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I_>

UBLIGATIOMEH.

DIE TAUFE DES HEILIGEN STEPHAN,
Lichtkupfeistich des k. k. militär-geographifchen Inßitutes in Wien.
Nach einer Zeichnung von Benczür Gyula.

Atelier Piloty's an der Münchener Academie kann mit Recht sich
.ihmen, dass durch dasselbe in verhältnissmässig kurzer Zeit eine
ize Schaar junger, den verschiedensten Richtungen nachstrebender
lente gegangen ist, die aussergewöhnlich rasch Anerkennung
ld Bedeutung erlangt haben. Zu ihnen gehört auch der Ungar
enczür Gyula (Julius), der gegenwartig einer der bekanntesten und
jesehensten Münchener Maler ist. Der Künstler wurde am 28. Januar
in Nyireghäza geboren, wo sein Vater Apotheker war, über-
leite aber noch vor dem Jahre 1848 mit den Eltern nach Kaschau,
die Heimat seiner Mutter. Schon in frühester Jugend zeigte er eine
ausserordentliche Begabung und Vorliebe für das Zeichnen ; sein erstes Honorar,
bestehend aus zwei Silber-Rubeln, erwarb er als fünfjähriges Kind während der
russischen Intervention, da er einem russischen Officier eine seiner Zeichnungen
verkaufte, den Kampf zwischen einem wohlberittenen ungarischen „Huszär" und
einem russischen Soldaten darsteilend, in dem derLetztere natürlich denKürzeren
zog.1 Benczür's Vater hatte die Absicht, aus dem mit so ausgesprochenen Anlagen
begabten Sohne einen Architekten zu machen und liess ihn die Realschule absolviren;
daneben nahm aber dieser gründlichen Zeichnenunterricht bei zwei damals in Kaschau
ansässigen Malern, den Brüdern Klimkovics. Als der Jüngling vor der Berufswahl
stand, regte der Drang zur Malerei sich in ihm so mächtig, dass der Vater nachgeben
musste und so bezog Benczür zu Ostern 1861 die Münchener Academie, wo er die
Aufnahmsprüfung glänzend bestand. Anfangs zeichnete er bei Hütcnsperger nach der
Antike und malte bei Anfchütz nach der Natur, bei welchen Studien ihm ein älterer
Landsmann, der Pilotyschüler B. von Szekely, hilfreiche Hand leistete; aber schon
nach drei Jahren, 1864, erzielte Benczür mit einem von der Kaschauer Sparcasse bestellten Porträt ihres Directors
und mit dem vom „Ungarischen Landesverein für bildende Kunst" reproducirten und 1866 unter seine Mitglieder
vertheilten Genrebild „Fischer am Plattensee" einen so grossen Erfolg, dass er ein ungarisches Staatsstipendium
und bald darauf, 1865, die Aufnahme in die Schule Pilot/s erlangte. Gerade um die Zeit hatte dieser Meister
eine Plejade bedeutender junger Talente um sich versammelt , von denen gegenwärtig Makart, Gabriel Max,
Defregger, Kurzbauer, Liezen-Mayer, Alexander Wagner, Rudolph Seitz, Grützner, Gysis, Adamo, Lossow und
Andere, gleich Benczür, in der deutsehen Kunstwelt berühmt geworden sind. Der junge ungarische Maler arbeitete
nahezu fünf Jahre unter den Augen des genannten Meisters ; zu seiner Ausbildung entwarf er zahlreiche
Compositionsskizzen, für seinen Lebensunterhalt aber malte er viele Porträts und kleine Genrebilder. Schon 1866
1 Wir haben, auiser perlonlichen Mittheilungen des Künstlers, vornehmlich den Aussatz von Szechy Kriroly in dem Budapester illustrirten
Journale „VASARNAPI UjsÄG" (Jahrg. XXVII, Nummer 27, 1SS0) als Quelle benutzt.
 
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