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Galerie Schack.
unserem Meister die Verhältnisfe seiner Jugend- und Lehrzeit versagt hatten. Durch die moderne colo-
ristische Richtung verleitet, und durch sie gewöhnt, die Form der Farbe hintanzusetzen, sowie dem
malerischen Gesammteindrucke den Vorzug vor der Composition und der Formensprache zu geben,
pssegt man heutzutage Schwind als Coloristen über die Achsel anzusehen und seine Leistungen in
Bezug auf die malerische Wirkung zu unterschätzen. Gegen diesen durchaus ungerechten und falschen
Standpunkt kann nicht eindringlich genug Verwahrung eingelegt werden. Ein Künstler wie Schwind,
ein Meister der Composition und ein Stilist wie er, hat das Recht, seine Farbe nicht als Selbstzweck,
sondern als Mittel zum Ausdrucke einer künstlerischen Conception beurtheilt zu sehen; keineswegs
aber darf er mit jenen Coloristen ex profcsfo in eine Parallele gestellt werden, welchen es hauptsächlich
auf den farbigen Effect ankommt und denen Form und Composition nur Mittel sind, eine passende
Vereinigung: malerisch wirkender Farbenssecke zu Stande zu bringen. Betrachtet man aber die Werke
Schwind's von dem Standpunkte, dass die Farbe dem auszudrückenden Idealgehalte eines Bildes
anzupassen und unterzuordnen sei, so wird man nicht umhin können, unserem Meister auch eine grosse
coloristische Begabung zuzuerkennen. Seine Aquarelle, nicht minder seine zwar mitOelfarben gemalten,
aber auf aquarellartige Wirkung berechneten Compositionen, wie die „Symphonie", weisen in der
That „jene einschmeichelnde Harmonie der Töne auf, welche auch die Gegensätze zu einem lieblichen
Ganzen zu vereinigen weiss und wie gute Musik anklingt". Unter den Arbeiten des Meisters, die
wir nun im Einzelnen betrachten wollen, ist nur seiten als Ausnahme von den vorstehenden allge-
meinen Bemerkungen, ein verunglücktes Colorit oder ein wesentlicher Mangel hinsichtlich der von uns
geschilderten charakteristischen Eigenschaften seiner Composition und Art der Darstellung aufzufinden.


Der Mittag.
 
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