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Geymüller, Heinrich von; Geymüller, Heinrich von [Mitarb.]
Die Baukunst der Renaissance in Frankreich (1. HeftTheil 2, 6. Band, 1. Heft): Historische Darstellung der Entwickelung des Baustils — Stuttgart: Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.67517#0051
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erringen. Hingeriffen vom Kampfe für diefe gerechte Sache, haben bereits mehrere
ausgezeichnete franzöfifche Forfcher und Schriftfteller da, wo es fich um den An-
theil, den die italienifche Renaiffance an der franzöfifchen hatte, handelte, nicht der
Gefahr entgehen können, ihrerfeits nach einer eben fo ungerechten Würdigung diefes
italienifchen Antheiles hinzuneigen, als dies während der letzten zwei Jahrhunderte
Seitens ihrer Gegner bezüglich des Antheiles des einheimifchen Elements der
Fall war.
Nach einer Viollei-le-Duc zugefchriebenen Aeufserung fei in derartigen Fragen
Uebertreibung nothwendig. Da indefs einem folchen Ausfpruch wohl kaum bei-
getreten werden kann, fo foll es im Nachflehenden verflicht werden, das, was als
richtig und wahr angefehen werden darf, feft zu ftellen. Namentlich wird es nöthig
fein, nachzuweifen, dafs zwar der italienifche Einflufs oft nicht in derjenigen Form
ftattgefunden hat, unter der man fleh ihn etwa vorftellte, dafs er aber ein viel
gröfserer war, als man in letzter Zeit vielfach, namentlich unter Nichtkünftlern,
glaubte annehmen zu dürfen.
Um die Art und Weife, wie diefe Umwandelung der nationalen gothifchen
Architektur vor fich ging, darzulegen, werden im Folgenden 15 verfchiedene
Wege vorgeführt werden, auf denen die Formenfprache der italienifchen Architektur
allmählich nach Frankreich drang, ohne damit behaupten zu wollen, dafs damit
die Aufzählung folcher Wege erfchöpft fei. Für folche Lefer, die nie in dem
Falle waren, felbft als Künftler fchöpferifch zu wirken und die daher fehr geneigt
fein dürften, die eine oder die andere der zu nennenden Quellen für unbedeutend
zu erachten, fei bemerkt, dafs oft eine flüchtige Skizze oder Darftellung genügt,
um auf das ganze Leben eines Architekten einzuwirken, um für ihn ein neues
fchöpferifches Gebiet zu erfchliefsen und, wie durch eine ideale Befruchtung, die
Quelle feiner beften Werke zu werden.
Die angedeuteten 15 Gebiete find:
1) italienifche Originalzeichnungen;
2) italienifche, niederländifche und franzöfifche Kupferftiche;
3) italienifche Bronze-Plaquetten;
4) italienifche Relief-Modelle von Gebäuden;
5) aus Italien nach Frankreich gefchickte Marmorbrunnen;
6) aus Italien nach Frankreich gefchickte Intarfien;
7) aus Italien nach Frankreich gefchickte Grabmäler;
8) aus Italien nach Frankreich gefchickte Abgüffe;
9) Einflufs italienifcher Gemälde;
10) Einflufs italienifcher illuftrirter Bücher, Werke und Ueberfetzungen;
11) italienifcher Unterricht oder italienifche Vorlefungen über Vitruv',
12) Einflufs von Franzofen, die in Italien waren, und zwar:
a) Laien,
ß) Künftlern;
13) Einflufs einzelner italienifcher Denkmäler;
14) Einflufs einzelner italienifcher Meifter, und
15) Einflufs und Werke von Italienern in Frankreich, und zwar:
a) Colonie von Amboife und Schule von der Loire,
ß) Schule von Fontainebleau und
7) an anderen Orten wirkende Italiener.
 
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