*5i
e) Jacques I. Androuet Du Cerceau.
Die Geburt Jacques I., der im Folgenden ftets gemeint ift, fobald von *59-
. , . Stellung
Du Cerceau gefprochen werden wird, kann nicht f pater, als 1510 oder 1512 er- Du Cerceau\.
folgt fein. Seit 1584 ift jede Spur von ihm verloren347).
Die Stellung, welche Jacques I., der Vater von allen Androuet Du Cerceau'?,
in der Gruppe der fünf grofsen Architekten einnimmt, ift von derjenigen feiner vier
Gefährten gänzlich verfchieden. Nachdem man noch in der Mitte diefes Jahrhundertes
vielfach die Exiftenz der drei jüngeren Du Cerceau? überfehen und ihre Werke dem
Vater Jacques I. zugefchrieben hatte, ging man fpäter zum anderen Extrem über.
Manche, die nicht im Stande waren, den Beweis zu führen, dafs Jacques Androuet,
der Vater, jemals gebaut habe, gelangten zu der Anficht, dafs er vermuthlich nur
Kupferftecher gewefen und dafs der Titel -»Architecte du roD, den er trug, wohl
nur ein Ehrentitel gewefen fei. Wenn es mir feitdem geglückt war, nachzuweifen,
dafs Du Cerceau durch und durch Architekt gewefen ift und dafs man genöthigt
ift, ihm die Urheberfchaft zweier der wichtigften Schlöffer des XVI. Jahrhundertes
— derjenigen zu Verneuil-fur-Oife und zu Charleval — zuzuerkennen, fo ift dennoch
nicht zu leugnen, dafs wir felbft heute noch in unferem Urtheil mehr unter dem
Eindruck der Schriften von Du Cerceau ftehen, als unter dem feiner Bauwerke.
Der Umftand, dafs von den beiden genannten Schlöffern nichts mehr vorhanden,
überdies aber jenes zu Charleval nur zum kleinften Theile zur Ausführung gelangt
ift, trägt hierzu nicht wenig bei.
Jacques I. ift nicht allein als der Erfinder und Architekt des Schloffes zu l6°-
Bauwerke.
Verneuil-fur-Oife in feiner erften, für Philippe de Boulainvilliers entworfenen Geftalt,
anzufehen, fondern (1575 oder bald darauf) auch als Schöpfer des für den zweiten
Befitzer, den Herzog von Nemours, abgeänderten Entwurfes; eben fo rührt das könig-
liche Schlofs zu Charleval von ihm her. Ausführende Meifter des erftgedachten
Schloffes waren Jacques Androuets Schwiegerfohn, Jehan Broffe (Vater des be-
rühmten Salomon de Broffe'), und Androuets eigener Sohn B-aptifte^^).
Durch die Ausbildung feiner Anlage und der fchönen, in Terraffen angeordneten
Gärten gehört der Bau zu Verneuil zu den bedeutendften, damals begonnenen nicht
königlichen Schlöffern. Die Geftaltung der Ecken mittels zweier Pavillons, wie fie
fich im erften Entwürfe Du Cerceau? (Fig. 271) vorfinden, wurde zwar im zweiten
Entwurf aufgegeben; jedoch fein Grofsneffe Salomon de Broffe nahm fie in feinen
Schlofsbauten wieder auf. Der Bau fcheint erft unter Heinrich IV. ganz fertig ge-
worden zu fein; diefer liefs ihn durch einen der Söhne von Jacques I Die Cerceau
für die von ihm begünftigte Mademoifelle d'Entragues, märquife de Verneuil, her-
ftellen. Noch fchlimmer ging es mit dem anderen Schlofsentwurf Du CerceauS,
jenem für Charleval; derfelbe kann wohl in Frankreich als der fchönfte Schlofs-
grundrifs des XVI. Jahrhundertes (Fig. 232) bezeichnet werden.
Die Gründe, welche dazu nöthigen, den Vater Du Cerceau als den Erfinder
des Entwurfes für das Schlofs zu Charleval anzufehen, beruhen einerfeits auf der
Wir verweifen auf die kritiklofe Arbeit: Callet p£re. Notice hiftorique Jur quelques architectes frangais
du XVe Jiecle, Paris 1842 — ferner auf: Berty, A. Les grands architectes frangais etc, Paris 1860 — weiters auf:
Destailleur, H. Notice Jur quelques artifies frangais etc. Paris 1863. —- Die Ergebniffe diefer Schriften, fo wie derjenigen
von Jal, Charles Read u. a. m. nebft vielem neuen Material find in des Verfaffers Monographie: Les Du Cerceau, leur
vie et leur oeuvre etc. (Paris 1887) zufammengefafft.
318) Die verfchiedenen Gründe, welche zu diefen Ergebniffen führen, find in des Verfaffers eben genannter Schrift
über die Du Cerceau s enthalten und können dafelbft nachgelefen werden.
e) Jacques I. Androuet Du Cerceau.
