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KECEISIOIEI,

L'OEUVRE COMPLET DE REMBBANDT.

DECRIT ET COMMENTE PAR CHARLES BLANC.

OUVRAGE COMRRENANT LA REPRODUTION DE TOUTES LE5 ESTAMFES DU MAITRE

EXECUTEE SDUS L» OIRECTIO» CE FIRMIN DEUNGLE

Paris, A. Quantin
1880.

lEMBRANDT theilt mit Dürer den Ruhm, nicht bloss durch seine Gemälde, sondern auch durch seine
mit der Radirnadel ausgeführten Compositionen seit zwei Jahrhunderten das Interesse der Kunstliebhaber
I mächtig erregt und ein radirtes Werk geschasfen zu haben, welches in der allgemeinen Werthschätzung
noch fortwährend steigt, da die Erkenntniss immer allgemeiner wird, dass der Genius des Amsterdamer Meisters,
ebenso wie der des Nürnberger, aus seinen Schöpfungen in Schwarz und Weiss besonders deutlich und charakte-
ristisch hervortritt. Kein Wunder daher, dass Rembrandt's Blätter immer seltener vorkommen und ihre Preise in
einer Steigerung begriffen sind, deren Gipfel man gar nicht absehen kann.1 Ohne Übertreibung kann man behaupten,
dass im zwanzigsten Jahrhunderte nur wenige Kunstliebhaber im Stande sein werden, gute echte Abdrücke
Rembrandt'scher Radirungen in geringer Anzahl zu erwerben und schon gegenwärtig genügt kaum eine Million Mark,
um das Werk in vorzüglichen Drucken halbwegs vollständig zusammen zu bringen, wobei von jenen vierunddreissig
Blättern, die bisher nur in je einem einzigen unveräusserlichen Exemplare bekannt sind, ganz abzusehen ist. Keine
Sammlung der Welt, nicht einmal das Museum von Amsterdam, besitzt das vollständige Werk Rembrandts ;
keine Sammlung wird es jemals besitzen, wenn nicht, gegen alle Wahrscheinlichkeit, andere bisher unbe-
kannte Exemplare der erwähnten Unica irgendwo auftauchen sollten. Der Kunstliebhaber, der (ich nicht damit
zufrieden gibt, das halbe Hundert von Blättern zu kennen, welche häufiger vorkommen, weil von den Platten ursprüng-
lich eine grössere Anzahl von Abdrücken gemacht worden ist, muss daher grosse und kostspielige Reisen unter-
nehmen, um zu einem genauen Überblick über das ungeheure radirte Werk Rembrandt's zu gelangen; eine
vergleichende Prüfung der seltener vorkommenden Blätter des Meisters vollends ist nur in wenigen Städten der
Welt möglich. Gegen diesen Stand der Dinge gab es bis zur Erfindung der Photographie keine Abhilfe, denn
die zahlreichen und verschiedenartigen Nachbildungen Rembrandt'scher Blätter durch spätere Stecher in der
Absicht, ihre Produste für echte zu verkaufen, halten mit den Originalen selbstverständlich keinen Vergleich aus,
obsehon es unter diesen Falsificaten mehrere gibt, die äusserst geschickt gemacht sind. Erst mit Hilfe der Photo-
graphie wurde es möglich, genaue Abbilder der seltenen Blätter Rembrandt's zu erlangen und die gegenwärtig so
sehr vorgeschrittene Heliogravüre setzt uns in die Lage, Nachbildungen zu erzielen, welche auch die herrliche
Wirkung des Rembrandt'schen Colorits in Schwarz und Weiss wiedergeben und nahezu denselben Eindruck
hervorrufen wie die Originaldrucke, freilich ohne jenen ewig unerreichbaren Reiz, den der echte Liebhaber
empfindet, wenn er eines der Blätter hält, die mit der Hand des Meisters in Berührung gekommen, auf welchen
sein Auge geweilt hat.
Als Beispiel sei das berühmte „Hundertguldenblatt" angeführt, dessen Preis zu Rembrandt's Zeit nach dem heutigen Geldwerthe nicht
ganz tausend Francs ausmacht. Vor fünfzehn Jahren hat der berühmte Landsehafter Th. Roujeau einen allerdings ausserordentlich schonen
Abdruck mit mehr als achttausend Francs bezahlt und vor zehn Jahren hat der bekannte Sammler Herr Dutuit zu Ronen einen Abdruck im
ersten Zustande nach hartem Kampf mit anderen Liebhabern um 27.000 Francs erstanden.
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SAH
 
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