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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0119
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1506 auf dem Weg nach Sens, um feine Arbeiten zu infpiciren, wird dabei in Troyes confultirt
und kehrt nach Beauvais zurück.
1512 wird er von Jean de Soijfons, dem Meifter der Kathedrale zu Troyes, aus Beauvais zu einer
Confultation nach letzterer Stadt abgeholt, mit Ehren empfangen und befchenkt; nachdem er dort zwei
Wochen gearbeitet hat, kehrt er nach Beauvais zurück. Nach diefem Hergang hält ihn Berty für einen
der bedeutendften Meifter feiner Zeit.
1532 ift er noch Maitre mafon de Beauvais.
Wir gelangen nunmehr zu den Meiftern des Schlofsbaues zu Gaillon (fiehe
Art. 70, S. 70 u. Art. 98, S. 96).
1) Pierre Fain:
1507, 4. December, Vertrag über den Bau der Capelle und der Haupttreppe dazu.
1508 Bau der Küchen, zweier Halbfenfter und eines Dachfenfters des Grand corps d'oßel und des
Portals, welches den Durchgang aus dem Vorhof (Avant cour) bildet. Nach Lance‘1AV) wäre dies das
Portal, welches gegenwärtig im Hofe der Ecole des Beaux-Arts aufgeftellt ift. Die Ausführung dauerte
von Ende 1508 bis September 1509.
2) Guillaume Senault hatte nach Deville die Pläne zum Hauptgebäude (principal corps de logisi
ausgearbeitet und den Bau geleitet.
1502 arbeitet er am Thurm der Grant maifon.
1503, 21. Januar bringt er die Pläne (Pourtraids'') nach Rouen.
1506 wird er mit anderen Meiftern wegen je eines Thurmes an den Kathedralen zu Rouen und
zu Bourges zu Rathe gezogen.
1507, 14. December fchliefst er gemeinfchaftlich mit Pierre Fain und Jean Fouques den Ver-
trag für den Bau der Küchen. Für die Aufficht über die Arbeiten erhält er täglich 7 Sous 6 d. Da er
ferner 1503 für eine Reife, für einen achttägigen Aufenthalt in Rouen (fammt Pferd) und für einen Be-
fuch in Steinbrüchen 37 Sous 3 d bekam, fo ergiebt fich eine Befoldung, die fchwerlich an einen höheren
Architekten zu denken geftattet * 242).
3) Pierre Delorme leitete den Bau der Marmorpfeiler und der Brüftungen in der grofsen Galerie
und im Preau du jardin. 1506 — 8 führte er eine der vier Seiten des Mittelhofes aus, welche defshalb
lange Zeit als Maifon Pierre Delorme bezeichnet wurde. Er befferte den Vieil corps d'oflel des Cardinals
Eßouteville aus und errichtete den viereckigen, zum grofsen Hof führenden Pavillon Portail-neuf Ferner
führte er die Böfchung der Gräben und das Ballfpielhaus aus, arbeitete am Acotitouer (Brüftung ?), an
den Becken der Voliere und an den Fenftern des Garten-Pavillons 243).
4) Am 20. April 1509 verhandeln Martin Arrault und Neauldet über den Schnitt und die Polirung
von 60 Toifen Pflafterung im grofsen Schlofshof.
5) Jean Gaudras arbeitete 1507 am Bau der grofsen Galerie, an den Thüren des Pavillon und
an den Cabinets des Gartens 244).
6) Genannt wird ferner 1503 und 150S Jean Fouquet, der auch für die Arbeiten des Cardinals
nach Rouen gefchickt wurde 245).
7) Pierre de Valence aus Tours ift zwilchen I5°3 un(l 1508 mehrfach in Gaillon befchäftigt,
hauptfächlich mit Wafferleitungen , und fculpirt auch an den Vertäfelungen der grofsen Garten-Galerie
und der Capelle.
Von anderen einfchlägigen Meiftern fei noch das Folgende angeführt.
1) Baßien Francois arbeitete 1502—7 mit Guillaume Regnault, einem anderen Neffen Colombe's und
mit einem Onkel am Grabmal Franz II. von der Bretagne zu Nantes. Mit feinem Bruder Martin Frangois
foll er die als Kuppelbau geftaltete Bekrönung des Nordthurmes an der Kathedrale zu Tours gebaut und
1507 vollendet haben, »d'un afpect un peu rüde bien que tr'es-avance du ßyle«, wie Palußre fagt. Eben fo
foll von den beiden Brüdern die fog. Fontaine de Beaune zu Tours (1510—IT) herrühren. Dem Baßien
wird endlich der Klofterhof von Saint-Martin (1508—*9) zugefchrieben, deflen Oftflügel noch erhalten
ift. Nach Palußre foll Baßien zugleich Architekt und Bildhauer gewefen fein 246).
Wenn die beiden zuletzt genannten Arbeiten wirklich Erfindungen von Baßien Frangois find, fo
dürfte er als einer der erften franzöfifchen Architekten anzufehen fein, die aus einem der Herde italo-
241) Siehe: Lance, a. a. O., Bd. 1, S. 258.
242) Siehe ebendaf., Bd. II, S. 268.
243) Siehe ebenda!., Bd. I, S. 211.
244) Siehe ebenda!., Ed. I, S. 302.
245) Siehe ebenda!., Bd. I, S. 271.
246) Siehe: Palustre, L. L' architecture de la renaiffance. Paris 1892. S. 243, 247, 260, 272, 284.
 
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