Die Geburt Jacques I., der im Folgenden ftets gemeint ift, fobald von *59-
. , . Stellung
Du Cerceau gefprochen werden wird, kann nicht f pater, als 1510 oder 1512 er- Du Cerceau\.
folgt fein. Seit 1584 ift jede Spur von ihm verloren347).
Die Stellung, welche Jacques I., der Vater von allen Androuet Du Cerceau'?,
in der Gruppe der fünf grofsen Architekten einnimmt, ift von derjenigen feiner vier
Gefährten gänzlich verfchieden. Nachdem man noch in der Mitte diefes Jahrhundertes
vielfach die Exiftenz der drei jüngeren Du Cerceau? überfehen und ihre Werke dem
Vater Jacques I. zugefchrieben hatte, ging man fpäter zum anderen Extrem über.
Manche, die nicht im Stande waren, den Beweis zu führen, dafs Jacques Androuet,
der Vater, jemals gebaut habe, gelangten zu der Anficht, dafs er vermuthlich nur
Kupferftecher gewefen und dafs der Titel -»Architecte du roD, den er trug, wohl
nur ein Ehrentitel gewefen fei. Wenn es mir feitdem geglückt war, nachzuweifen,
dafs Du Cerceau durch und durch Architekt gewefen ift und dafs man genöthigt
ift, ihm die Urheberfchaft zweier der wichtigften Schlöffer des XVI. Jahrhundertes
— derjenigen zu Verneuil-fur-Oife und zu Charleval — zuzuerkennen, fo ift dennoch
nicht zu leugnen, dafs wir felbft heute noch in unferem Urtheil mehr unter dem
Eindruck der Schriften von Du Cerceau ftehen, als unter dem feiner Bauwerke.
Der Umftand, dafs von den beiden genannten Schlöffern nichts mehr vorhanden,
überdies aber jenes zu Charleval nur zum kleinften Theile zur Ausführung gelangt
ift, trägt hierzu nicht wenig bei.
Jacques I. ift nicht allein als der Erfinder und Architekt des Schloffes zu l6°-
Bauwerke.
Verneuil-fur-Oife in feiner erften, für Philippe de Boulainvilliers entworfenen Geftalt,
anzufehen, fondern (1575 oder bald darauf) auch als Schöpfer des für den zweiten
Befitzer, den Herzog von Nemours, abgeänderten Entwurfes; eben fo rührt das könig-
liche Schlofs zu Charleval von ihm her. Ausführende Meifter des erftgedachten
Schloffes waren Jacques Androuets Schwiegerfohn, Jehan Broffe (Vater des be-
rühmten Salomon de Broffe'), und Androuets eigener Sohn B-aptifte^^).
Durch die Ausbildung feiner Anlage und der fchönen, in Terraffen angeordneten
Gärten gehört der Bau zu Verneuil zu den bedeutendften, damals begonnenen nicht
königlichen Schlöffern. Die Geftaltung der Ecken mittels zweier Pavillons, wie fie
fich im erften Entwürfe Du Cerceau? (Fig. 271) vorfinden, wurde zwar im zweiten
Entwurf aufgegeben; jedoch fein Grofsneffe Salomon de Broffe nahm fie in feinen
Schlofsbauten wieder auf. Der Bau fcheint erft unter Heinrich IV. ganz fertig ge-
worden zu fein; diefer liefs ihn durch einen der Söhne von Jacques I Die Cerceau
für die von ihm begünftigte Mademoifelle d'Entragues, märquife de Verneuil, her-
ftellen. Noch fchlimmer ging es mit dem anderen Schlofsentwurf Du CerceauS,
jenem für Charleval; derfelbe kann wohl in Frankreich als der fchönfte Schlofs-
grundrifs des XVI. Jahrhundertes (Fig. 232) bezeichnet werden.
Die Gründe, welche dazu nöthigen, den Vater Du Cerceau als den Erfinder
des Entwurfes für das Schlofs zu Charleval anzufehen, beruhen einerfeits auf der
Wir verweifen auf die kritiklofe Arbeit: Callet p£re. Notice hiftorique Jur quelques architectes frangais
du XVe Jiecle, Paris 1842 — ferner auf: Berty, A. Les grands architectes frangais etc, Paris 1860 — weiters auf:
Destailleur, H. Notice Jur quelques artifies frangais etc. Paris 1863. —- Die Ergebniffe diefer Schriften, fo wie derjenigen
von Jal, Charles Read u. a. m. nebft vielem neuen Material find in des Verfaffers Monographie: Les Du Cerceau, leur
vie et leur oeuvre etc. (Paris 1887) zufammengefafft.
318) Die verfchiedenen Gründe, welche zu diefen Ergebniffen führen, find in des Verfaffers eben genannter Schrift
über die Du Cerceau s enthalten und können dafelbft nachgelefen werden.