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Jan Rambousek, Peripherie.

Farbige Lithographie.

JAN RAMBOUSEK.

(EIX SCHILDERER MENSCHLICHEN ELENDS.)

Großstadt? Ach, die Großstadt! Die Gassen, ein einziges großes Auslagenfenster,' ein Gleißen,
Leuchten, Flimmern von tausend märchenhaften Dingen, Sehnsucht der Sinne erregend. Ver-
heißungen bunter Plakate locken, tückische Gutmütigkeit einer Kupplerin: habt ihr Verlangen nach
dem glockentönenden C des berühmten Tenors, dem dumpfen Wehklang des Cellos im heimlichen
Quartett, mehr nach den breitmächtigen Wogen des Orchesters oder dem Kreischen einer senti-
mentalen Jazz? Habt ihr Begier nach dem nervenaufpeitschenden, mysteriösen Schauer blutiger
Tragödien oder nach der geschminkten, schamlosen Nacktheit der Mädchenleiber in der Talmipracht
von Brokat, Edelsteinen und magischer Beleuchtung — die Revuen sind voll davon. Doch nein, ich
weiß, ihr wollt über die naiven Scherze lachen, Scherze, deren ihr selbst euch schämen würdet, die
er euch aber mit dummdreistem Lächeln vorträgt. Wählt! Wählt aus dem Vollen. Alles ist käuflich:
Lachen, Schönheit, Lustigkeit und die Liebe. Die Großstadt, ein kleines Beispiel des Paradieses auf
diesem schändlichen Planeten.

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