Am 6. November 1818 schreibt Friedrich Schlegel' aus München an seine Gattin Dorothea in
Rom: Du wirst Dich vor allen Dingen freuen — daß ... ich Dir wohl in fünf oder sechs Tagen spätestens
von Wien aus von meiner glücklichen Ankunft Nachricht werde geben können . . . Ich habe mit
Cotta in Stuttgard . . . sehr viel über die deutsche Kunst und Künstler in Rom gesprochen, für die er
schon eine sehr lebhafte Theilnahme hatte, die ich dennoch auf jede Weise zu vermehren und leb-
hafter anzuregen versucht habe, und zwar mit dem besten Erfolge . . .
Friedrich Schlegel schreibt an Dorothea, Wien, den 14. November 1818:2 ... Die sämtlichen
Pilats" haben mich mit der herzlichsten Freundschaft empfangen . . . Was das Eigentliche meiner
Lage anbetrifft, so kann ich Dir, bevor der Fürst zurückgekommen, natürlich noch gar nichts darüber
schreiben. Er wird, samt der ganzen Fluth der Herren und Minister nun wohl bis Ende des Monathes
hier sein, also bald genug, bleibt aber nicht lange. In der Mitte Januar geht der Zug nach Italien . . .
Dorothea schreibt an Friedrich Schlegel aus Rom, 15. November 1818:4 ... Man spricht wieder
davon, daß derKayser herkommen wolle, ist das so? und kommt dann der Fürst Metternich auch mit?
Aber man kann nicht einmal aus vollem Herzen hoffen, dass eine solche Begebenheit für unsere braven
Künstler von Folgen seyn würde, denn alle unsere Grossen umgeben sich und beschützen die Aus-
länder oder die schlechten und Gegner unsrer deutschen religieusen Jugend, die so thun, als wären
sie nur Mahler und Künstler aus Gout und Liebhaberey, eigentlich aber gute Gesellschafter, gefällige
aimable Müssiggänger, bon vivants und dabei voller niedlichen Talente. Das sind so die Lieblinge
unsrer Grossen. Über unsre ernste bescheidene, fromme Jugend wird gehohnlacht, und käme dann
zum Unglück gar einmal einer im deutschen Rock, so wäre er völlig verloren, und wenn er wie
Raphael malt. Es ist hier wie überall, unsre ärgsten Feinde haben wir unter denen, die uns beschützen
sollten, weil wir es besser mit ihnen meynen als diejenigen, welche sie uns vorziehen.
Thomas Lawrence schreibt am 26. November 1818 aus Aachen an seine Nichte in London:3...
Die Minister, deren Porträts mir ebenfalls gelangen, bitten alle um Kopien davon — Fürst Harden-
berg, Fürst Metternich, Graf Nesselrode und der Herzog von Richelieu ... Mein beruflicher Umgang
mit dem Kaiser Franz ist nicht beendet. Ich muß ihn wieder malen und bin eben im Begriffe, mit
diesem Vorsatz nach Wien zu reisen und — den Generalplan des Prinz-Regenten vollendend — das
Porträt des Fürsten Schwarzenberg zu malen . ..
Ankunft.
Oesterreichisch-Kaiserliche Wiener-Zeitung Nr. 283 vom 10. December 1818: Angekommene
Ausländer den 7. December: Ritter Thomas v. Lawrence, königl. Grossbritanischer Hofmahler, von
Aachen (St. Nr. 51).«
Lawrence, ein Thema für die Wiener Gesellschaft,
geschildert von Lulu Gräfin Thürheim in ihrem Tagebuch7 1819: Der Fasching stand auf seinem
Höhepunkte. Seiina Mead, die Nichte Rasumoffskys . . ., Gabriele Gräfin Saurau die schönste Frau
-1820, herausgegeben von Heinrich Finke, Kempten, 1923, S. 117.
1 Der Briefwechsel Friedrich und Dorothea Schlegels 1818
2 Briefwechsel a. a. 0., S. 119.
3 Joseph Anton Pilat, Sekretär des Fürsten Metternich, später Regierungsrat im Dienste bei der Staatskanzlei.
* Briefwechsel, a. a. O., S. 122.
'•> Mitgeteilt von Lord Gower in der Monographie über Sir Thomas Lawrence, London 1900, S. 43.
6 Die in Klammern beigesetzte Wohnungsadresse Stadt Nr. 51 bezeichnet das Haus des Grafen Josef Esterhazy in der Hinteren Schenken-
straße als das Absteigquartier von Lawrence. Der Graf war der Schwiegersohn des Fürsten Metternich, Gemahl von dessen erstgeborener
I ochter Ahme.
u-i. '.off TU^ Alt55'e,TCich- XI: Gräfin Lulu ™r»eim, Mein Leben - herausgegeben von Rene van Rhyn, .München, Georg
f"'"'!9'4; Ba"d S- 307' 309^312' " Die Titelvignette dieser Abhandlung über Lawrence in Wien ist eine Reproduktion einer Zeichnung
der Grafin Thurheun, darstellend Thomas Lawrence in Wien 1819, in einem Album der Gräfin Thürheim, das aus dem Nachlaß der Sammlung
von Dr. Albert Figdor dem Kunsthistorischen Museum in Wien gehört.
f0iw>
"Iii.
