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Wufsin bemerkt, dass Schild und Helm seiner Zeichnung von der Dürer'khen abweichen, des-
gleichen die Zatteln um die Helmdecke. Wufsin 's Blatt wies einen aus horizontalen Strichen gebildeten
Hintergrund auf, ferner in lateinischen, der Kanzleischrift sich nähernden Buchstaben unter dem Schilde
die Inschrift:
Joannis quaquam sint pulchra infignia Tfchertte — Vir tarnen Ingenii ess clarior ille bonis.
Eine Zeile tiefer standen das Monogramm C. M. O und das Datum MDXXXVI. Das Blatt auf der
Hofbibliothek hat Quartformat, das Papier ist ohne Wasserzeichen, die Federzeichnung ist ziemlich
ssüchtig, doch nicht ohne Schwung und Fertigkeit ausgeführt. Schild und Helm slehen nach rechts,
der Tartschenschild geht unten in eine Spitze aus, der Stechhelm ähnelt dem Dürer'ichen, ist jedoch
weniger decorirt; auch die Helm decke erinnert an die Form und Vertheilung der dortigen, reicht
aber beiderseits des Helmes höher empor. Auf einem breiten Bande liest man über dem Wappen:
IOHANN TSCHERT, darunter neben den Hörnern des Zimiers ,,15—20". Links unten neben dem
Schilde liegt perspecldvisch das Holzschneidertäfelchen mit CMO, rechts Zirkel, Stab und Armillarsphäre.
Der wilde Mann ist ruhig flehend, bei Dürer aber springend dargestellt.
In jüngster Zeit hat sseh nun noch eine dritte Handzeichnung des Wappens gefunden, welche
1838 in die Bibliothek der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses in Wien aus
der Schenkung merkwürdiger Druckwerke und Schriften des Major Franz Kraushaar gelangt ist.1 Diese
Zeichnung, welche an der Spitze unseres Aufsatzes in einer Redu6lion auf die Hälfte reproducirt ist,2 ver-
dient heraldisch wegen der besseren alten Form des Stechhelms und der noch einfacheren Helmdecke
jedenfalls den ersten Rang; in künstlerischer Hinsicht fleht sie wegen des schönen festen Striches im
nichtfiguralen Theile zwischen dem Dürer'ichen Schnitt und der Zeichnung der Hofbibliothek. Ihre
Datirung ist wohl nicht unanfechtbar. Die Jahreszahl 1519 ist in ganz moderner Zisferform und mit einer
etwas glänzenden Tinte an einem heraldisch unstatthaften Orte angeschrieben; das Monogramm CMO
stimmt in der Farbe und Buchstabenform mit dem oben flehenden Namen des Wappenführenden
überein, es könnte also Beides erst später in die Zeichnung eingetragen sein. Auf dem Blatte Wufsin''s
könnte vielleicht C. M. O nicht das Monogramm des Zeichners, sondern die Abkürzung einer Devise
nach Art der Stammbücher jener Zeit bedeutet haben; auf den beiden anderen Zeichnungen aber
ist das Monogramm auf einem Täfelchen nach Art der Holzsehneider geschrieben. Die Auffindung eines
Monogrammisten C. M. O sei glücklicheren Fofschern überlassen.
Auf dem Deckel des Wufsin'fchen Buches stand 1535 aufgedrückt, das Wappen aber war 1536
bezeichnet. Das hier neu publicirte Blatt ist jedenfalls älter; es kann dem Typus der Zeichnung nach
in der That 1519 entstanden sein, wenngleich diese Datirung augenseheinlich später, vielleicht aber doch
nach Tradition hinzugeschrieben worden ist. Die mathematischen Instrumente wiederholen sich, gleich
dem Monogramme auf dem Blatte der Hofbibliothek, finden sich aber nicht auf Dürers Entwürfe.
1 Vergl. den Aussatz von K.Ilg: „Ein Sammler-Original" in dem „Oesterreichischen Jahrbuch des Volksschristen-Vereines", 1879, S. 14S
3 Für die gütige Erlaubniss zur Reproduclion dieses Blattes spricht die Redaclion hiemit Seiner Excellenz dem Herrn Oberstkainmerer
Grasen Folliot de Crcnncville den verbindlichsten Dank aus.

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