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DREI MALER-RADIRUNGEN.

Von August Grösz, Lonise Begas-Par?nentier und Carl Onlzen.


NSERE Gesellschaft ist jederzeit thunlichst bestrebt, die Maler-Radirung zu befördern und
pssegt insbesondere junge Künstler aufzufordern, dass sie sseh die Technik der Radirung eigen
machen und bei ihren Studien sseh mitunter auch der Nadel, dieses so schmiegsamen, kräftigen
und malerischen Ausdrucksmittels bedienen. Mehrfach bereits hat die Gesellschaft die Genugthuuno-
gehabt, dass ihre Anregungen in dieser Richtung nicht erfolglos geblieben sind; mehrfach ist es auch
vorgekommen, dass junge Maler sich der Radirung zugewendet haben, in der Erwartung, dass unsere
Gesellschaft die Publication der von ihnen ausgehenden Blätter übernehmen werde. So sind wir nun in
der Lage, drei hübsehe Maler-Radirungen unseren Mitgliedern vorzuführen, Reisefrüchte junger Künstler,
die wir mit Vergnügen in den Kreis unserer künstlerischen Mitarbeiter eintreten sehen.
Aus den Niederlanden hat August Grösz das Motiv zu seiner Landschaftsstudie geholt, bei welcher
er eine kleine Terrainwelle so geschickt benützt hat, um einen malerischen Contrast zwischen dem
unebenen, durch nette Bauernhäuschen und Figuren belebten Vordergrund und dem ssachen Hinter-
grunde, der in den leicht bewölkten Himmel ohne deutliche Scheidelinie übergeht, wirksam darzustellen.
Der junge Künstler, am 17. Juli 1847 zu Wien geboren, absolvirte die Universitätsstudien an der Wiener
philosophischen Falcutät, hospitirte gleichzeitig bei Professor Albert Zimmermann an der Academie der
bildenden Künste und widmete sich dann ausschliesslich der Kunst. Nach Professor Zimmermann's
Pensionirung arbeitete er einige Monate bei Robert Rufs und vollendete seine Studien in der Schule
des Professors von Lichten/eis. An der Academie erwarb er den Reichel'schen Studienpreis und die
Füger'ic\\Q goldene Medaille. Nach einer zweijährigen Studienreise durch Italien, von welcher er 1875
heimkehrte, begann Grösz seine selbstständigfe Thätigkeit uncl hat sich bereits durch mehrere Bilder,
von denen zwei sich in der Galerie eines Gründers unserer Gesellschaft, Seiner königlichen Hoheit des
Prinzen August von Sachsen-Coburg-Gotha befinden, vortheilhaft bekannt gemacht.
Frau Louise Begas-Parmentier, welcher wir unsere zweite Radirung verdanken, ist unseren Mit-
gliedern schon seit längerer Zeit bekannt (s. „Mitth. der Ges. f. verf. Kunst," 1879, Sp. 26). Das Motiv
aus der Villa Ludovisi, das die junge Künstlerin für uns radirt hat, ist glücklich gewählt und mit jener
feinen coloristischen Empfindung ausgeführt, welche wir an den Arbeiten derselben bereits anzuer-
kennen Gelegenheit hatten.
Das einfache ländliche Motiv aus Weissenkirchen an der Donau von Carl Onken dürfte wegen
seiner vorzüglichen Zeichnung uud hübsehen malerischen Behandlung ebenfalls Anklang finden. Der
Künstler, 1846 in Jever im Grossherzogthume Oldenburg geboren, ist von 1870 bis 1879 ein Schüler des
Professors von Lichten/eis an der Wiener Academie der bildenden Künste gewesen und wird als Land-
schaftsmaler ohne Zweifel seinen Weg machen; von seinem Talent gibt auch unser Blatt einen
ansprechenden Beweis.
O. B.


 
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