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Abb. 1. Moritz v. Schwind, Das Urteil des Midas. Nach der lavierten Bleistiftzeichnung.

DIE SAMMLUNG DER FÜRSTIN CAROLYNE
SAYN-WITTGENSTEIN.

Die deutschen Künstler überreichten 1850 König Ludwig I. von Bayern, ihrem großen Gönner,
ein Album, zu dem jeder eine Arbeit beigetragen hatte. Für die weiteste Verbreitung des Inhalts
sorgte eine bald erfolgte Vervielfältigung. Die Sammelfreude auf graphischem Gebiet, die nie
geruht hatte und durch mancherlei Faktoren wachgehalten worden war, erhielt einen neuen
Antrieb, namentlich in hochgestellten Kreisen warf man sich mit Eifer auf die Anlage eines solchen
Albums und bis tief in die bürgerlichen Familien wirkte dieses Beispiel nach. Das Sammeln von
Druckgraphik und Handzeichnungen oder die Führung eines Stammbuches wird vielfach von
diesem neuartigen Zusammentragen von bildhaft abgerundeten, am liebsten farbigen Künstler-
arbeiten abgelöst. Das Bedürfnis nach dem typischen Albumblatt ist in den fünfziger und sechziger
Jahren außerordentlich groß und der Künstler von Ruf muß sie auf Vorrat haben, um den zahl-
reichen Wünschen gerecht werden zu können. Geschäftige Naturen unter den Unbedeutenderen
haben die Nachfrage mit billigem Angebot befriedigt und eine ursprünglich ernste Angelegenheit
sehr bald banalisiert. Friedrich Preller charakterisiert diese ansprechenden Nichtigkeiten:1 »Da

l Die Briefstellen nach La Mara, Aus der Glanzzeit der Weimarer Altenburg, Leipzig 1905.

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