Rom: Du wirst Dich vor allen Dingen freuen — daß ... ich Dir wohl in fünf oder sechs Tagen spätestens
von Wien aus von meiner glücklichen Ankunft Nachricht werde geben können . . . Ich habe mit
Cotta in Stuttgard . . . sehr viel über die deutsche Kunst und Künstler in Rom gesprochen, für die er
schon eine sehr lebhafte Theilnahme hatte, die ich dennoch auf jede Weise zu vermehren und leb-
hafter anzuregen versucht habe, und zwar mit dem besten Erfolge . . .
Friedrich Schlegel schreibt an Dorothea, Wien, den 14. November 1818:2 ... Die sämtlichen
Pilats" haben mich mit der herzlichsten Freundschaft empfangen . . . Was das Eigentliche meiner
Lage anbetrifft, so kann ich Dir, bevor der Fürst zurückgekommen, natürlich noch gar nichts darüber
schreiben. Er wird, samt der ganzen Fluth der Herren und Minister nun wohl bis Ende des Monathes
hier sein, also bald genug, bleibt aber nicht lange. In der Mitte Januar geht der Zug nach Italien . . .
Dorothea schreibt an Friedrich Schlegel aus Rom, 15. November 1818:4 ... Man spricht wieder
davon, daß derKayser herkommen wolle, ist das so? und kommt dann der Fürst Metternich auch mit?
Aber man kann nicht einmal aus vollem Herzen hoffen, dass eine solche Begebenheit für unsere braven
Künstler von Folgen seyn würde, denn alle unsere Grossen umgeben sich und beschützen die Aus-
länder oder die schlechten und Gegner unsrer deutschen religieusen Jugend, die so thun, als wären
sie nur Mahler und Künstler aus Gout und Liebhaberey, eigentlich aber gute Gesellschafter, gefällige
aimable Müssiggänger, bon vivants und dabei voller niedlichen Talente. Das sind so die Lieblinge
unsrer Grossen. Über unsre ernste bescheidene, fromme Jugend wird gehohnlacht, und käme dann
zum Unglück gar einmal einer im deutschen Rock, so wäre er völlig verloren, und wenn er wie
Raphael malt. Es ist hier wie überall, unsre ärgsten Feinde haben wir unter denen, die uns beschützen
sollten, weil wir es besser mit ihnen meynen als diejenigen, welche sie uns vorziehen.
Thomas Lawrence schreibt am 26. November 1818 aus Aachen an seine Nichte in London:3...
Die Minister, deren Porträts mir ebenfalls gelangen, bitten alle um Kopien davon — Fürst Harden-
berg, Fürst Metternich, Graf Nesselrode und der Herzog von Richelieu ... Mein beruflicher Umgang
mit dem Kaiser Franz ist nicht beendet. Ich muß ihn wieder malen und bin eben im Begriffe, mit
diesem Vorsatz nach Wien zu reisen und — den Generalplan des Prinz-Regenten vollendend — das
Porträt des Fürsten Schwarzenberg zu malen . ..
Ankunft.
Oesterreichisch-Kaiserliche Wiener-Zeitung Nr. 283 vom 10. December 1818: Angekommene
Ausländer den 7. December: Ritter Thomas v. Lawrence, königl. Grossbritanischer Hofmahler, von
Aachen (St. Nr. 51).«
Lawrence, ein Thema für die Wiener Gesellschaft,
geschildert von Lulu Gräfin Thürheim in ihrem Tagebuch7 1819: Der Fasching stand auf seinem
Höhepunkte. Seiina Mead, die Nichte Rasumoffskys . . ., Gabriele Gräfin Saurau die schönste Frau
-1820, herausgegeben von Heinrich Finke, Kempten, 1923, S. 117.
1 Der Briefwechsel Friedrich und Dorothea Schlegels 1818
2 Briefwechsel a. a. 0., S. 119.
3 Joseph Anton Pilat, Sekretär des Fürsten Metternich, später Regierungsrat im Dienste bei der Staatskanzlei.
* Briefwechsel, a. a. O., S. 122.
'•> Mitgeteilt von Lord Gower in der Monographie über Sir Thomas Lawrence, London 1900, S. 43.
6 Die in Klammern beigesetzte Wohnungsadresse Stadt Nr. 51 bezeichnet das Haus des Grafen Josef Esterhazy in der Hinteren Schenken-
straße als das Absteigquartier von Lawrence. Der Graf war der Schwiegersohn des Fürsten Metternich, Gemahl von dessen erstgeborener
I ochter Ahme.
u-i. '.off TU^ Alt55'e,TCich- XI: Gräfin Lulu ™r»eim, Mein Leben - herausgegeben von Rene van Rhyn, .München, Georg
f"'"'!9'4; Ba"d S- 307' 309^312' " Die Titelvignette dieser Abhandlung über Lawrence in Wien ist eine Reproduktion einer Zeichnung
der Grafin Thurheun, darstellend Thomas Lawrence in Wien 1819, in einem Album der Gräfin Thürheim, das aus dem Nachlaß der Sammlung
von Dr. Albert Figdor dem Kunsthistorischen Museum in Wien gehört.
f0iw>
"Iii.