Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zeichnerische Übungen betrach-
tet. Da wurden sie, wie es
scheint, sein Bestes. Und das ist
charakteristisch. Ackermann ist
bescheiden, eine gewisse Non-
chalance, ein gewisser Mangel
an Prätension macht sich bei
ihm angenehm bemerkbar. Er
will gar kein Opus herausstellen,
über das man später dickeBücher
schreiben kann. Das unsinnige
und hoffnungslose Leben der
Gegenwart, seine völlige Dishar-
monik, müsse, so meint er, auch
in der künstlerischen Produktion
immediat zum Ausdruck kom-
men, in ihrem Mangel an Ein-
heitlichkeit, in ihrer Spontaneität,
in ihrer Zufälligkeit. Die anderen
seien nicht echt, seien Bilder-
fabrikanten. Ackermann liebt
sehr die Vagabunden und Land-
streicher. 1929 entsteht der
»Kunde« und die Platte der
Vagabunden, auf der Physiogno-
mien dieser seiner glücklich-
unglücklichen Freunde festge-
halten sind. Er hat selbst etwas
von dieser Sorte von Menschen,
von ihrer aus verbissener Wut
geborenen Heiterkeit, kurz ge-
sagt, er hat Galgenhumor, den Humor, der sich einstellt, wenn das Unangenehme die Grenze des
Tragbaren eigentlich schon überschritten hat. Er schreibt und warum sollte man ein solches Wort,
das die Stimmung so vieler zum Ausdruck bringt, nicht wiedergeben?: »Ae~~
Auch das Sterben wird eine sein. Da wird dann nicht georgelt und ge. =~m
keine Leute herum und heulen. Ich will nichts hinterlassen, weder Kincf-
ja vielleicht habe ich einmal den Mut und bringe meine Arbeiten um«.
Stuttgart, Februar 1932.

Max Ackermann, Liesa. 1932

Caltn adelradierung.

88
 
Annotationen