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WAPPEN DES ÖSTERREICHISCHEN HERRSCHERHAUSES.
Von den Originalmodeln im Besitze des Allerhöchsten Kaiserhaufes abgedruckt und herausgegeben mit Genehmigung
Sr. Excellenz des Herrn Grasen Franz Folliot de Cremuville.
Wien, 1S78
N einem aus dem Jahre 1788 flammenden Inventar über die aus Schlofs
Ambras in die kunfthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaifer-
hauses gelangten mannigfachen Künftgegenftände erfcheinen vierunddreissig
geschnittene, saft gar nicht benützte und tadellos erhaltene Holzmodel,
welche Wappenbilder, Trophäen und Medaillons mit Köpfen darstellen und
ursprünglich zu einem Ganzen gehört haben, dessen Bestimmung jetzt nicht
mehr mit Sicherheit seftzuftellen ist. In richtiger Würdigung des Werthes diefer
Holzftöcke hat Seine Excellenz der Herr Oberstkämmerer Graf Folliot de Crenne-
ville, welcher der Pslege der graphifchen Künste in Oefterreich unausgesetzt
seine befondere Sorgsalt zuwendet, die Publication derfelben dem betrefsenden
Custos, Herrn Dr. Albert llg aufgetragen und sich damit ein wahres Verdienft,
nicht bloss um die Kunstgeschichte, fondern auch um die Ornamentik erworben. Denn bezüglich der in Rede
slehenden Arbeiten trisft vollkommen zu, was Dr. llg ihnen nachrühmt, und es verleiht ihnen in der That „der
vollendet ausgesprochene Stilcharakter der deutsehen Renaissance, das in aller Einfachheit höchft gefchmackvolle
Ornament und die sreikünftlerische Behandlung der heraldifchen Embleme entfehiedenen Werth; fie liesern in der
That den Beweis von der hohen, ftilrichtigen Entwicklung des Contour Holzfchnittes in jenen Tagen und eröffnen
dem modernen Ornamentiker eine Reihe der prächtigften Motive".
Von diefem Gefichtspunkte aus find wir Seiner Excellenz demHerrn Oberftkämmerer für die gütige Erlaubniss,
dem befprochenen Werke mehrere zu einem Gesammtbilde vereinigte Blätter entnehmen zu dürsen, zu lebhastestem
Danke verpslichtet. Trotzdem unsere nachstehende Illuftration auf1/« der Grosse der Originale reducirt ift, treten in
derselben doch die bereits charakterisirten künftlerischen Eigenfchaften der Zeichnung und die technifche Vollen-
dung des Holzschnittes klar zu Tage. Mit der seinften und richtigften Empsindung für die Gesammtdisposition ift
das Wappen des deutsehen Ordens im Mittelfelde unserer Illustration entworfen ; in dem Detail der Ornamente, in
der Art, wie fie dem Räume fich anfehmiegen und in der künstlerischen Verwerthung des heraldifchen Elementes,
beispielsweise der in der Heraldik eine fo vornehme Rolle spielenden Lilie, entfaltet fich das Form- und Stilgesühl
der Renaisfance zu herrlichen Blüthen. Fast an jedem der Blätter erfreuen uns neue, reizend ersundene Variationen
der durchwegs sestgehaltenen Grundsormen der Disposition und Ornamentik und immer musfen wir von Neuem
bewundern, wie ftilgerecht überall aus die Wirkung im Holzsclmitt Rückficht genommen erfcheint.
Der Herausgeber hat das Werk mit einer höchft interessanten, von grosser Quellenkenntnifs und liebevoller
Vertiefung in den Gegenstand zeugenden Einleitung hiftorifchen und technologifchen Inhaltes verfehen, in welcher
er der wohl begründeten Vermuthung Raum gibt, dafs die publicirten Holzmodel zum Bedrucken von Tapeten
beftimmt gewesen seien. Wir können nur wünfehen, dafs auch die anderen koftbaren Stücke der Ambrafer-Samm-
lung fich bald einer gleich gediegenen graphifchen Publication erfreuen mögen.
12 (II. A.)
 
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