edifice et ouvrage de notre
maifon.« 1511 und T512 wird unter ihm »ati parachevement du portal du corps de maifon de la grant
rue«, ferner an einer Wendeltreppe gearbeitet, 1519 »pour l'achevement des galleries de Madame, pour le
jardin de Monfeigneur« und für einen Brunnen.
5) Nach Paluftre arbeitet Manfuy-Gauvain , ein berühmter Architekt und Bildhauer, 1501 —12 am
herzoglichen Palaft zu Nancy.
6) Huges Cuvelier baut 1516 als Maitre de l’oeuvre der Kathedrale zu Sens die Librairie du chapitre.
ft) Um 1507 foll Jacques Corbel Architekt am Pont Notre-Dame zu Paris gewefen fein.
8) Nach Paluftre arbeitet Charles Viart an den Stadthäufern zu Orleans und Beaugency, Besnouard
(Guillaume'} 1507—18 am Hotel Beaune-Semblangay zu Tours, Chahureau und Andre Amy 1503—15 an der
Capelle des Schloffes zu Thouars und Jean de Beauce 1511—29 an der Kathedrale zu Chartres.
Aufser den fchon angeführten Bauwerken, die dem Uebergangsftil angehören,
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feien noch die folgenden hier genannt:
Fig. 24 (S. 70): Dachfenfter am Schlofs zu Gaillon;
Fig. 26 (S. 72): Ehemalige Facade der Cour oder Chambre des comptes zu Paris;
Fig. 69: Sog. Treppe der Reine Berthe zu Chartres;
Fig. 141: Taubenhaus zu Boos;
Fig. 143: Erzbifchöflicher Palaft zu Sens, Flügel Ludwig XII.-,
Fig. 150: Facade der Capelle zu Tilloloy-,
Fig. 291: Stadthaus zu Beaugency;
Fig. 345: Inneres der ehemaligen Chambre doree im Juftizpalaft zu Paris.
Ferner:
Hotel d" Alluye zu Blois;
Maifon des Gendarmes oder Manoir de Nollent zu Caen;
Theile der Schlößer zu Chemaze und zu La Rochefoucault (am Aeufseren);
die älteren Theile des Hotel Bourgtheroulde und des Palais de juftice zu Rouen;
Gewölbe der Chapelle du Saint-Efprit zu Rue, und
Fagade der Schlofs-Capelle zu Uffe.

b) Eigentliche Früh-Renaiffance.
(Stil Franz L)
Etwa 1515—1535 oder 1540.
Die zwanzigjährige Lehrzeit franco-italienifchen Zufammenarbeitens, die erfte
Uebergangsphafe, welche Ile bildete, ift voriiber. Nunmehr entlieht gleichzeitig die
eigentliche franzöfifche Früh-Renaiffance; das Zeitalter Franz I. beginnt. In der

IC9.
Denkmäler.

110.
Allgemeiner
Charakter
der Zeit.
 
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